Anne liebt ihre Alpakas heiß und innig

18.3.2015, 08:00 Uhr
Anne liebt ihre Alpakas heiß und innig

© Daniel Ammon

„Alpakas!“ Anne Rücks Ruf ist weithin zu hören. Sofort kommen neun Alpakas von ihrer Weide in den Stall getrabt und versammeln sich um ihre Besitzerin. Es ist Fütterungszeit. Zielstrebig laufen die Schwielensohler der Gattung Vicugna pacos auf die zwei mit Mineralfutter gefüllten Tröge zu. „Das lieben die“, sagt die 21-Jährige und lacht. Zwei Tröge sind wichtig, damit jeder an das Futter herankommt, denn bei den Alpakas herrscht eine strikte Rangordnung. „Normalerweise spucken die Alpakas aufeinander, wenn es ums Fressen geht“, erzählt Anne Rück. Heute sind sie ganz brav. Ein braunes Alpaka kommt zu spät. Nach kurzem Suchen zwängt es sich zwischen zwei beige Tiere.

Die Weide der Tiere liegt etwas außerhalb von Gerbersdorf. Auf ihr haben die Alpakas genügend Platz, um sich frei bewegen zu können. Und den benötigen die exotisch anmutenden Tiere auch. Wenn es warm ist, bekommen sie ihr Futter draußen im Futterstand.

Anne Rück ist durch einen Bericht im Fernsehen und einen Zeitschriftenartikel auf die Alpakas aufmerksam geworden. „Seitdem wollte ich auch solche haben“, erzählt die Landwirtschaftsstudentin, die ihr zweites Semester an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf absolviert.

Im Mai 2014 schaffte sie sich die ersten – durchaus kostspieligen – Tiere an: drei trächtige Stuten, eine Jungstute und einen Wallach kaufte sie bei Ilona Kindler, einer Züchterin aus Rothenburg ob der Tauber. Heute werden die meisten Tiere für den inländischen Markt in Deutschland geboren, ein Teil wird aus Neuseeland eingeflogen.

Ursprünglich kommen die Alpakas aus den Hochanden in Bolivien und Peru. Die domestizierte Kamelform gehört zur Familie der Lamas. Es gibt zwei Typen, die sich anhand ihrer Wolle unterscheiden lassen: Huacaya-Alpakas haben eine feine und gleichmäßig gekräuselte Faser, Suri-Alpakas haben gelocktes Fell. Im 40-Einwohner-Ort Gerbersdorf leben Tiere des Huacaya-Typs.

Alpakas sind in Deutschland Seltenheit

Wie viele Alpakas es in Deutschland gibt, weiß niemand. Es gibt verschiedene Register, in denen sie aufgeführt werden. Meist sind diese bei Alpaka-Verbänden angesiedelt. Der größte ist der Alpakazuchtverband Deutschland (AZVD), wo rund 10.000 Tiere registriert sind. „Die Dunkelziffer dürfte aber noch höher liegen“, meint Claudia Böge, die Geschäftsstellenleiterin des AZVD aus Lebrade (Schleswig-Holstein). Sie schätzt den Bestand in Deutschland auf etwa 13.000 Tiere.

„Es besteht keine Registrierpflicht. Auch sind Züchter nicht verpflichtet Todesfälle, wie etwa bei Schweinen, zu melden“, bedauert Herbert Ruch, der Vorsitzende der „Alpaca Association“ aus Gomadingen (Baden-Württemberg). 2011 könnten 11 000 Tiere in Deutschland gelebt haben, heute um die 15 000. Die Zahl der Züchter nehme aber eindeutig zu – und somit auch die Anzahl der Tiere, so Ruch.

Die medizinische Versorgung der pelzigen Andenbewohner steckt in Deutschland noch in den Kinderschuhen. Nach Ruchs Worten gibt es keine Impfstoffe. „Wenige bis keine Tierärzte kennen sich mit Alpakas aus“, erklärt der Experte. Das weiß auch Anne Rück, die aber in Dr. Jörg Frank aus Weidenbach einen Tierarzt gefunden hat, der sich gerne Wissen über Alpakas aneignet und sie fachlich unterstützt.

Eine Alpakastute kann jährlich ein Junges bekommen. Die Tragezeit liegt bei zwölf Monaten. Einmal im Jahr werden die Alpakas auch geschoren. Schon die Inkas züchteten die Tiere wegen ihrer Wolle, die es in bis zu 22 Farbschattierungen gibt: von weiß bis schwarzgrau. Die Alpakafaser macht nur einen kleinen Teil auf dem weltweiten Wollmarkt aus, jedoch steigt die Nachfrage. Der Grund: Alpakawolle ist feiner als Kaschmir, leichter als Wolle und wärmer als beides.

Die Wolle wird in Wollmühlen aufbereitet. Anne Rück hat sich eine Einrichtung in Jahnsdorf-Leukersdorf (Sachsen) ausgesucht. Die Jungzüchterin hat Großes vor: „Ich träume von einer Alpakazucht, wo ich die Wolle dann verkaufen kann.“ Aus der Wolle lässt sich von Steppdecken bis Kleidern viel herstellen. Anne Rück weiß, was sie will. Anfragen für ihre Wolle hat sie jedenfalls genug.

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