Kunden müssen mitziehen

Edeka Höfler: Der Kampf gegen Plastik im Supermarkt

14.8.2019, 05:53 Uhr
Direkt am Eingang des Marktes wird deutlich: Günter und Brigitte Höfler legen Wert auf eine große Auswahl - auch an vegetarischen und veganen Produkten.

© Foto: Lukas Egner Direkt am Eingang des Marktes wird deutlich: Günter und Brigitte Höfler legen Wert auf eine große Auswahl - auch an vegetarischen und veganen Produkten.

"Fridays for Future"- Demos, der Höhenflug der Grünen, Dieselfahrverbote und Gebühren auf Plastiktüten: Umwelt- und Klimaschutz sind derzeit in aller Munde. Doch was davon kommt wirklich im Alltag an? Ändern sich Nachfrage und Verhalten der Kunden tatsächlich? Wir haben uns mal ein bisschen in Betrieben und Geschäften in und um Gunzenhausen umgehört. Heute geht es in unserer Serie in den Edeka-Markt Höfler in Gunzenhausen.

Kaum eine Bedrohung für die Umwelt und die Artenvielfalt ist heute sichtbarer als der Plastikmüll: Fast acht Millionen Tonnen landen davon jedes Jahr im Meer – mit verheerenden Folgen für die Tierwelt.

Um dem entgegenzuwirken, ist ein Umdenken nötig. Darauf zu achten, wo und wie man einkauft, ist der erste Schritt hin zu einem möglichst plastik- und verpackungsfreien Konsum. In einem Gespräch mit Günter Höfler, dem Chef von Edeka Höfler in der Weißenburger Straße in Gunzenhausen, zeigte sich, dass sowohl bei den Kunden als auch im Markt selbst durchaus ein Sinneswandel stattfindet.

"Wir stellen schon seit längerem einen Rückgang von Plastikverpackungen an der Gemüsetheke und auch an der Kasse fest", so Höfler. Der Lebensmittelhändler bietet als Alternativen Textilnetze, deren Gewicht an der Kasse abgezogen wird, und Pappkartons an. Dennoch greifen immer noch viele Kunden zur Plastiktüte, wohl meist aus Bequemlichkeit.

Bio - aber in Plastik gewickelt.

Bio - aber in Plastik gewickelt. © Foto: Lukas Egner

Vom Vorstoß eines Discounters, Plastiktüten im Supermarkt mit einem Cent zu bepreisen, halten Günter Höfler und seine Frau Brigitte nichts. "Es muss ein Umdenken beim Kunden stattfinden. Dazu kann die bewusste Überlegung, was man denn kaufen möchte, beitragen. So kann man immer selber schon die passende Verpackung für seinen Einkauf mitbringen."

Trotzdem sind Verpackungen gerade bei Lebensmitteln wichtig. Nicht nur vermitteln sie Informationen und und erhalten die Frische, sie schützen Lebensmittel auch. Aber sie belasten die Umwelt und verbrauchen Ressourcen. Um deshalb die unnötigen Aufkleber auf Obst und Gemüse überflüssig zu machen, führte Edeka ein neues Verfahren zur Kennzeichnung ein: So wird etwa in Gurken, Melonen, Kiwis, Ingwer und Zitronen mit Lasertechnik das Bio-Siegel platziert – ohne sie dabei zu beschädigen. Mit dem sogenannten "Smart Branding" lassen sich rund 50 Millionen Etiketten und somit 50 Tonnen Plastik pro Jahr einsparen.

Die Frage, ob es an der Fleisch- und Wursttheke des Markts möglich ist, eigens mitgebrachte Boxen befüllen zu lassen, verneint Höfler. Aus Gründen der Hygiene sei das eigentlich unmöglich. Denn die mitgebrachte Box müsste zu 100 Prozent sauber sein, damit Keime keine Chance haben. Kommen dann auch noch die warmen Temperaturen der letzten Wochen hinzu, haben es die Bakterien noch leichter, und es kann passieren, dass das eben gekaufte Hack oder der leckere Käse schimmelt. Außerdem müssten für die verschiedenen Fleischsorten eigene Boxen vorhanden sein. So kann Geflügel nicht mit Käse oder Rindfleisch in dieselbe Verpackung.

Beim Schlendern durch die Gemüse- und Obstabteilung weist Günter Höfler stolz auf die vielen regionalen Produkte in seinem Markt hin. So kann der Kunde zwischen Sauerkraut aus Merkendorf, Altmühltaler Teigwaren, Äpfeln vom Hesselberg und vielen weiteren Spezialitäten wählen. "Die Angebote aus der Region sind ein wichtiger Bestandteil unseres Marktes und werden von Jung und Alt angenommen", erklärt der erfahrene Einzelhändler. Gleichzeitig führt die Regionalität der Waren zu CO₂-Einsparungen, da die Transportwege sehr kurz sind.

In der Getränkeabteilung tut sich ebenfalls etwas. Der Lebensmittelhändler erzählt: "Mittlerweile werden wieder mehr Glasflaschen verkauft." Diese würden zwar viel häufiger eingesetzt als eine Einwegflasche, trotzdem müsse man bedenken: "Der Reinigungsprozess ist sehr aufwendig. Oft wird dabei auch mit Chemikalien gearbeitet." Ein wichtiger Faktor ist zudem die Regionalität der Flaschen. Nur durch kurze Lieferwege könne die Nachhaltigkeit garantiert werden.

Kritisiert wird von Verbraucherschützern zudem der oftmals hohe Anteil von Mikroplastik in Plastikflaschen, aber auch in Kosmetikartikeln, Zahnpasta oder unserer Nahrung. Damit sind kleine, bis zu fünf Millimeter große Plastikpartikel gemeint, die mit dem bloßen Auge kaum zu erkennen sind und schnell in den Körper gelangen.

Die Supermarktkette will daher in allen Kosmetikprodukten der Eigenmarken zukünftig auf Mikroplastik verzichten und arbeitet an Alternativen. Dafür wird es auch ein eigenes Siegel geben: "Mit dem neuen ,Mikroplastikfrei-Siegel‘, das in sämtlichen Edeka-Filialen bis Ende 2020 eingeführt werden soll, wollen wir mehr Transparenz für den Kunden erreichen", so Höfler.

Man sieht, Edeka Höfler hat schon an einigen Stellschrauben hin zu mehr Nachhaltigkeit und weniger Verpackungsmüll gedreht. "Trotzdem können wir unsere Kunden nicht zwingen, nur Glasflaschen zu kaufen oder die Paprika nicht in einen Plastikbeutel zu stecken", weiß Höfler. Letztendlich hängt es also vom Verbraucher ab, was ins Sortiment kommt und was nicht. Und damit an jedem Einzelnen von uns.

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