Frankenbirne und Umweltbildung in Berolzheim

10.11.2016, 06:35 Uhr
Frankenbirne und Umweltbildung in Berolzheim

© Martin Lettenmeier

Im Rahmen der „Bayerntour Natur“ kamen Fachleute aus Mittelfranken und über 30 Besucher in das als UN-Dekadenprojekt „Biologische Vielfalt“ ausgezeichnete Naturschutzgebiet in Markt Berolzheim. Der Biodiversitätsbeauftrage der Regierung von Mittelfranken Stefan Böger erläuterte die Bedeutung des Standorts für den Erhalt von seltenen Obstsorten in Bayern. Auf der Buchleite geht es nach seinen Worten nicht nur um den Erhalt von sehr alten Sorten, sondern auch um die gezielte Vermehrung von andernorts schon ausgestorbenen Obstsorten.

So wurde anlässlich der Führung eine mittlerweile sehr selten gewordene Frankenbirne gepflanzt. Der Baum ist auch unter dem Namen „Meißner Langstielige Feigenbirne“ bekannt. Die Frucht ist mittelgroß und langgestreckt kegelförmig. Die Sorte stammt ursprünglich aus Sachsen, wo sie bereits um 1800 bekannt war. In Deutschland ist sie so gut wie ausgestorben. Nur fünf Altbäume bei Sammenheim und Markt Berolzheim sind die letzten bekannten Bestände.

Wie viele andere Birnen hat die Sorte ihren Namen durch ihre der Feige ähnliche Form. Die Früchte der Birne wurden früher in Markt Berolzheim gedörrt und haben so zum guten Ruf des Berolzheimer Obstbaus beigetragen. Die Sorte eignet sich nicht nur zum Dörren hervorragend, sondern ist auch ideal zum Mosten. Die Reiser für die jungen Bäume der Frankenbirne stammen von Altbäumen in Markt Berolzheim. Ziel der Regierung von Mittelfranken und des Landschaftspflegeverbandes ist die gezielte Vermehrung von alten Sorten. Das Gebiet der Buchleite mit seinen Magerrasen und der einmaligen Lage bietet dazu die besten Voraussetzungen. Die Buchleite wird aber auch als Ort genutzt, um beispielsweise Kindergartenkindern den „Schatz ihrer Heimat“ deutlich zu machen, wie Heidrun Albrecht, die Leiterin der Umweltstation des Landesbundes für Vogelschutz (LBV) am Altmühlsee, berichtet.

Auf Entdeckungstour

Sie hat im Auftrag der Regierung von Mittelfranken ein Bildungsprogramm für Erzieherinnen und die Kinder des Kindergartens „Villa Kunterbunt in Markt Berolzheim entwickelt und umgesetzt. Viermal wanderte Heidrun Albrecht mit den Kindergartenkindern auf die Buchleite. Die drei- bis sechsjährigen Jungen und Mädchen entdeckten dabei, was die Buchleite so besonders macht.

Zunächst ging es um sinnliche Naturerfahrungen. Obwohl es ihnen schwerfiel, sollten die Kinder die Augen schließen und nur darauf hören, welche Geräusche und Laute sie in dem Naturschutzgebiet wahrnehmen. Doch auch der Tast- und Geschmackssinn wurde bei den Wanderungen gefordert: Wie fühlen sich die unterschiedlichen Obstsorten an? Wie schmecken sie?

Der Leiterin der Umweltstation war es wichtig, den Kindern den Zusammenhang deutlich zu machen zwischen dem, was wir täglich essen und trinken, und dem Ort, wo es wächst. Und es geht ihr um den achtsamen Umgang mit der Natur: Als ein paar Kinder eine Gruppe von Pilzen entdeckten und diese umtreten wollten, erklärte ihnen die Expertin des Landesbunds für Vogelschutz die wichtige Bedeutung von Pilzen als Nahrungsquelle für Tiere.

Weiter war es Heidrun Albrecht ein Anliegen, dass der Kindergarten die Buchleite, die nur 500 Meter entfernt liegt, in sein Jahresprogramm einbaut und regelmäßig nutzt. Deshalb machte sie bei einer speziellen Fortbildung die Erzieherinnen mit Methoden und Spielen vertraut, mit denen es gelingt, die Kinder für die Natur zu begeistern.

Positiv beeindruckt war die Leiterin der Umweltstation von den Markt Berolzheimer Kindern. Einige haben durch die „Spaziergänge mit dem Opa“ schon viel Wissen gesammelt. Selbst bei Wind und Wetter haben sie nicht gejammert oder die Mitarbeit verweigert. Sie waren, freut sich Albrecht im Nachhinein, immer mit Begeisterung und Freude dabei, um die Naturschätze vor der Haustür zu erkunden.

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