Ganze Familie packt in Mosbach bei der Hopfenernte an

24.8.2017, 17:57 Uhr
Ganze Familie packt in Mosbach bei der Hopfenernte an

© Jürgen Leykamm

Bei Hopfenbauer Hans Heckl im Spalter Ortsteil Mosbach ist die Stimmung derzeit sehr gut: Die Ernte der Dolden hat begonnen, das Wetter hat dann doch gehalten.

Vor zwei Monaten sah die Lage aber noch ganz anders aus. Der trockene April, der späte Frosteinbruch, zwei Folgemonate mit wenig Niederschlagstagen – das alles bedeutete für das sogenannte "grüne Gold" nichts Gutes. Doch die Kletterpflanze legte dank gut verteilter Regenfälle im Juli und im August einen tollen Endspurt hin.

Und wie ein erster Blick auf die Dolden und deren Innenleben verrät, passt nicht nur die Ertragsmenge, sondern auch die Qualität - wenngleich diese letztendlich erst im Labor definitiv festgestellt werden kann. Aber es gibt ein paar Indizien, die die Güte erahnen lassen: Passen Ausdoldung, Form und Größe, leuchtet die Dolde grasgrün und versprüht sie würzigen Duft beim Reiben, sind das gute Zeichen.

Ganze Familie packt in Mosbach bei der Hopfenernte an

© Jürgen Leykamm

Der Chef des Landwirtschaftszentrums Roth, Werner Wolf, demonstriert es gerne. Als ihn dann noch aus dem Inneren der Dolde die Lupulin-drüsen - sie produzieren den fürs Bierbrauen so wichtigen Inhaltsstoff - kerngesund entgegenblinken, ist er hocherfreut: "Perfekt! Da lacht einem das Herz!"

Mancherorts Hagelschäden

Doch nicht überall gibt es dazu Grund: In Ellingen, Heideck oder Hersbruck haben Sturm und Hagel den Hopfen punktuell gleich hektarweise zu Boden geworfen und für Ernteausfälle von bis zu 50 Prozent gesorgt. Insgesamt ist die Lage aber positiv, was auch für die Entwicklung des gesamten Anbaugebiets zutrifft, das im Süden bis Kinding reicht. Es hat sich seit der letzten Ernte um vier Prozent auf 391 Hektar vergrößert – auf 122 davon steht die Premiumsorte "Spalt-Spalter". Die Zahl der Pflanzer liegt seit Jahren stabil bei 55. Bei der Menge werden die Spalter Hopfenpflanzer heuer keinen Rekord einfahren, doch mit 13.600 Zentnern sind sie angesichts der Witterung zufrieden (2016 waren es 14.600 Zentner, das entspricht 730.000 Kilogramm und war das beste Nachkriegsergebnis).

Ganze Familie packt in Mosbach bei der Hopfenernte an

© Jürgen Leykamm

Glücklich darf sich auch der Landwirt schätzen, der einen Hofnachfolger hat. Bei Hans (62) und Stilla Heckl (59) ist dies der Fall. Sohn Sebastian steht mit seinen 27 Jahren bereit. Er hat just in jener Zeit seine Prüfungen zum Landwirtschaftsmeister abgelegt, als in Mosbach die Flurbereinigung lief. Durch sie war es möglich, von zehn Hektar Hopfen im Jahr 2010 auf heute 18 Hektar aufzustocken.

Bei der jetzigen Ernte, die drei Wochen lang großen Einsatz von jedem verlangt, packen nicht nur die drei mit an, sondern auch Sebastians Brüder Johannes (29, Informatiker) und Michael (25, Elektriker). Sie opfern dafür auch einige Urlaubstage. Nach dem Ernten müssen die Dolden auf dem Hof von Blättern und Reben befreit werden - sie landen dann in gehäckselter Form wieder in den Hopfengärten. Die Dolden werden getrocknet, homogenisiert und gepresst.

Mehr als genug zu tun

Vieles geht heutzutage maschinell, doch für die Pflanzerfamilie und ihre Helfer, beispielsweise den polnischen Saisonarbeiter Marek, bleibt noch mehr als genug zu tun. Der Hopfenanbau auf ihrem Hof geht bis ins 17. Jahrhundert zurück. Seitdem man die berühmte Premiumsorte aufgestockt hat, dominiert der "Spalt-Spalter" mit sechs Hektar (60.000 Quadratmeter, also etwa acht Fußballfelder), der "Hallertauer Mittelfrüh" bringt es auf fünf Hektar.

Ein guter Sortenmix ist wichtig, erklären die Landwirte. Was den Klimawandel anbetrifft, ist etwa der "Cascade" eine echte Bank, den die Heckls auf 2,5 Hektar anbauen. Ein echter "Wüstenhopfen", so Friedrich Kolb, Vizechef des Spalter Hopfenpflanzerverbandes. Allerdings hakt es noch mit der Nachfrage. Immer beliebter werden indes Flavour-Hopfen, die fürs Craft-Bier gebraucht werden, die Heckls setzen hier auf "Mandarina Bavaria" und "Hallertauer Blanc" (je ein halbes Hektar). Es empfehlen sich aber auch die ertragreicheren Spätsorten wie "Opal" und "Saphir".

"Preise akzeptabel"

Bei den Heckls passt der Mix: "Die Preise sind akzeptabel, die Nachfrage gut." Es sei allerdings ohnehin das Gros der Erntemenge über Vorverkauf abgedeckt. Warum die Preistendenz trotz zweier guter Jahre in Folge nach oben geht, erklärt Frank Braun, Geschäftsführer der Hopfenverwertungsgenossenschaft: Es sind die stark gehopften Craft-Biere, die den Gesamtbedarf an Hopfen immer weiter erhöhen. Sie brauchen etwa das Zehnfache des "grünen Goldes" pro Liter wie ein durchschnittliches Bier. Ein solches kommt ungefähr mit einem Gramm aus. Beim Spalter Pils sind es aber schon 2,5 Gramm. Stilla Heckls These: "Das ursprüngliche Craft-Bier kommt aus Spalt!"

Im kleinen Mosbach selbst wiederum sorgen drei Pflanzer auf fast 40 Hektar für eine florierende Hopfenwirtschaft. Nun heißt es für die Hopfenbauern hoffen, dass das Wetter während der Ernte hält und dass die Witterung auch den späten Sorten noch hold ist.

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