Dorfleben wurde von Corona ziemlich ausgebremst

21.2.2021, 17:21 Uhr
Dorfleben wurde von Corona ziemlich ausgebremst

© Foto: Walter Oberhäußer

Vom Sommernachtsfest des Obst- und Gartenbauvereins und bis hin zum Oberschwaninger Dorffest kommt da einiges an geselligen Ereignissen zusammen, die 2020 fehlten. Dünn gesäht waren auch die kulturellen Veranstaltungen im Friederike-Louise-Saal, für private Feiern im Unterschwaninger Schloss waren ebenfalls Mangelware. Bürgermeister, Gemeinderat und Vereinsvorstandschaften halten von Resignation aber wenig, davon zeugt nicht zuletzt der Veranstaltungskalender 2021. Dafür spricht die Auflage eines Veranstaltungskalender.

Wahlen bestimmten im vergangenen Jahr das Geschehen in der Gemeinde. Neben der Bürgermeister- und Gemeinderatswahl bestimmten auch die Freiwillige Feuerwehr (FFW) Unterschwaningen, der Obst- und Gartenbauverein, der Schützenverein "Enzian" Oberschwaningen sowie der TSV Unterschwaningen ihre Führungskräfte.

Neuling an der Spitze

Mit Markus Bauer zog ein kommunalpolitischer Neuling ins Rathaus ein, im Gemeinderat sitzen ebenfalls sechs Neulinge. Der Beginn der Amtszeit war schwierig. Bauer musste die in Herbst verlegten Bürgerversammlungen absagen. Der persönliche Kontakt zu den Bürgern war kaum möglich, so war einem gegenseitigen Kennenlernen enge Grenzen gesetzt. Das trifft auch für die Vereine, die Kirchengemeinde und die Vernetzung innerhalb der Verwaltungsgemeinschaft zu.

Dorfleben wurde von Corona ziemlich ausgebremst

© Foto: Walter Oberhäußer

Lediglich in den Gemeinderatssitzungen fand ein Meinungsaustausch zu aktuellen gemeindlichen Maßnahmen statt. Die weitere Erschließung des Baugebiets "Am Mühlbach", die Kindergartenerweiterung und die Verbesserung der Abwasserbeseitigung für den Ortsteil Kröttenbach per Druckleitung konnten auf den Weg gebracht werden. Einen positiven Aspekt gab es allerdings für Bauer: Dank viel weniger Terminen konnte sich der neue Bürgermeister intensiv in die Amtsgeschäfte einarbeiten und sich mit ihnen vertraut machen.

Ideen nicht verwirklichen können

Ähnlich ergeht es den neuen Führungskräften bei der Freiwilligen Feuerwehr Unterschwaningen, die zu Jahresbeginn ihre Ämter antraten. Kommandant Felix Rosenbauer und sein Stellvertreter Daniel Krodel haben ein Konzept mit ihren Ideen zur künftigen Arbeit der Wehr hinsichtlich Übungen und Ausbildung erstellt. Die Umsetzung bremste dann allerdings der erste Shutdown aus. Ob Motorsäge- oder Erste-Hilfe-Kurs, Maschinisten-, Gruppenführer oder Atemschutzgeräteträgerlehrgang, all diese Fortbildungen mussten gestrichen werden.

Die übungsfreie Zeit nutzten die Rothelme zur Pflege der Ausrüstung. Außerdem installierte man eine "Alarmierungs-App" mit Echtzeitrückmeldung. Mit ihrer Hilfe wird nun nicht nur die Anzahl der ausrückenden Einsatzkräfte festgelegt, das eingebaute Navigationssystem gewährleistet auch, dass der Einsatzort zielsicher angesteuert wird. Obwohl die Pandemie nur eine dünne Kameradschaftspflege zuließ, traten sieben junge Leute der Wehr bei.


Auch die Windsfelder vermissen die Gemeinschaft


Wenn die Corona-Beschränkungen es wieder zulassen, dann hat die für neue Mitglieder vorgesehene Modulare Truppmann-Ausbildung erste Priorität. Die Aus- und Weiterbildung ist für Felix Rosenbauer und Daniel Krodel das "A und O" im Feuerwehrdienst. Die beiden selbstständigen Handwerksmeister absolvierten eine einwöchige Online-Schulung für Feuerwehrführungskräfte.

Beim Schützenverein Oberschwaningen standen ebenfalls Vorstandwahlen an, diese brachten aber abgesehen vom Kassenamt keine Veränderungen an der Vereinsspitze. Für die Enzianschützen deutete sich zu Jahresbeginn ein erfolgreiches Sportjahr an. Zu Beginn des ersten Lockdowns hatten die an den Rundenwettkämpfen teilnehmenden Teams ihre Konkurrenzen teilweise abgeschlossen, manches wurde aber auch abgesagt.

