Ernte 2019: Aussichten sind eher durchwachsen

20.7.2019, 17:33 Uhr
Ernte 2019: Aussichten sind eher durchwachsen

© Jürgen Leykamm


Die Wetterstationen zeichnen ein Bild, das Anlass zur Sorge gibt. In Windsfeld wurde für die ersten sechs Monate dieses Jahres ein Niederschlagswert registriert, der 71 Prozent des langjährigen Mittels entspricht. Auch was die Temperaturen anbetrifft, sprechen die Messungen eine klare Sprache. Die Station in Emetzheim zeigte durchschnittlich 8,6 Grad. Der Mittelwert liegt hier bei 6,3 Grad. Februar, März, April und Juni waren zu warm“, so Hans Walter, der Leiter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) in Weißenburg.
Ausgerechnet der Mai bildete die Ausnahme und sorgte just in der Blütephase der Wintergerste für einen verspäteten kleinen Wintereinbruch. Die Ertragslage bei der Wintergerste, die die Bauern in diesen Tagen ernten, gestaltet sich aber trotzdem recht heterogen. Beim Säen im vergangenen Jahr gab es Startschwierigkeiten, denn im Herbst des Trockenjahres 2018 fehlte das Wasser in den Böden. Und der Mangel hielt an. Die trockene Witterung 2019 sorgte für höhere Verdunstung, und der geringe Niederschlag konnte die Defizite nicht ausgleichen. Die Art und Qualität des Bodens entschied letztlich darüber, wo und wie stark sich all dies auf das Getreide negativ auswirken konnte.
So lässt sich laut Kreisbäuerin Helga Horrer und BBV-Kreisobmann Erwin Auernhammer eine enorme Bandbreite bei den Erträgen attestieren: „von sehr schlecht bis zufriedenstellend“. Von mageren 40 bis zu veritablen 80 Doppelzentnern pro Hektar belaufe sich die Spanne.
Eher gleichmäßig schlecht gestalte sich die Lage beim Winterweizen, was daran liege, dass für ihn generell eher guter Boden genutzt werde. Was aber heuer auch nichts half. „Hier kam der jüngste Regenguss zu spät“, bedauern die beiden Funktionäre. Das Korn sei verkümmert und so mit Vertragseinbußen zu rechnen.
Besser treffe es die Sommergerste, die oft als Braugerste genutzt wird. Hier „sieht es bis jetzt sehr gut aus“, so Auernhammer. Allerdings gäbe es hier ebenso „den begrenzenden Faktor Wasser“, eine zufriedenstellende Ernte sei aber in Sicht. Durchschnittliche Erträge werden für Roggen und Tritticale erwartet. Heuer profitiere man davon, dass lokale Wetterphänomene ausblieben: „Es gab keinen Hagel und auch kein Unwetter“, zeigt sich Horrer erleichtert. „Letztes Jahr war es dafür umso schlimmer.“ Die Greening-Vorgaben und die neue Düngeverordnung hätten zudem für „eine vielschichtige Kultur“ auf den Feldern gesorgt – „schon vor dem Volksbegehren“, können es die beiden nicht verkneifen. Die Luzerne erlebe gerade eine Renaissance. Aufatmen herrsche darüber, dass es aufgrund des zu erwartenden Futtermangels nun erlaubt sei, die immer mehr im Trend liegenden Zwischenfrüchte als Tiernahrung zu nutzen – doch auch die brauchen Regen. Schmerzlich vermisst wird der Raps. Denn der ist oft nach der Saat aufgrund der Trockenheit gleich wieder umgebrochen worden, da er keine Möglichkeit hatte, starke Wurzeln auszubilden. Für jenen, der es geschafft hat, gilt eine durchschnittliche Erntehoffnung.
Die Verteilung der landwirtschaftlichen Nutzfläche ist übrigens auch in diesem Jahr unverändert geblieben. 22 Prozent bleiben dem Mais vorbehalten, zehn Prozent dem Ackerfutter und je ein Drittel dem Getreide und dem Grünland. Auch was dieses anbetrifft, zeigt die Witterung negative Folgen. Der dritte Schnitt „fällt der Trockenheit zum Opfer“, so die Sprecher des Verbandes. Jetzt könne man nur gespannt und gebannt nach oben schauen, ob Niederschläge in Sicht seien. Der Mais, der spät geerntet wird und als Hauptfutterquelle dient, brauche ebenso Wasser von oben. Derzeit aber zeige er bereits Trockenschäden.
Weniger Betriebe
Bei all dem verändert sich die Gemengelage der Betriebe im Landkreis zusehends. Mittlerweile werden laut Walter bereits sechs Prozent des Grünlandes extensiv bewirtschaftet. Der Rückgang der Zahl der Höfe mit 1,5 Prozent liest sich zwar nicht besorgniserregend, dies aber sind die Einzelwerte bei den Viehhaltern: So hat laut dem Amtschef die Zahl der Milchviehhalter um neun Prozent abgenommen, bei den Schweinezüchtern sind es acht Prozent. Es stieg hingegen die Zahl der Ökobetriebe – um fünf auf nunmehr 65. Der Anteil an der Gesamtzahl der Betriebe liegt damit bei 3,9 Prozent, bei der bewirtschaften Fläche sind es 6,3 Prozent, Tendenz in beiden Fällen steigend.

 

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