Familiendrama in Gunzenhausen: Vater hatte Tat geplant

27.6.2018, 12:03 Uhr
In diesem Hochhaus spielte sich das Familiendrama am frühen Dienstagmorgen in Gunzenhausen ab.

© Catherine Simon In diesem Hochhaus spielte sich das Familiendrama am frühen Dienstagmorgen in Gunzenhausen ab.

Am Tag danach wirft die traurige Geschichte vor allen viele Fragen auf. Am Dienstagfrüh hatte ein Familienvater in Gunzenhausen seine vierköpfige Familie ausgelöscht, drei kleine Kinder im Alter von drei bis neun Jahren, seine 29-jährige Frau. Bereits 2013 war der Täter, an dessen Schuld praktisch keine Zweifel mehr bestehen, strafrechtlich in Erscheinung getreten - weil er gedroht hatte, seine beiden Söhne umzubringen.

Es erging ein Strafbefehl wegen Bedrohung der Kinder. Der Mann war der Polizei also bekannt; weil er am 21. Juni, also fünf Tage vor der Tat, seine Söhne wohl nicht zum ersten Mal geohrfeigt hatte, entschloss sich seine Frau, die Rötungen auf den Wangen mit dem Handy zu fotografieren und per WhatsApp ihrer Schwester nach München zu schicken. Die informierte die Polizei in Gunzenhausen, ein Hausbesuch folgte, danach schien sich die Situation allerdings wieder zu beruhigen.

Frau zog zu ihrer Schwester

Die Frau wollte sich dennoch von ihm trennen und zog mit den Kindern zu einer anderen Schwester in den Landkreis Ansbach; der Mann musste die Schlüssel für die Wohnung abgeben, ein Kontakt- und Näherungsverbot folgte. Das ist die übliche Vorgehensweise bei häuslicher Gewalt. Das Frauenhaus in Ansbach und das Jugendamt in Weißenburg wurden eingeschaltet, sollten weitere Hilfs- und Schutzmaßnahmen ergreifen. Sich kümmern. Was am Montag auch geschah.

Familiendrama in Gunzenhausen: Vater hatte Tat geplant

© Wolfgang Laaß

Bereits am Freitag hatten Experten umgehend eine Gefährdungseinschätzung erstellt; vielleicht auch deswegen kehrte die Mutter am Sonntag mit ihren Kindern zurück in die Wohnung, ohne die Polizei darüber zu informieren. Der Mann hatte ja keinen Schlüssel mehr für die Wohnung, gab aber keine Ruhe. Am Montag gegen 2 Uhr, 2.30 Uhr tauchte er wieder vor dem Haus auf, weil er, wie er einer von seiner Frau alarmierten Streifenbesatzung sagte, nur reden und sich noch Kleidung aus der Wohnung holen wollte. Hätte er sich ein weiteres Mal blicken lassen, wäre er in Gewahrsam genommen worden, versicherte Kriminaloberrat Hermann Lennert auf der Pressekonferenz. Für den nächsten Tag bestand zudem eine Vorladung beim Sachberater für häusliche Gewalt.

Bruder blieb zum Schutz der Schwester

Die Frau holte ihren Bruder zu Hilfe, sie fühlte sich nicht mehr ganz sicher, zum Schutz der Schwester blieb er den Rest der Nacht und auch die nächste. Gegen 5 Uhr, 5.30 Uhr erschien der spätere Täter wieder, der Bruder, vor dem er Respekt zu haben schien, schickte ihn weg, erneut ohne die Polizei zu verständigen. Wiederum wäre eine Gewahrsamnahme zu diesem Zeitpunkt möglich gewesen. Ist aber nicht geschehen. Mit fürchterlichen Folgen.

Der Vater vereinbarte mit dem Bruder der Frau per WhatsApp, am Dienstag gegen 6.30 Uhr die Kleidungsstücke abzuholen, hielt sich aber gegen 5 Uhr bereits im Treppenhaus auf. So sah und hörte er, wie der Bruder der Frau die Wohnung verließ, um dem Schwager wie vereinbart vor dem Haus das Bündel zu übergeben.

Durch die bereits beschädigte Tür drang er auf Strümpfen in die Wohnung ein und überraschte seine Familie mit dem extra für die Tat gekauften Fleischermesser im Schlaf. Der Bruder der Frau wartete unten fünf bis zehn Minuten; als er seltsame Geräusche hörte, einen Knall, einen Schlag, stürmte er wieder nach oben. Plötzlich stand ihm der Täter gegenüber, beide Hände und Arme voller Blut. Daraufhin rannte er zum Balkon und sprang aus dem dritten Stock in die Tiefe.

In der Wohnung bot sich den Ermittlern wenig später ein schreckliches Bild. In der sehr kurzen Tatzeit von ein bis zwei Minuten "hat sich ein absoluter Vernichtungswille ausgedrückt", sagt der Oberstaatsanwalt Michael Schrotberger. Weitere Details erspart er den Journalisten.


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