Berolzheim: Plötzlich war die Frau weg

30.10.2014, 22:00 Uhr
Berolzheim: Plötzlich war die Frau weg

© Jürgen Eisenbrand

„Wanted. 1000 Euro Belohnung!“, stand da in großen Lettern zu lesen. Und weiter: „Ein gemeiner Dieb hat von meinem Skulpturenpaar an der Kanzlei in Markt Berolzheim die Frau gestohlen. Ich kann das nicht zulassen!“ Und dann droht er den Langfingern auch gleich noch öffentlich massive Vergeltung an: „Wer mir also den Verbrecher, geteert und gefedert, im Büro abliefert, bekommt die Belohnung!“

Darauf angesprochen, lacht Burmann laut auf, und die Augen blitzen schelmisch hinter der rot geränderten Brille hervor. „Da hab ich Anleihen bei Tom Sawyer genommen“, sagt er, „da wurden die Halunken ja auch reihenweise geteert und gefedert.“ Doch im nächsten Moment wird der 61-jährige Steuerberater schon wieder ernst und betont, dass er die ganze Angelegenheit beileibe nicht nur mit Humor nehme: „Das war ein echter Eingriff in meinen geschützten Raum“, sagt er und wirkt dabei tatsächlich ernsthaft erschüttert.

Deshalb – und eben nicht nur, weil er sein Kunstwerk schmerzlich vermisst – hat er auch ganz bewusst eine Belohnung ausgelobt, die mehr als doppelt so hoch ist wie der Preis für die lebensgroße Figur aus Metall. „Da soll ein eventueller Mitwisser schon schwer in Versuchung geraten und sich irgendwann sagen: Den Haufen Geld verdiene ich mir jetzt.“

Bislang freilich hat sich noch niemand bei Burmann gemeldet – und auch die Skulptur ist noch immer spurlos verschwunden. Dafür hat der Mann mit den grauen Locken und dem kunstvoll gestylten Bart aber viele Reaktionen aus dem Ort erhalten: „Es kamen etliche Sympathiebekundungen“, sagt der Vater dreier Kinder, „das hat mich sehr gefreut.“ Die Mitglieder des Jugendclubs „Hütte“ ganz in der Nähe recherchierten sogleich in den eigenen Reihen – und versicherten ihm anschließend, dass die Täter nicht bei ihnen zu suchen sind. Und auch Burmann, der seine Kanzlei in der Marktgemeinde seit 31 Jahren erfolgreich führt, ist sich aufgrund verschiedenster Rückmeldungen sicher: „Aus Markt Berolzheim war das keiner.“

Klar scheint aber auch zu sein: Der Kunstdiebstahl war keine spontane Aktion, sondern muss geplant worden sein. „Das Ding ist ganz schön schwer“, sagt Burmann, „das schleppt man nicht so einfach fort. Da kam sicher einer mit dem Auto vorbei, hat die Figur einfach abgebrochen und sie abtransportiert.“

Allzu große Hoffnungen, seine „eiserne Lady“ wiederzubekommen, hegt der leidenschaftliche Kunstsammler, der auch seine Kanzlei üppig damit ausgestattet hat, offenbar nicht mehr. Denn: Eine neue Statue ist bereits bestellt. Die soll dem einsam zurück­gebliebenen Mann, der inzwischen mit einer dicken Schweißnaht besser gegen Diebstahl geschützt ist, schon bald Gesellschaft leisten und die schmerzliche Lücke vor der Kanzlei an der Hauptstraße schließen.

Angesichts dessen kann Burmann auch schon wieder etwas entspannen, und er diktiert dem Reporter grinsend in den Block: Schreiben Sie ruhig, dem Burmann wurde die Frau geklaut – und jetzt kauft er sich eine neue.“

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