Bekenntnis zu den Altmühlsee-Festspielen

19.8.2019, 14:49 Uhr
Bekenntnis zu den Altmühlsee-Festspielen

© Foto: Jürgen Eisenbrand

Es gibt wohl nur wenige Menschen, die sich über die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft nach Katar gefreut haben. Eine WM im Winter? Geht gar nicht. So jedenfalls die Meinung vieler Fußballfans. Dieter Rampe, der Bürgermeister der Gemeinde Muhr am See, gehört allerdings zu jenen Menschen, denen der Termin rein gar nichts auszumachen scheint. "Für uns ist das gut. Dann kommt uns das terminlich schon nicht in die Quere", sagte Rampe.

Im letzten Jahr habe parallel zu den Altmühlsee-Festspielen auch noch die WM in Russland stattgefunden. Und ob Besucher kommen oder nicht, hänge eben auch an solchen Faktoren. Und natürlich am Wetter. "Da hatten wir dieses Jahr aber richtig Glück", sagt Intendant Harald Molocher.

Zwar seien die Altmühlsee–Festspiele – was die Besucherzahlen angeht – in diesem Jahr etwas schleppend angelaufen, weil die aufgeführten Stücke "nicht so mundgerecht zubereitet waren", wie es Molocher formuliert. Doch als die Zuschauer verstanden hätten, welche Art von Theater sie erwartet, seien sie auch zahlreich erschienen. Intendant Molocher und Rathauschef Rampe wünschten sich dennoch ein bisschen mehr Risikofreudigkeit bei den Zuschauern. "Wir haben gute Qualität hier und brauchen uns absolut nicht zu verstecken", so Rampe. Man könne aber aus finanziellen Gründen nicht zahllose Vorstellungen desselben Stücks anbieten. Viele Besucher würden aber erst kommen, wenn sie sicher seien dass es sich lohne und eine Aufführung gute Kritiken bekommen habe. Und dann sei es oft schon zu spät.

3600 Besucher hätte man in diesem Jahr erreichen können, 2700 seien letztlich gekommen. "Da fehlen also nur noch 900. Das ist gar nicht so viel", sagt Intendant Harald Molocher und ergänzt: "Wir sind mit der Frequenz sehr zufrieden." Die Zahl von 3500 Zuschauern müsste perspektivisch aber angepeilt werden.

Bekenntnis zu den Altmühlsee-Festspielen

© Foto: Micha Schneider

 Mit der Zuschauerauslastung war auch Rathauschef Rampe zufrieden, dessen Bemerkung zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar aber auch eine andere Sache offenlegte. Rampe und Molocher denken offenbar wieder langfristig. Denn in Katar wird erst 2022 gespielt. Die Gemeinde habe sich in ihrer Sitzung einstimmig für die Festspiele ausgesprochen. Man mache sich keine Sorgen für die Zukunft, so Rampe. Und Molocher ergänzt: "Diese Diskussion muss jetzt mal aufhören, ob es die Festspiele gibt oder nicht gibt. Es gibt sie, sie sind wichtig für Muhr und Gunzenhausen und wir versuchen im kommenden Jahr wieder ein gutes Programm auf die Beine zu stellen."

Welche Theaterstücke dieses Programm dann beinhaltet, das wollte Intendant Harald Molocher allerdings nicht verraten. Er habe aus dem letzten Jahr gelernt. Seinerzeit habe er zu früh zu viel öffentlich gemacht. Dadurch sei für ihn Druck entstanden. Oftmals würden Stücke aber auch daran scheitern, dass man keine Rechte vom Verlag bekomme. Und die festen Zusagen der Schauspieler fehlten seinerzeit ebenfalls noch.

Beim Stück "Verrücktes Blut", das von einer konfliktgeladenen Schulklasse handelte und mit allen Klischees, aber auch Wahrheiten von muslimischen Macho-Jungs und vermeintlich unterwürfigen Kopftuch-Mädchen handelte, habe es sogar bis Januar gedauert, ehe man die Schauspieler zusammen hatte. Der Grund? Alle sollten einen Migrationshintergrund haben. "Das war dann schon sportlich", sagt Molocher. Entlocken ließ er sich deshalb lediglich, dass es wegen der guten Erfahrungen mit Michael Endes "Momo" nächstes Jahr ein etwas "deutlicheres Kinderstück" geben werde. Momo war eigentlich als Familienstück geplant, sei dann aber in der Altersklasse der neun- und zehnjährigen Kinder sehr gut angekommen. Am Zeitpunkt der Veranstaltung werde ebenfalls nicht gerüttelt.

Eine ausgeglichene Bilanz

Der Gesamtetat wird sich wieder auf rund 60 000 bis 65 000 Euro belaufen. Finanziert werden mussten heuer die vier Theaterstücke "Momo", "Paradiso", "Er ist wieder da" und "Verrücktes Blut" mit 21 Schauspielern, drei Regisseuren, fünf Licht- und Tontechnikern und die zwei verschiedenen Spielstätten. Über Eintrittsgelder, Firmen-Sponsoren-Pakete oder den Zuschuss vom Bezirk in Höhe von 10 000 Euro könne man laut Bürgermeister Rampe eine ausgeglichene Bilanz vorweisen. "Letztes Jahr und dieses Jahr auch wieder", so Rampe. Er schränkt allerdings auch ein: "Wir sind eine relativ kleine Gemeinde und können nicht Tausende Euro für Kultur ausgeben."

Keine neuen Töne für Harald Molocher, der dieses Jahr seine zweite Spielzeit als Intendant der Altmühlsee-Festspiele absolvierte. Seit 35 Jahren macht er Theater und noch nirgends konnte er sich "ins gemachte Nest setzen." Molocher weiß nur zu gut: "Kultur kann oft kein Positiv-Geschäft für Politiker einer Gemeinde sein."

Das Zusammenspiel zwischen Künstler und Lokalpolitiker funktioniert aber offenbar trotzdem gut. Seine Sätze brauchte Harald Molocher jedenfalls nur noch zu beginnen, ehe Dieter Rampe die Sätze zu Ende führte. Den vielleicht wichtigsten begann der Intendant so: "Wir brauchen die Festspiele." Und Rampe vervollständigte: "Wir wollen die Festspiele."

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