Ausrangiertes war begehrt
21.9.2010, 14:43 UhrBereits im Jahr 2008 fand auf dem Gelände in der Weinstraße eine Fahrzeug- und Geräteversteigerung statt. Seit damals waren wieder genügend Gegenstände für eine zweite Auktion zusammengekommen, die das Zentralfinanzamt Nürnberg für das Staatliche Bauamt Ansbach nun an den Mann brachte.
Im Hof der Straßenmeisterei waren insgesamt 40 Geräte und Fahrzeuge aufgereiht, allesamt ausrangiertes Eigentum verschiedener Straßenmeistereien (SM). Die Versteigerungsobjekte waren vorher an den Standorten Neustadt an der Aisch, Rothenburg, Uffenheim, Feuchtwangen, Ansbach, Weißenburg und in Gunzenhausen im Einsatz, erklärte der Gunzenhäuser Dienststellenleiter Matthias Opel. Nach gut zwölf Jahren haben die Fahrzeuge und nach 20 Jahren die Geräte ausgedient.
Eine halbe Stunde hatten die Interessenten Zeit,die Exponate in Augenschein zu nehmen. Schon vorher haben sich gut 30 Personen vor dem noch geschlossenen Tor der Straßenmeisterei Gunzenhausen versammelt, die ungeduldig auf die Öffnung warteten. Im Laufe der Besichtigung wuchs die Zahl der potenziellen Käufer auf zirka 110, die alle die Objekte ihres Interesses begutachteten.
Leiter der Auktion war wie vor zwei Jahren Helmut Preis vom Zentralfinanzamt Nürnberg, der für alle Versteigerungen in Nordbayern zuständig ist. Der Mann vom Fach stellte vor Beginn der Gebotabgaben die Bedingungen vor: Der Zuschlag erfolgt nach dem dreimaligen Wiederholen des Gebots, und abgeholt werden müssen die Fahrzeuge und Geräte innerhalb einer Woche. Die meisten ersteigerten Objekte wurden unmittelbar nach der Bezahlung vom Hof der SM gebracht.
Gleich bei der ersten Position auf der Liste, einem orangen VW-Kastenwagen, konnte Preis seine Schnellsprechfähigkeiten unter Beweis stellen. Zwei Bieter aus dem Publikum hatten sich auf den Wagen mit Erstzulassung 1994 „eingeschossen“ und behielten ihre Hand gleich oben.
Das gleiche Bild zeigte sich auch, als der erste Lkw unter den Hammer kommen sollte. Das Fahrzeug, das bereits zwölf Jahre auf dem Buckel hat, war heiß begehrt und verließ später für 17400 Euro den Hof. Die zwei Bieter, einer lässig mit Zigarette im Mundwinkel, behielten während des Bietens beide ihre Zettel gleich oben. In 100-Euro-Schritten schnellte der Preis für den Lkw nach oben, wobei es der Profi-Versteigerer verstand, die beiden Bieter immer wieder aus der Reserve zu locken. Als die Interessenten am Schluss ins Zögern kamen, feuerte Preis sie mit einem „Komm,einer geht noch!“ an. Letztendlich konnte das Mindestgebot von 7500 Euro mehr als verdoppelt werden.
Insgesamt war Dienststellenleiter Opel aber mit der „Ausbeute“ bei den Großfahrzeugen, Lkws und Unimog, nicht ganz zufrieden. Im Vergleich zu den erzielten Preisen bei der vorigen Auktion in Gunzenhausen schnitten die Großfahrzeuge heuer schlechter ab. Vor allem für den Unimog war diesmal nicht das richtige Publikum da. Wären ein paar „Spezialkunden“ anwesend gewesen, hätten diese sich gegenseitig wieder angetrieben und nach oben gepusht, mutmaßte Matthias Opel.
Das Interesse konzentrierte sich dafür auf die Schneepflüge und Streuautomaten. Diese waren die unerwarteten Höhepunkte für die Bieter, vergleicht man Mindest- und Zuschlagsgebot. Bei einem der Schneepflüge konnte das Einstiegsgebot von 250 Euro dank des großen Interesses sogar verzehnfacht werden. Matthias Opel erklärte sich die große Nachfrage damit, dass viele wieder einen ähnlich harten Winter wie im letzten Jahr erwarten.
Ein Pkw-Anhänger mit Unfallschaden hatte mit 50 Euro das niedrigste Mindestgebot auf der Liste. Da erlaubte Helmut Preis den Interessenten, auch in Zehn-Euro-Schritten zu steigern, normalerweise erhöht sich der Preis in 50er-Schritten. So kam der Anhänger dann für 90 Euro als günstigstes Objekt unter den Hammer. Das Geschick des Versteigerers war auch beim letzten Objekt auf der Liste, einem Holzspalter, gefragt. Keiner der Anwesenden war bereit, auf das Mindestgebot von 700 Euro einzugehen. Nach kurzem Warten bat Preis um Vorschläge aus dem Publikum, um somit zu verhindern, dass die SM Gunzenhausen auf dem Gerät sitzenbleibt. „400 Euro“, rief dann doch einer der Interessenten. Es schien so, als würde der Holzspalter weit unter seinem Wert verkauft werden.
Da kam die Routine von Helmut Preis ins Spiel. Er spornte die Bieter mit Sätzen wie „Jetzt nicht einknicken!“ an.Somit konnte er für den anfänglichen Ladenhüter doch noch 950 Euro für das Staatliche Bauamt Ansbach erwirtschaften. Insgesamt zeigte sich Helmut Preis mit den Zuschlägen zufrieden. Er kommt gerne nach Gunzenhausen, erzählte er, da die Versteigerungen hier sowohl vom Angebot als auch vom Publikum her interessant sind.
Nachdem auch das letzte Objekt unter den Hammer gekommen war, wurde der finanzielle Teil der Auktion abgewickelt. Die Meistbietenden mussten ihre Einkäufe bar bezahlen. Da sich der Gesamtgewinn im sechsstelligen Bereich bewegt,war ein Polizeibeamter zur Sicherheit anwesend, erklärte der Dienststellenleiter Opel. Von den bei der Auktion erzielten Einnahmen wird das Staatliche Bauamt Ansbach nun neue Geräte und Fahrzeuge für die Straßenmeistereien anschaffen.