Führung durch die Gunzenhäuser Moschee

26.5.2015, 13:00 Uhr
Führung durch die Gunzenhäuser Moschee

© Marianne Natalis

Fünf mal am Tag beten die Mitglieder der türkisch-islamischen Gemeinde, wenn es geht, in ihrer Moschee. Damit sich ihre Gebete gen Mekka wenden, zeigt ein Bogen in einer Ecke  des Gebetsraums die Richtung an, in der die Pilgerstätte zu finden ist. Mit Krepp aufgeklebte Linien auf dem weichen Teppichboden zeigen zudem, wo die Füße zu platzieren sind. Normalerweise ist reichlich Platz vorhanden, doch während des Ramadan oder wenn die Muslime ihr Opferfest feiern, dann kann es mit 80 bis 100 Männern schon richtig voll werden, erzählt Özgür Kavasu, der sich ganz spontan als Dolmetscher angeboten hat.
Seit gut zwei Jahre kümmert sich Imam Battal Günçay um die religiösen Anliegen der Gemeindemitglieder, betet mit ihnen und geht anlässlich des Freitagsgebets auf bestimmte Themen ein, ähnlich der Predigt eines christlichen Geistlichen. „Hodscha“ nennen die Gemeindemitglieder ihren Imam ehrfürchtig-liebevoll. Das heißt so viel wie Lehrer, übersetzt Özgür Kavasu, und ist eigentlich falsch, denn Battal Günçay ist als Imam eben weit mehr als ein bloßer Gelehrter.

Bereitwillig öffnet der Imam die beiden Gebetsräume – Männer und Frauen beten getrennt – für seine Gäste. In Moscheen, die als solche gebaut wurden, beten die Männer im Hauptraum einer Moschee, den Frauen ist die Galerie vorbehalten, von der aus sie den Imam sehen, aber selbst nicht gesehen werden. Das war aber in dem Haus in der Ansbacher Straße, das die Gemeindemitglieder ganz in Eigenarbeit hergerichtet haben, natürlich nicht möglich.

Neben den Gebetsräumen im ersten Stock und einer Küche im Erdgeschoss mit direktem Zugang zum Hof, gibt es auch einen Raum für die Kinder. Die dürfen jederzeit mit zum Gebet kommen, sich dann aber auch in ihre Spielecke zurückziehen, wenn sie unruhig werden. Dort vermittelt der Imam den Kindern auch in einer Art Sonntagsschule die wichtigsten Grundsätze des Islams.
Beim Rundgang weist Özgür Kavasu auf einen besonderen Schatz hin: In der Moschee zwei traditionelle Rahles. Diese kleinen Tischchen sind dem Lesen im Koran vorbehalten. Wie man sich das vorstellen muss, demonstriert Imam Battal Günçay seinen Gästen.

Ebenfalls wichtig in einer Moschee sind Waschräume, denn vor dem Beten gilt es Hände, Ellenbogen, Gesicht und Füße in einer bestimmten Reihenfolge zu reinigen.

Andrang in den beiden Gebetsräumen herrscht auch zur „Kermes“. Doch daneben geht es an diesen Tagen, zu denen der türkisch-islamischen Sozial-Kultur-Verein einlädt, auch ums gemeinsame Feiern. Aus diesem Anlass haben die Frauen des Vereins richtig aufgetischt. Ob eingelegtes Gemüse oder Börek, kleine, mit Spinat gefüllte Blätterteigtaschen oder Kuskusalat, gefüllte Weinblätter oder Paprika, Içli Köfte oder türkische Pizza, es findet sich für jeden Geschmack etwas. Auch das Angebot an süßen Nachspeisen ist reichhaltig und verführerisch. Und beim Essen bieten sich viele Gelegenheiten, miteinander ins Gespräch zu kommen.

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