Die ÖDP warnt: Es gäbe viele Verlierer

20.9.2019, 05:49 Uhr
Die ÖDP warnt: Es gäbe viele Verlierer

© Plan: Staatliches Bauamt Ansbach

Eine "verheerende Fehlentscheidung" wäre für die ÖDP der Bau einer Umgehung von Schlungenhof. Deshalb will die Ökopartei nun die Auslagerung der B 13 aus dem Gunzenhäuser Stadtteil per Bürgerentscheid verhindern. Die Unterschriftensammlung startet nächste Woche.

"Wer Straßen baut, der lockt Verkehr an", stellt ÖDP-Kreisrat Simon Scherer aus Gunzenhausen bei einem Gespräch mit dem Altmühl-Boten eine einfache Rechnung auf. Doch es ist nicht nur die Befürchtung, dass künftig noch viel mehr Schwerverkehr über die B 13 rollen könnte, die den ÖDP-Kreisrat und seine hiesigen Mitstreiter Kilian Welser und Thomas Lutz auf den Plan gerufen hat.

Vielmehr lehnen sie laut Scherer das Projekt ganz grundsätzlich "aus ökologischer und finanzieller Perspektive" ab – und zwar "unabhängig von den nachvollziehbaren partikularen Interessen" in Schlungenhof und Laubenzedel. Die neue Trasse würde nicht nur richtig viel Land verbrauchen – je nach Variante reicht das von 30 000 bis 110 000 Quadratmetern –, sondern auch einen mehrstelligen Millionenbetrag verschlingen. Steuergelder, die in den Augen der ÖDP-Vertreter wesentlich sinnvoller angelegt werden könnte, nämlich für den Unterhalt bestehender Straßen, die Sanierung der Bahn und den Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs.

Das sei gerade mit Blick auf den dringend notwendigen Klimaschutz der einzig richtige Weg, fügt Kilian Welser in dem Pressegespräch an. Es sei doch schon heute klar, dass sich der Verkehr in den nächsten 20 bis 30 Jahren ganz anders entwickeln müsse, unterstreicht auch Reinhard Ebert.

Anders als in Dettenheim

Wem würde die Umgehung eigentlich nützen, das ist für Ebert die Gretchenfrage. Und hier sehen er und Scherer im Gegensatz zu Dettenheim, wo ein ganzer Ort durch die Auslagerung der B 2 Ruhe gewonnen hat, in Schlungenhof nur wenige Gewinner und dafür viele Verlierer in Laubenzedel und der Schlungenhöfer Siedlung.

An Stelle dieser laut Ebert "absolut nicht mehr zeitgemäßen" Planung sehen die ÖDP-Vertreter die Lösung in der sogenannten "modifizierten Nullvariante". Sie wurde auch vom zuständigen staatlichen Bauamt Ansbach als eine mögliche Lösung präsentiert und sieht vor, die Bundesstraße in Schlungenhof zu belassen und mit Lärmschutzmaßnahmen für die Bewohner erträglicher zu gestalten. Gleichzeitig würde die nach Laubenzedel führende Kreisstraße WUG 22 auf die B 13 verlagert und erst bei der Abzweigung zum Surfzentrum wieder Richtung Laubenzedel abbiegen.

Die bisherige WUG 22 könnte in Schlungenhof anschließend verkehrsberuhigt werden. Den direkten Anliegern müsste man zudem, fordert Ebert, "großzügige Angebote" machen, um den Verbleib der vielbefahrenen Straße für sie erträglicher zu gestalten.

Für den Bau der Fernstraßen ist der Bund zuständig, ein Bürgerentscheid ist rechtlich nicht möglich. Die ÖDP-Vertreter gehen deshalb einen Umweg: Sie wollen, dass die Gunzenhäuser ihrer Stadt untersagen, Land für eine Umgehungsstraße zu verkaufen. Denn laut Ebert befinden sich bereits ein Gutteil der betroffenen Grundstücke in städtischem Besitz.

Die Situation in Schlungenhof und Laubenzedel ist verfahren, eine gütliche Lösung zwischen den beiden Ortsteilen kaum vorstellbar. Gleichzeitig seien die Möglichkeiten "ausdiskutiert" und die Sache "entscheidungsreif", erläutert Ebert. Ein Bürgerentscheid würde hier ein "klares Statement" liefern. Und wenn sich die Mehrheit für eine Umgehung aussprechen würde, hätte das laut Scherer zumindest ein Gutes: Es wäre eine demokratische Entscheidung, die dazu beitragen könnte, die Lage zu "befrieden".

"Wir wollen nicht die Interessen zweier Stadtteile gegeneinander ausspielen", betont Scherer noch einmal, "uns geht es um die ökologisch sinnvollste Lösung". Denn es gebe hier ein "eklatantes Missverhältnis" zwischen schützenswerter Natur und den Interessen der Bewohner.

Die Initiatoren des Bürgerbegehrens sind alle drei nicht direkt betroffen, wohnen weder in Schlungenhof noch in Laubenzedel. Sie könnten das Thema also "relativ neutral" angehen, darauf weist Welser hin.

Unterschriften sammeln

Ab Dienstag, 24. September, werden die Unterschriftenlisten an alle Gunzenhäuser Haushalte verteilt. Bis Freitag, 4. Oktober, wollen die ÖDPler die notwendigen Unterschriften von rund 1200 Wahlberechtigten zusammenbekommen. Am Dienstag, 2. Oktober, werden sie mit einem Stand auf dem Wochenmarkt über ihr Anliegen informieren, dort können auch die Unterschriftenlisten abgegeben werden.

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