Ein Scheck für einen guten Zweck

30.9.2010, 14:47 Uhr
Ein Scheck für einen guten Zweck

© Kapfenberger

Höhepunkt des Beisammenseins ist die Scheckübergabe mit dem Erlös des Fußball-Gesundheitscups. Neun Mannschaften, der Großteil davon stand noch nie gemeinsam auf dem Rasen, kickten für den guten Zweck: den Verein Lebertransplantierter Deutschland. Im Teilnehmerfeld waren Teams der Kliniken Nürnberg und Fürth, eine Mannschaft der AOK Mittelfranken und mehrere Teams verschiedener Unternehmen aus dem pharmazeutischen Bereich, darunter die Firmen Pfrimmer Nutricia, Reha & Care und die GesundHeits GmbH Deutschland (GHD). Letzteres Unternehmen hat den Gesundheitscup initiiert und heuer bereits zum zweiten Mal auf die Beine gestellt. Jürgen Schindler, Bereichsleiter der GHD und zuständig für die Region Bayern, konnte in diesem Jahr drei zusätzliche Mannschaften für das Benefizfußballspiel begeistern.

Im Jahr 2009 ging das Team der AOK Mittelfranken als Gewinner unter den sechs Mannschaften hervor. Der Erlös der Benefizveranstaltung wurde der Kinderkrebshilfe Fürth gespendet. Die AOK-Mannschaft konnte ihren Titel in diesem Jahr nicht verteidigen und musste den Sieg dem Klinikum Fürth überlassen. Angelika Edenharder von der Internetversand-Apotheke HAD, ein Partner der GHD-Unternehmensgruppe, stellte den Kontakt zu Lebertransplantierte Deutschland e.V. her. Im Rahmen eines Patiententreffens im Klinikum Regensburg lernte sie Friedrich Meyer, dritten Ansprechpartner der Kontaktgruppe Mittelfranken, kennen. Bald war es beschlossene Sache, dass die Spende des diesjährigen Fußballturniers dem Verein Lebertransplantierte Deutschland zugute kommen sollte. Der Langenaltheimer Friedrich Meyer konnte sich sofort für den Gesundheitscup begeistern und feuerte im Juli vor Ort die einzelnen Mannschaften an.

Einnahmen flossen in Spendentopf

Die Einnahmen aus dem Verkauf von Getränken und Essen während des Benefizturniers flossen in den Spendentopf. Zu diesem Geld kamen zusätzliche Spenden von drei Pharmaunternehmen. Sowohl Jürgen Schindler von der GHD als auch Rudi Weiser, Account Manager von Pfrimmer Nutricia, und Thomas König, Geschäftsführer von Reha & Care, trommelten eine Mannschaft aus Mitarbeitern der Firma zusammen. Bei 38 Grad und strahlendem Sonnenschein gaben die Spieler auf dem Rasen alles, erzählt Jürgen Schindler. „Zum Glück sind wir nicht die schlechtplatzierteste Herrenmannschaft geworden“, erinnert sich Thomas König an das lustige Turnier. Doch die wettertechnischen Strapazen nahmen alle Kicker gerne auf sich, denn wenn man Spaß hat und gleichzeitig etwas für den guten Zweck tun kann, freue dies besonders, so König. Zum Erlös aus dem Verkauf der Verpflegung kamen von der Gesundheits GmbH 500 Euro obendrauf. Das Unternehmen betreut schwerkranke Patienten mit medizinischen Produkten, erklärte Bereichsleiter Schindler. Auch Reha & Care, beim Kontaktgruppentreffen vertreten durch Geschäftsführer Thomas König, spendete 500 Euro an den Verein. Das Unternehmen produziert Rollatoren, „Gehwächerle“ auf fränkisch, veranschaulicht König die Produktpalette.

Zu diesen 1000 Euro kam noch einmal so viel von Pfrimmer Nutricia hinzu. Rudi Weiser erklärte, dass das Unternehmen im Bereich der künstlichen Ernährung tätig ist und sowohl technische Artikel als auch die Nahrung selbst vertreibt. Spende von 2000 Euro In einer wunderbaren „Location am See“, schwärmt König, überreichen die drei Vertreter der einzelnen Unternehmen den Scheck im Gesamtwert von 2000 Euro. Diesen nimmt die Ansprechpartner der Kontaktgruppe, stellvertretend für den deutschlandweit aktiven Verein, sehr gerne entgegen. Das Geld wird für die Betreuung der Patienten hergenommen, erläutert Ansprechpartner Meyer den Verwendungszweck der Spende. Der 60-jährige Meyer ist sozusagen der „Spitzenreiter“ unter den anwesenden Transplantierten der Kontaktgruppe. Im Dezember jährt sich seine lebensrettende Operation bereits zum 23. Mal. Im Alter von 36 Jahren wurde bei ihm ein irreparabler Leberschaden festgestellt. Ein Jahr später bekam er im vierten Anlauf in Hannover eine andere Leber eingesetzt. Drei Mal war er zuvor in den Norden gereist und ohne neues Organ wieder zurückgekommen. Entweder stimmte die Blutgruppe nicht überein oder das Spenderorgan war beschädigt. Erst im Krankenhaus, in dem das gespendete Organ eingesetzt wird, können die Ärzte entscheiden, ob die Transplantation wirklich durchgeführt wird, erklärte Meyer, der seit vier Jahren Mitglied im Verein ist. So durfte er mehrmals die Erfahrung machen, in einem Learjet nach Hannover geflogen zu werden. „Das sind die positiven Begleiterscheinungen“, schwärmt der Langenaltheimer.

