Feldkreuze bei Gunzenhausen beschädigt: Polizei fasst die Täter

13.8.2020, 16:26 Uhr
Für die Bürger in Filchenhard, und nicht nur für sie, war es eine schlimme, verabscheuenswürdige Tat: Seit 1902 stand dort ein schönes Feldkreuz in der Flur. Längere Zeit unbekannte Täter zerstörten es in einer nächtlichen Aktion.

© Erich Kraus Für die Bürger in Filchenhard, und nicht nur für sie, war es eine schlimme, verabscheuenswürdige Tat: Seit 1902 stand dort ein schönes Feldkreuz in der Flur. Längere Zeit unbekannte Täter zerstörten es in einer nächtlichen Aktion.

Die Serie begann Mitte April in Großlellenfeld, wo ein Feldkreuz massiv angegangen wurde. Es folgten Waffenmühle und Georgenhaag, beides auf Arberger Gebiet. Dann machten sich die Täter in Wiesethbruck und Kleinried zu schaffen, beide im Raum Bechhofen. Schließlich waren Gunzenhausen-Filchenhard (über hundert Jahre altes Feldkreuz, Schaden 1000 Euro), Gnotzheim, Biederbach bei Wolframs-Eschenbach und Aurach an der Reihe. Zu der Serie zählen Polizei und Staatsanwaltschaft auch das Schockskreuz auf Arberger Gebiet. Insgesamt sprechen die Ordnungshüter von zehn Fällen und einem Gesamtschaden an den Feldkreuzen in Höhe von rund 30 000 Euro.

Eine Ermittlungsgruppe der PI Ansbach unter Leitung von Rolf Kühnhold ging ans Werk. Der Durchbruch gelang ihr im Rahmen von Ermittlungen der Gunzenhäuser Kollegen. Dabei ging es um einen Ladendiebstahl, und die befragte Frau gab eher am Rande an, sie wisse, wer die Feldkreuze beschädigt habe. In der Folge bekam die Polizei die Daten der möglichen Täter heraus und führte die Vernehmungen durch. Vor allem eine Polizeihauptmeisterin legte sich mächtig und vorbildlich ins Zeug, hieß es gestern bei einem Pressegespräch in Ansbach.

Das Ergebnis: Im Fokus stehen jetzt als Beschuldigte sieben Personen im Alter von 23 bis 43 Jahren. Von allen sieben liegen Geständnisse vor. Vier gelten als Hauptbeschuldigte, darunter ist der 43-Jährige, der Älteste in der Gruppe. Er fungierte als eine Art Rädelsführer und ist wegen früherer Delikte bei der Polizei kein unbeschriebenes Blatt. Er verbüßte deshalb bereits eine Freiheitsstrafe.

Unterschiedliche Besetzung

Dieser Rädelsführer – und drei andere – waren bei allen Sachbeschädigungen dabei, ansonsten trat die Gruppe in unterschiedlicher Besetzung auf. Alle sieben Personen sind großteils strafrechtlich vorbelastet, seien es Verkehrs- oder Betrugsdelikte. Bei einem der vier Haupttäter (nicht dem Rädelsführer) ist noch eine Bewährungsstrafe offen, so Staatsanwalt Dr. Christian Eberlein.

Neben den vier Hauptbeschuldigten nahm die Polizei auch eine Frau, die als Fahrerin fungierte, und ein Pärchen in den Blick.

Das Motiv ist wie so oft in solchen Fällen nicht erkennbar oder nicht nachvollziehbar. Die sieben Personen ließen in den Vernehmungen kaum Reue erkennen. Die "Bekanntenclique" traf sich gezielt zu nächtlicher Stunde, um etwas kaputt zu machen, und fuhr herum. Bei der ersten Tat, derjenigen in Großlellenfeld, soll eine Frau (die Fahrerin) unter Beziehungsstress gestanden haben und ließ dann ihren Frust an dem Feldkreuz aus. Das schaffte sie nicht allein, sie bekam dann männliche Unterstützung. Die Jesusfigur an den diversen Feldkreuzen soll höchst respektlos als "Jupp an der Latte" tituliert worden sein. Eine Art religiöses Motiv konnte die Polizei bei den Vernehmungen nicht erkennen, es war "einfach Vandalismus".

Noch weitere Sachbeschädigungen

Bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass noch weitere Sachbeschädigungen begangen wurden, und zwar Mitte Mai im Arberger Raum. Opfer wurden ein Bushäuschen bei Eybburg, eine Sitzgruppe bei Georgenhaag, ein Hochsitz bei Kemmathen, zwei Hochsitze bei Großlellenfeld, ein weiterer bei Kleinlellenfeld und ein Feldkreuz bei Kleinlellenfeld. Bei diesen sieben Fällen wurde 6500 Euro Schaden verursacht. Diesmal ging es mit groberer Gewalt zu, so wurde eine Axt benutzt. An diesen sieben Beschädigungen könnte auch noch eine weitere Frau beteiligt sein. Ob und wie stark diese achte Verdächtige involviert war, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen.

Rolf Kühnhold, Christian Eberlein und Hans Albrecht, stellvertretender Chef der PI Ansbach, sprachen gestern sogar von neun Beschuldigten, und das hat eine besondere Bewandtnis. Ein Zeuge hatte nämlich berichtet, dass sich jemand an dem erwähnten Schockskreuz zu schaffen machte. Diese Person hing daran und machte gymnastische Übungen (Klimmzüge). Es entstand kein Schaden. Diese "sportliche Betätigung" steht nicht in Zusammenhang mit der Bekanntenclique und deren Vergehen.

Wie die Ermittler weiter mitteilten, sind alle Beschuldigten in dem Raum ansässig, in dem auch die Taten verübt wurden. Alle neun haben die deutsche Staatsbürgerschaft.

Zeugin steht Ärger ins Haus

Die Polizistin, die sich bei den Vernehmungen so hervorgetan hat, will jetzt nicht im Brennpunkt der Öffentlichkeit stehen, sie zieht es vor, dass ihr Name nicht in der Öffentlichkeit genannt wird.

Der Zeugin, die mit ihrer Aussage in Gunzenhausen die Sache ins Rollen brachte, steht noch Ärger ins Haus. Sie gilt jetzt als Beschuldigte, hat sich an den Sachbeschädigungen beteiligt, so jedenfalls der Erkenntnisstand der Polizei.

Wann es zum Prozess kommen wird, lässt sich noch nicht sagen, der Staatsanwalt geht davon aus, dass es in Jahresfrist soweit sein wird.

Es spielen Emotionen mit

Den Ermittlern ist klar, dass es sich bei den Feldkreuz-Fällen eben um keine gewöhnliche Sachbeschädigung handelt. Hinter diesen Zeichen des Glaubens stecken tiefe persönliche Erfahrungen, Familientradition und jahrzehntelange Anhänglichkeit und Fürsorge. "Das ist dann was anderes als eine kaputte Bank", sagte Stefan Bauer von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken. Die Betroffenen haben wohl den allergrößten Teil des Schadens selbst zu tragen. Dass die Täter Schadenersatz leisten können, gilt nach aller Erfahrung als wenig wahrscheinlich.

2 Kommentare