Rund 100 Teilnehmende

Friedensdemo in Gunzenhausen: Klare Worte für Ukraine und gegen Putin

Wolfgang Dressler

Altmühl-Bote

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12.3.2022, 19:09 Uhr
Die Teilnehmende der Demonstration zogen vom Schießwasen aus zur Promenade, ins Stadtzentrum und zurück zum Festplatz.   

© Wolfgang Dressler, NN Die Teilnehmende der Demonstration zogen vom Schießwasen aus zur Promenade, ins Stadtzentrum und zurück zum Festplatz.  

Die Botschaft war: gegen den Krieg in der Ukraine, gegen den russischen Präsidenten und Kriegsmacher Putin, für die Menschen in der Ukraine, die unverschuldet in schwere Not geraten sind. Dabei wurden sehr deutliche Worte geäußert – von Fassungslosigkeit und Entsetzen bis zu einer zarten Zuversicht.

Organisiert wurde die Versammlung von den beiden Studierenden Denis Glotz und Nurja Graf. Es sollte ausdrücklich ein offenes, überparteiliches Treffen werden. Rund 100 Menschen fanden sich bei schönem Wetter ein, einige mit Ukraine-Fahnen und Plakaten gegen den Krieg ausgestattet. Dass Denis Glotz politisch als Geschäftsführer der Landkreis-CSU aktiv ist, merkte man dann der Rednerliste an. Hier waren der Bundestagsabgeordnete Artur Auernhammer, der frühere Europaabgeordnete Dr. Ingo Friedrich und Ortsverbandsvorsitzender Manuel Blenk präsent, allesamt CSU-Vertreter.

Der Wunsch nach Frieden und die Solidarität mit der Ukraine wurden auch optisch zum Ausdruck gebracht.   

Der Wunsch nach Frieden und die Solidarität mit der Ukraine wurden auch optisch zum Ausdruck gebracht.   © Wolfgang Dressler, NN

Die Rednerriege komplett machte Mathias Hertlein, stellvertretender SPD-Kreisvorsitzender und Kreisrat. Es bleibt festzuhalten: Es war in der Tat keine CSU-Demonstration, mit Parteipolitik hatte das Ganze nichts zu tun. Es ging ja auch um ein "großes" Thema der Außen- und Sicherheitspolitik, nicht um die Innenpolitik.

Die Richtung gab Denis Glotz selbst vor: 1800 Kilometer von hier entfernt werde Krieg geführt. Das erscheine weit weg, sei aber im Grunde "vor unserer Haustür". Es gehe hier im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen jetzt darum, für die Flüchtlingen bereit zu stehen, sie aufzunehmen. Das sei machbar. Seine Mutter sei 1992 nach Altmühlfranken gekommen, berichtete Glotz, und sie sei hier willkommen gewesen und habe sich schnell integriert. Positiv zu werten sei, dass die Menschen im Kreisgebiet in den letzten Tagen und Woche so viel an Unterstützung für die Ukrainer geleistet hätten. Das Leid der Menschen dort schreie zum Himmel. Dem müsse man begegnen, auch mit politischen Maßnahmen.

Über Parteigrenzen hinweg

Das war das Stichwort für Artur Auernhammer. Der Weißenburger vertritt die Menschen im Wahlkreis Ansbach im deutschen Parlament. Er sagte, was in der Ukraine geschehe, "bewegt uns alle, über Parteigrenzen und Generationen hinweg". Am 24. Februar habe Russland mit dem Krieg begonnen, einen Tag nach dem Jahrestag der Bombardierung von Ellingen und Treuchtlingen am Ende des Zweiten Weltkriegs. Sein erster Gedanke lautete: "Nicht schon wieder!"

Man müsse klar feststellen, dass das von Putin geführte Russland sich die Ukraine einverleiben wolle. Dem müsse man mit Besonnenheit wie fester Haltung entgegentreten, etwa auf wirtschaftlichem Gebiet und um Sport. Er glaube, dass viele Russen nicht mit dem Kurs ihres eigenen Präsidenten einverstanden seien, meinte der CSU-Abgeordnete.

