Betagte Raritäten in Muhr am See

16.7.2016, 08:01 Uhr
Betagte Raritäten in Muhr am See

© Tina Ellinger

Seit 25 Jahren betreibt der Frickenfelder das kleine Museum im ehemaligen Raiffeisenwarenlager in Muhr am See (Stadelner Straße 22). Die Sammelleidenschaft hat ihn aber schon länger gepackt: Seit 40 Jahren steckt er jede Menge Zeit und Herzblut in alte Schlepper, Motorräder, Landmaschinen, Radios und vieles mehr. Es geht ihm jedoch um mehr als das bloße Ansammeln, sämtliche Maschinen und Gerätschaften funktionieren. So sind nicht nur seine insgesamt 40 Schlepper allesamt fahrbereit und bereicherten schon so manchen Festzug in der Umgebung, auch die alten Radios tun ihren Dienst und verbreiten nostalgisches Flair.

All sein Wissen hat sich Konrad Amslinger selbst angeeignet, bei Schweißarbeiten greift ihm sein Sohn unter die Arme und der Enkel kennt sich gut mit den elektrischen Zusammenhängen aus. Die beiden waren es auch, die den Senior gedrängt hatten, mit dem Museum weiterzumachen, das er nach dem Tod seiner Frau eigentlich ganz schließen wollte. Denn das Sammeln alter Dinge war ihre gemeinsame Leidenschaft, und so verpassten sie kaum einen Trödelmarkt.

Das Ergebnis dieser Stöbertouren ist im Obergeschoss zu bestaunen: Hier ist von Küchenutensilien, Milchkannen, Wagenrädern bis hin zu Schmalztöpfen, Bügeleisen und Kinderwagen alles zu finden, was zu einem landwirtschaftlichen Haushalt anno dazumal gehörte. Ein besonderer Blickfang ist zum Beispiel die Waschmaschine aus dem Jahr 1920, die noch per Hand betrieben werden musste. Sämtliche Raritäten sind fein-säuberlich beschriftet und mit Jahreszahlen versehen. Zudem kann Konrad Amslinger zu vielen seiner Exponate eine kleine Geschichte erzählen, weiß genau, wo sie herkommen. Oftmals verhilft ihm der Zufall und auch sein mittlerweile bekannter Ruf als Sammler zu einem neuen Stück, sind doch viele Menschen froh, ihre alten Schätze in gute Hände geben zu können, wie er erzählt.

Und so entsteht aus seiner Sammlung auch ein Stück Heimatgeschichte. Längst vergessene Firmen werden in Erinnerung gerufen, etwa die Nähmaschinenfabrik Ehrlicher, die in der Bühringerstraße in Gunzenhausen ansässig war und für heutige Augen kleine Kostbarkeiten geschaffen hat. Mit aufwendiger Verzierung und Liebe zum Detail sind die Maschinen versehen, die gänzlich ohne Motor auskommen.

Ebenfalls aus der Altmühlstadt stammt eine Futterschneidemaschine aus dem Jahr 1893, produziert in der Maschinenfabrik der Gebrüder Hagenah, die auf die Herstellung von Dreschmaschinen (auch davon besitzt Konrad Amsliger eine) spezialisiert war. Ihren Sitz hatte die Firma ursprünglich an der Ecke Hensoltstraße/Seckendorfstraße, nach einem Brand zog der Betrieb 1902 in die äußere Nürnberger Straße um (später Hering AG) und wurde dann von dem Nürnberger Fabrikanten Bing erworben.

Als Konrad Amslinger die damalige Handhabung erklärt, wird schnell deutlich, wie mühsam die Arbeit in der Landwirtschaft und auch im Haushalt noch vor einigen Jahrzehnten gewesen ist. Längst hat hier die technische Entwicklung riesige Fortschritte gemacht, angefangen bei der Elektrifizierung aller Haushalte, die so etwas wie den stationären Benzinmotor aus dem Jahr 1915 überflüssig machte, der mittels Transmission Dreschmaschinen oder Futterschneidmaschinen antrieb. „Das ist ein ganz seltenes Stück“, erklärt der Frickenfelder. Und da blitzt es wieder in seinen Augen.

Wer sich die Sammlung von Konrad Amslinger in Muhr am See ansehen möchte, kann unter 09831/1449 oder 0160/92915809 einen individuellen Termin vereinbaren.

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