Besorgte Bürger

6.10.2010, 14:40 Uhr
Besorgte Bürger

© Kurt Pachl

Laut Baum läuft das Verfahren seit über drei Jahren, erst jetzt komme der formale Schritt der Festlegung.Für die Ermittlung der gefährdeten Flächen wird das Hochwasserereignis herange­zogen, das im Schnitt einmal alle hun­dert Jahre zu erwarten ist. Ganz beson­ders betroffen sind Haag und Obern­dorf. Während die Oberndorfer Bürger nur mit geringen bebauten Flächen be­troffen sind, steht Haag nach den Fest­stellungen des Wasserwirtschaftsamts komplett unter Wasser.

Eigentümer benötigen Sondergenehmigung

Durch die Ausweisung als Über­schwemmungsgebiet kommen erheb­liche Einschränkungen auf die Eigen­tümer zu. So dürfen bauliche Anlagen wie Häuser und Scheunen nach dem Wasserhaushaltsgesetz nicht mehr oh­ne Einschränkungen erweitert oder neu gebaut werden. Auch die Errich­tung von Mauern und Wällen ist nicht mehr genehmigungsfrei. Bei dem Anle­gen von Baum- und Strauchpflan­zungen ist ebenfalls eine gesonderte Prüfung erforderlich.

Diese Festlegungen stießen auf der Bürgerversammlung auf Unverständ­nis. Letztendlich sei die Gefährdung erst durch Maßnahmen des Freistaats entstanden. So wurde die Ortsumge­hung von Ornbau als Staatsstraße er­richtet. Dieses Bauwerk wirke wie ein Staudamm. Auch die Verbindungs­straße Ornbau–Oberndorf entfalte die gleiche Wirkung wie eine Rückhalte­maßnahme. Durch den relativ kleinen Querschnitt der Straßenbrücke könn­ten die berechneten 200.000 Liter pro Sekunde nicht schnell genug abfließen. Das Wehr in Ornbau mit der Auslei­tung der Altmühl in den Altmühlsee trage zur Verschärfung der Situation bei. Auch dieses Wehr sei nicht ausrei­chend groß dimensioniert.

Enttäuschung bei den Betroffenen

Enttäuscht zeigten sich die Betrof­fenen, dass hier keine Abhilfe in Sicht ist. Die Hochwasserfreilegung einer ganzen Region werde letztendlich auf dem Rücken einiger weniger Grund­stückseigentümer ausgetragen. Die Einbußen bei der Bewirtschaftung und die Wertminderung der Gebäude müssten von ihnen selbst getragen werden. Ob eine Hochwasserfreilegung grundsätzlich möglich wäre, kann der­zeit nicht beurteilt werden,da entspre­chende Untersuchungen, so der Bür­germeister, bisher nicht durchgeführt wurden. Auf der Bürgerversammlung wurde die Hoffnung auf eine Zu­sammenarbeit der Bürgermeister von Bechhofen, Herrieden und Ornbau ge­äußert, um die Folgen abzumildern.

Angesprochen wurden auch mög­liche Verkehrsbeschränkungen auf der Dorfstraße in Gern. Diese öffentliche Straße führt am Überleiter sowie am Kiosk entlang. Der vielbefahrene Alt­mühlradweg kreuzt die Straße an zwei Stellen. Daneben grenzt direkt der Ki­oskbereich mit seinen Parkplätzen und auf der anderen Straßenseite ein Land­gasthof an.In der Weiterführung grenzt der stark frequentierte Kinderspiel­platz mit Bolzplatz sowie das Feuer­wehrhaus an. Im letzten Jahr waren oftmals brenzlige Situationen zu beo­bachten, berichtete der Bürgermeister. An ihn sei eine mögliche Geschwindig­keitsbeschränkung herangetragen worden.Auf wenig Unterstützung stieß jedoch der Vorschlag, im Bereich der Ortschaft eine generelle Zone 30 aus­zuweisen. Auf der Bürgerversammlung wurde vielmehr auf die persönliche Verpflichtung eines jeden Verkehrsteil­nehmers verwiesen, seine Geschwin­digkeit den Verkehrsverhältnissen an­zupassen. Eine Reduzierung ohne Überwachung bringe nichts. Vorge­schlagen wurde jedoch, im Bereich der Einmündung des Radwegs auf die Dorfstraße einen Kreisverkehr zu in­stallieren.

Bürgermeister appelliert an die Vernunft der Bürger

Eine schärfere Überwachung der Anleinpflicht für Hunde forderte ein Versammlungsteilnehmer. Für Hunde über 50 Zentimeter Schulterhöhe be­steht diese Verpflichtung auf öffent­lichen Straßen und Plätzen innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortslage.Die Definition wurde grund­sätzlich in Frage gestellt. Auch von kleineren Hunden könnten entspre­chende Gefahren ausgehen, hieß es. Besonders am Kiosk liefen viele Hunde frei umher. Dies ist jedoch Ho­heitsgebiet des Freistaats und gilt sei­nes Wissens nicht als öffentliche Flä­che, erwiderte der Bürgermeister. Er wolle die Stadtverwaltung auch nicht als Hilfspolizei sehen. Alleine mit einem Quäntchen Vernunft könnten viele Probleme aus der Welt geschafft werden, ohne diese durch eine Verord­nung zu regeln.