Dorfleben wurde von Corona ziemlich ausgebremst

© Foto: Walter Oberhäußer

Das Schützenhaus blieb von Mitte März bis Juni für über drei Monate geschlossen. Um danach ein Training unter Einhaltung der Corona-Regeln zu ermöglichen, waren umfangreiche Vorbereitungen notwendig, berichtet Schützenmeister Thomas Klein. Die Monitore und der Schießstand wurden mit Folien versehen und eine Hygienestation zur Händedesinfektion eingerichtet. Auch die Sportwaffen wurden nach dem Gebrauch desinfiziert. Die Mitglieder machten allerdings zunächst vom Trainingsangebot nur zögerlich Gebrauch, berichtet Klein, hier gab es Sorge wegen einer möglichen Ansteckungsgefahr.

Rundenwettkämpfe längst wieder eingestellt

Die Rundenwettkämpfe, die im September starteten, wurden inzwischen wieder eingestellt. Das Bürger- und Königsschießen wurde abgesagt. Das Pandemiejahr hat den Verein, so die Bilanz des Schützenmeisters, sportlich, gesellschaftlich und finanziell getroffen. Man werde die Vereinsarbeit aber sobald es erlaubt ist, wieder aufnehmen. TSV-Vorsitzender Fred Kleemann, der bei der Mitgliederversammlung im Februar in seinem Amt bestätigt wurde berichtet von Tristesse sowohl im sportlichen als auch gesellschaftlichen Bereich. Es gab lediglich ein einziges offizielles Fußballspiel mit Zuschauern und beim Kinder- und Erwachsenenturnen gab es ein ständiges "Stop and Go". Positiv für den Verein war hier nach seinen Worten die kostenfreie Überlassung des Friederike-Louise-Saals gewesen. Ein Lichtblick war zudem das unter Auflagen durchgeführte "Open-Air-Kabarett".


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Über die Sommermonate packten die Mitglieder kräftig an und verwirklichten einen Anbau an den Geräteschuppen. Bei den Mitgliederzahlen gab es keine Veränderungen und zur Freude von Kleemann löste auch keiner der Sponsoren den Vertrag für die Bandenwerbung auf. Die Finanzlage ist dennoch angespannt, da den laufend fälligen Fixkosten für die Sportanlagen und den Übungsleiterkosten keine Einnahmen aus der Sportheimbewirtschaftung und anderen Veranstaltungen wie dem Schwaninger Pflasterfest gegenüberstehen, erläutert Kleemann. Die Planungen für das laufende Jahr liegen momentan auf Eis.

Zum Jubiläum gewandert

Der Obst- und Gartenbauverein mit der neu gewählten Vorsitzenden Andrea König an der Spitze hielt an der Veranstaltung zum 125-jährigen Bestehen fest und wurde belohnt. Die Hobbygärtner konnten zu diesem Anlass eine Wanderung mit rund 100 Teilnehmern durch die Schwaninger Flur durchführen. Dabei stand eine Baumpflanzung auf dem Programm, es gab Einblicke in die Imkerei und die Baumpflege und auch das gesellige Miteinander nicht zu kurz.


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Auch die kirchlichen Gruppen und Kreise mussten ihr Programm einschränken. Die von den Senioren geschätzten monatlichen Zusammenkünfte von Januar bis April und ab November sowie die Ausflugsfahrten in Sommer und Herbst entfielen. Kirchen- und Posaunenchor probten soweit es die Witterung zuließ unter freiem Himmel. Beide Chöre hatten seit März 2020 keine Auftritte. Die Gottesdienste in Ober- und Unterschwaningen fanden unter Einhaltung der Hygieneregelung statt.

Das Beisammensein fehlt

Betroffen ist natürlich auch der Gastronomie- und Tourismusbereich. Die Gastwirte bieten "Essen to go" an, die Gästezimmer und Ferienwohnungen waren während der Hauptsaison ausgebucht. Reservierungen für das laufende Jahr gibt es bisher kaum. Das Angebot des Gästeführerteams startete im Juni und wurde stark nachgefragt.


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Natürlich fehlen auch den Bürgern die Kontakte und das gesellige Beisammensein. Die Nachbarschaftshilfe und der Zusammenhalt in Unterschwaningen scheint aber nach wie vor intakt zu sein. Zumindest wurde der vom TSV initiierte Hol- und Bringservice nach kurzer Zeit wegen mangelnder Nachfrage eingestellt.