Neue Lebensqualität

Die Leistungsfähigkeit des rüstigen Rentners war nach dem Eingriff sehr bald wieder voll hergestellt. Er hat seinen landwirtschaftlichen Betrieb nach seiner Operation sogar von 13 auf 35 Hektar vergrößert. Dies zeigt eindrücklich, dass Friedrich Meyer nach dem Eingriff wieder mindestens der Alte ist. Zwar ist er seit zehn Jahren Rentner, aber trotzdem ständig unterwegs, betont er. Erst vor Kurzem war er mit seiner Frau im Zillertal wandern. Um fit zu bleiben, hilft Friedrich Meyer auch sein Motto „Immer nach vorne schauen und nie zurück“. Diesen Leitspruch möchte er auch den anderen Lebertransplantierten und Warteliste-Patienten vermitteln und diese somit motivieren. Dazu hat Meyer bei den regelmäßigen Treffen der Kontaktgruppe Mittelfranken, einer Untergruppe der Selbsthilfeorganisation Lebertransplantierte Deutschlande e.V., die Möglichkeit. Manchmal wird den Patienten nur eine Lebensdauer von acht Jahren prognostiziert, erzählt der 60-jährige. Genau an dieser Stelle kann er die Patienten motivieren, denn er ist das beste Beispiel dafür, dass man noch Jahrzehnte mit einem gebrauchten Organ leben kann.

Zum Treffen in Absberg sind elf Transplantierte und Wartelistenpatienten mitsamt den Angehörigen zum gemütlichen Beisammensein erschienen. Die Mitglieder der mittelfränkischen Gruppe kommen unter anderem aus Eichstätt, Pleinfeld, Thalmässing und Absberg. In Roth lebt der erste Ansprechpartner der Kontaktgruppe, Jürgen Glaser. Er ist bereits seit 13 Jahren transplantiert und seit sieben Jahren aktiv in der Selbsthilfegruppe beteiligt. Einstufung nach Dringlichkeit Wenn bei einem Patienten ein irreparabler Leberschaden diagnostiziert wird, wird dieser auf die Warteliste für ein Organ gesetzt. Nach einem bestimmten System, das den Grad der Erkrankung und den gesundheitlichen Zustand berücksichtigt, wird der Grad der Dringlichkeit und somit die Position auf der Warteliste zugeteilt. Dass im Notfall die Zuordnung eines neuen Organs sehr schnell gehen kann, beweist die Krankheitsgeschichte von Roland Stahl. Der zweite Ansprechpartner der mittelfränkischen Kontaktgruppe wurde vor drei Jahren transplantiert. „In der Früh bin ich ins Krankenhaus gekommen, und schon in der Nacht wurde ich operiert“, erzählt Stahl. Er wurde in die Stufe „High Urgency“ eingeordnet, das ist die höchste Dringlichkeitsstufe, und somit konnte ihm sofort ein Organ zugeteilt werden. Nach der anschließenden Reha ist er nun wieder voll im Beruf einsetzbar, so Stahl.

Auf die Operation folgen regelmäßige Nachuntersuchungen, zu denen etwa Friedrich Meyer ein Mal im Jahr wieder in die Klinik nach Hannover fährt. Neben Blutabnahme und Ultraschall wird der allgemeine Gesundheitszustand der Transplantierten überprüft. Was ihm und den anderen Transplantierten sehr am Herzen liegt, ist, dass über Organspende mehr geredet werden sollte. Es wird sich allgemein zu wenig Gedanken darüber gemacht, so der dritte Ansprechpartner. Was Meyer außerdem sehr besorgt ist, dass die Organspendebereitschaft rückläufig ist. In Deutschland kommen auf eine Million Einwohner nur 14,9 Spender, in Spanien sind es hingegen 36. „Jeder möchte gerne nehmen, aber keiner will geben“, stellt Meyer nachdenklich fest. Jeder könne plötzlich in die Situation kommen, dass er ein Organ benötigt, so Meyer. Aus diesem Grund hat er stets Organspendeausweise für Interessierte dabei. Er hofft, dass die ausgelegten Ausweise, die Kontaktgruppentreffen und Veranstaltungen wie der Gesundheitscup dazu beitragen, auf die Problematik aufmerksam zu machen.