Wie viele andere habe auch er gedacht, dass die Ukraine nach wenigen Tagen erobert sein würde. Das habe sich nicht bestätigt. Die Forderung laute, dass dieser Krieg ganz schnell enden müsse. Man müsse ja mögliche verheerende Folgen, die über das eigentliche Kriegsgeschehen hinausgehen, bedenken. Da seien die Kernkraftwerke in der Ukraine zu nennen, aber auch der Ausfall der ukrainischen Getreideproduktion und damit massive Probleme in Nordafrika und im Nahen Osten. Dort sei dann die nächste humanitäre Katastrophe zu befürchten.

Auernhammer wies darauf hin, dass die Fahne der Ukraine die Farben Gelb und Blau habe. Das könne man auch als gelben Raps und blauen Himmel deuten. Jedenfalls seien die Farben der Ukraine auch die Farben des Gunzenhäuser Stadtwappens.

Vor dem Gunzenhäuser Rathaus: Groß und Klein zeigten, was sie vom Angriff Russlands auf die Ukraine halten.

Vor dem Gunzenhäuser Rathaus: Groß und Klein zeigten, was sie vom Angriff Russlands auf die Ukraine halten. © Wolfgang Dressler, NN

"Wir wollen keinen Krieg in Europa", das sei die Botschaft dieser Demonstration, sagte Ingo Friedrich. Es sei ein Krieg Putins. Den könne die Ukraine nicht gewinnen, doch Putin auch nicht. Dieser wäre dann nur Herrscher über ein gigantisches Trümmerfeld. Es liege an Putin, mit der ukrainischen Regierung zu sprechen, in Kiew sei man bereit dazu. Doch die Realität sehe so aus, dass russisches Militär ein Krankenhaus bombardiere, was bestritten werde. Oder Außenminister Lawrow äußere, die Russen hätten zurückschießen müssen, weil sich im Gebäude feindliche Kräfte befunden hätte. Für Ingo Friedrich steht außer Frage, dass Russland ein "Lügengebäude" errichte, das keinen Bestand haben könne und dürfe.

Zeitenwende hat stattgefunden

Mathias Hertlein sah den 24. Februar als einen Termin, der in einer Reihe stehe mit dem 9. November 1989 (Fall der Mauer) und dem 11. September 2001 (Terroranschläge in den USA). In Europa sei es nach 1945 längst nicht immer friedlich zugegangen, doch hier liege eine neue Dimension vor. Erstmals greife eine Großmacht einen anderen Staat aus imperialistischen Motiven an, deshalb müsse man von "Zeitenwende" sprechen. Russland habe damit, zumindest vorübergehend, den Kreis der zivilisierten Staaten verlassen.

Hertlein, der die SPD-Fraktion im Kreistag führt, sprach sich dafür aus, der Ukraine den Weg in die Europäische Union zu ermöglichen. Er persönlich habe ebenfalls nicht geglaubt, dass die Ukraine den Russen lang stand halten würde. Es sei anders gekommen, und der Hauptgrund dafür sei, dass Putin und sei engerer Zirkel den Fehler begangen hätten, der eigenen Propaganda zu glauben. Jetzt sei Russland mit ganz scharfen Sanktionen und einem möglichen Staatsbankrott konfrontiert. Der Krieg mit der Ukraine könne der Anfang vom Ende Putins werden.

Von einem "verbrecherischen Angriffskrieg" sprach der Gunzenhäuser CSU-Chef Manuel Blenk. Dass er Wirklichkeit sei, mache ihn immer noch sprach- und fassungslose. Deutschland und seine Menschen stünden an der Seite der Ukraine, man sei zur Hilfe verpflichtet. Dieses Eintreten gelte der Ukraine, der Freiheit und der Menschlichkeit. Blenk stellte fest, dass Deutschland nun auf einen Schlag so viel Geld in sein Militär stecken wolle, sei ebenfalls bis vor kurzem jenseits seiner Vorstellungskraft gewesen.

Für den Sonntag war eine Demonstration der Impfgegner und Kritiker der Corona-Regeln angemeldet - in Gunzenhausen.

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