Ein großer Geburtstag im kleinen Wachstein

WACHSTEIN - Auf ein ganzes Jahrhundert kann Luise Matthes, geb. Lehr aus Wachstein an ihrem Geburtstag zurückblicken. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Jubilarin in Wachstein geboren und wuchs dort auf dem elterlichen Hof mit acht Geschwistern auf.

In diesen nicht einfachen Tagen musste sehr sparsam gewirtschaftet werden, und ihre Jugendzeit prägte ihren weiteren Lebensweg stark.

Die siebenjährige Schulzeit absolvierte sie in Wachstein und am 21. März 1926 feierte Luise Lehr das Fest der Konfirmation. Damals wurde ihr der Spruch aus dem Psalm 25 mit auf den Weg gegeben: „Die Wege des Herrn sind eitel Güte und Wahrheit denen, die seinen Bund und seine Zeugnisse halten.“

Bis zu ihrer Heirat mit dem Wachsteiner Friedrich Matthes im Jahr 1937 half sie in der elterlichen Schreinerei und dem dazugehörenden landwirtschaftlichen Anwesen mit. Mit ihrem Mann zog sie dann nach Gunzenhausen, wo die Töchter Martha und Hildegard geboren wurden. Ihr Bruder Albert, ein gelernter Schreiner, führte zunächst den Betrieb in Wachstein weiter, bis er 1940 zum Kriegsdienst eingezogen wurde und zwei Jahre später fiel. Da auch ihr Mann Friedrich an die Front musste und drei ihrer Brüder vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs nach Amerika ausgewandert waren, kehrte Luise Matthes mit ihren Kindern nach Wachstein zurück, um den Hof zu übernehmen.

Das Schicksal schlug dann nochmals zu, als kurz vor Kriegsende, im Mai 1945, ihr geliebter Fritz bei Dresden sein Leben für das Vaterland lassen musste. Allerdings wurde sie erst 1949 über den Tod ihres Mannes informiert, bis dahin hatte sie stets die Hoffnung, dass er nach Hause zurückkehrt. Zusammen mit ihrer Familie konnte sie 1990 das Grab ihres Mannes in Medingen bei Dresden besuchen.

Bis vor einigen Jahren konnte sie, immer sehr zufrieden, gläubig und dankbar, am sonntäglichen Gottesdienst teilnehmen. Und bis vor einem halben Jahr las sie jeden Tag ohne Brille in der Tageszeitung und im Sonntagsblatt, auch sonst kommt sie ohne Medikamente und ärztliche Hilfe aus. Liebevoll umsorgt wird sie von ihrer Tochter Martha Gerhäuser, in deren Haushalt sich die Jubilarin geborgen fühlt.

Mittlerweile ist die Familie um acht Enkel, 20 Urenkel und zwei Ururenkel angewachsen, die mit ihr und weiteren Angehörigen, Freunden, Nachbarn und Bekannten heute ab 14 Uhr im Gasthaus Oster diesen außergewöhnlichen Geburtstag feiern werden. Dieser, in der Großgemeinde Theilenhofen einmalige Tag, den Luise Matthes begehen darf, wird außerdem durch den Kirchenchor und den Posaunenchor Wachstein musikalisch umrahmt.