Cro und "Lieder am See" am großen Brombachsee

7.8.2016, 16:28 Uhr
Cro und

© Hans von Draminski

Sie kamen aus Augsburg und Bamberg, aus Herzogenaurach und Neumarkt – und viele von ihnen hatten die Karten bereits im vergangenen September gekauft: Der Soft-Rapper Cro zog am Freitagabend rund 8000 Fans an den Strand des Großen Brombachsees und sorgte bei wunderbarem Festivalwetter für beste Stimmung.

Schon Stunden vor dem Auftritt des Manns mit der Pandamaske strömten die Menschen auf das Konzertgelände und wurden dabei am Einlass genauestens kontrolliert. Das tat der Stimmung aber keinen Abbruch, im Gegenteil. Es hatte angesichts der jüngsten Ereignisse bei den Ansbach Open wohl jeder Verständnis für die Sicherheitsmaßnahmen.

Statt des angekündigten kalten Regenwetters herrschte Abendsonnenschein bei angenehmen Temperaturen. So ließ sich die Wartezeit mit Blick auf den See und einem Drink in extra mit Motiven des „King of Raop“ bedruckten Bechern ganz gechillt überbrücken. Auf Bierbänken, der Wiese und im Sand saßen lauter entspannte Grüppchen. Viele Eltern waren mit ihren Kindern gekommen, aber ganz klar in der Überzahl waren an diesem Abend schick gestylte Mädels zwischen 15 und 25 Jahren.

Schon zum Auftritt der Vorgruppe "Vona" setzten sich viele in Richtung Bühne in Bewegung, endgültig vorbei war es mit dem entspannten Rumhocken aber spätestens gegen 20.30 Uhr, als Cro, von den letzten Strahlen der untergehenden Sonne beschienen, die Bühne betrat – oder besser gesagt auf das mehrstöckige Konstrukt hopste.

"Alle Hände hoch!" – dieser Aufforderung seitens des aus Aalen stammenden Musikers hätte es gar nicht mehr bedurft, die Hände waren mit den ersten Takten bereits gen Himmel geschnellt. Und mit ihnen gefühlt 7500 Handys, denn natürlich wollten alle Konzertgäste diesen denkwürdigen Moment festhalten. Das lohnte sich auch, optisch gab die Bühne mit ihren drei Ebenen echt etwas her. Streicher und Backgroundsängerinnen, Keyboarder und Schlagzeuger waren nach einer perfekten Choreografie aufgereiht und wurden malerisch mal in blaues, mal in grellrotes Licht getaucht.

Sichtlich zufrieden

Im Rahmen seiner "MTV Unplugged Open Air Tour", die nur an ausgewählten Auftrittsorten Station macht, war Cro auf Enderndorf am See gestoßen. Der Sänger zeigte sich auf der Bühne auch sichtlich zufrieden und fühlte sich im Fränkischen Seenland offensichtlich wohl. Gerüchten zufolge war er nachmittags sogar segeln.

Cro wird zwar auf Wikipedia unter der Rubrik "Rapper" geführt, doch zu seinen Konzerten können Eltern unbesorgt mit ihren Kindern gehen und im Takt mitwippen. Seine Texte sind harmlos und tun niemanden weh, zwischen ihm und bissigen Gangsta-Rappern wie "Fifty Cent" liegen Welten. Vielmehr präsentiert Cro eine Art gerappten Pop, seiner eigenen Wortschöpfung gemäß eben "Raop".

Vom Veranstalter, der sich über ein ausverkauftes Haus freute, bis zu den Fans kamen an diesem Abend so ziemlich alle auf ihre Kosten. Allein den Fotojournalisten machte der Star das Leben beziehungsweise das Arbeiten nicht gerade leicht, erklärte er doch den Bereich vor der Bühne zur Tabuzone. Ansonsten aber werden die meisten dem begeisterten Fazit von Ulrike zustimmen: "Es war soooo mega toll!"

Eine Einschätzung, die das deutlich gesetztere Publikum des zweiten Open-Air-Tages in Enderndorf wohl ohne Wenn und Aber teilen dürfte. Die "Lieder am See" präsentierten auch dieses Jahr gut abgehangenen Classic-Rock ohne Verfallsdatum. Weil gute Musik nicht aus der Mode kommt. Für positive Irritationen sorgte als nachmittäglicher Opener der Kalifornier Andy Frasco. Ein bunt schillerndes Musik-Chamäleon, das bei der Songauswahl nach dem Lustprinzip vorgeht: Erlaubt ist, was Spaß macht, ob schräger Rockabilly, schwitziger Ska oder durchgeknallte Coverversionen unter anderem von Prince-Songs.

Bodenständiger gibt sich Mungo Jerry, der Kindheit und Jugend mancher "Lieder am See"-Gänger mit seinem Ohrwurm "In the Summertime" geprägt haben dürfte. Den gab’s am See in der Langfassung zum Mitsingen und Mitklatschen plus eine Reihe souliger Nummern zum Davonschweben. Für intelligente Texte und eine ziemlich abgedrehte Bühnenshow stehen die britischen Artrocker von "Marillion", die Mitte der Achtziger als einzig legitime Sachwalter des "Genesis"-Erbes galten und 20 Jahre später ein kraftvoll klingender Gegenentwurf zum Rock-Mainstream sind.

Komplexe Klassiker

Da will Keyboard-Guru Manfred Mann nicht zurückstehen und serviert Klassiker wie "I Came For You" oder "Mighty Quinn" in anspruchsvoll komplexen Arrangements. Eindrucksvoll, wie Tastendrücker Mann den "Keyboard-Gitarristen" gibt.

Schließlich die Bombastrocker von „Foreigner“, die zum 40-jährigen Bandjubiläum ein gut gelauntes „Best of“ mitgebracht haben und zeigen, wie man eine Konzertnacht mit Hits am laufenden Band füllt und die Fans zum Träumen bringt.

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