Girls' und Boys' Day in Gunzenhausen

29.4.2016, 08:01 Uhr
Girls' und Boys' Day in Gunzenhausen

© Marianne Natalis

((Platzhalter)Den Mädchen eine Chance zu geben, in technische Berufe hineinzuschnuppern, das ist laut Walburga Bauernfeind das wichtigste Anliegen des Girls’ Day. 40 Betriebe in Gunzenhausen nutzten die Gelegenheit, dem weiblichen Nachwuchs die beruflichen Möglichkeiten in ihrer Firma nahezubringen, 104 Mädchen von Gunzenhäuser Schulen nahmen dieses Angebot an. Das waren, sagt die Beauftragte für Chancengleichheit bei der Agentur für Arbeit Ansbach-Weißenburg, rund zehn Schülerinnen mehr als noch vor einem Jahr.

Eine Firma, die den Mädels Jahr für Jahr am Girls’ Day die Pforten öffnet, ist die RF Plast GmbH in der Weinstraße. Hier führte einmal mehr Daniel Groß, Verfahrensmechaniker für Kunststoff- und Kautschuktechnik, die Besucherinnen in die Grundzüge des Spritzgießens ein. Nach einem kurzen theoretischen Teil durften die sechs Mädchen von der Gunzenhäuser Mädchenrealschule Hensoltshöhe an die Maschine und sich in der Praxis versuchen. Schritt für Schritt erledigten sie die Arbeit eines Verfahrensmechanikers, erläuterte Anne Berndanner, die Öffentlichkeitsreferentin des Betriebs.

Zunächst hieß es also, die Anlage einzurichten und das vorhandene Material zu prüfen. Aus dem bereitstehenden Kunststoffgranulat sollten die Schülerinnen Einzelteile für kleine bunte Spielzeugautos produzieren und diese zusammenbauen. Nach und nach sammelte sich auf dem Tisch neben der Anlage ein beachtlicher Fuhrpark an.

Es ist wichtig, so Petra Meyer vom Arbeitgeberservice der Agentur, dass die Mädchen auch tatsächlich etwas vom Betrieb sehen und vielleicht auch etwas selber machen können. Nur so wird der Girls’ Day zu einem spannenden Ausflug in die Arbeitswelt. Genauso unabdingbar ist es aber auch, dass die Schulen das Angebot der Betriebe an ihre Schülerinnen und Schüler weitergeben. Vorbildlich ist hier die Mädchenrealschule, die den Girls’ Day in den Jahrgängen 6, 7 und 8 zur Pflichtveranstaltung erklärt hat. In der Stephani-Schule dürfen die Kinder sogar schon ab der 5. Klasse mitmachen, all die Jahre ist es aber eine freiwillige Entscheidung. Auch das Simon-Marius-Gymnasium und die Wirtschaftsschule beteiligten sich.

Seit Jahren findet sich RF Plast unter den teilnehmenden Firmen. Ein Engagement, das man durchaus herausstreichen muss, findet Walburga Bauernfeind. Denn die Unternehmen investieren in diese Veranstaltung Zeit und Personal, in der Regel sind die Schülerinnen ja einen ganzen Tag zu Gast.

Girls' und Boys' Day in Gunzenhausen

Gleich nebenan in der Druckerei Emmy Riedel erkundeten vier Mädchen das Gunzenhäuser Verlagshaus, das ebenfalls eine feste Bank bei der Veranstaltung ist. Zunächst gestalteten sie in der Setzerei Blöcke und Visitenkarten, später durften sie diese ein Stockwerk tiefer drucken. Zudem erlebten sie in der Redaktion des Altmühl-Boten mit, wie diese Zeitungsseite am Computer gebaut wurde.

Ebenfalls schon lange mit dabei ist der Zweckverband zur Wasserversorgung der Reckenberg-Gruppe. Hier erlebten drei Schülerinnen der Mädchenrealschule einen Praxistag, bei dem sich alles um Strom und Wasser drehte. Und auch die Firma Heinzmann-Autotechnik unterstützt den Girls’ Day in all ihren Filialen von Beginn an. In Gunzenhausen bekamen zwei Schülerinnen der Mädchenrealschule einen Eindruck, was in einem Fachgroßhandel für Autotechnik alles zu tun ist.

Es gibt aber auch Jobs, die als typische Frauenberufe gelten. Deshalb wurde 2011 der Boys’ Day ins Leben gerufen. Hier können sich männliche Jugendliche einmal umsehen, was vor allem im sozialen Bereich an Tätigkeiten angeboten wird. Der Andrang ist aber nicht ganz so groß wie bei den Mädels, in Gunzenhausen nahmen 78 Buben teil. Während die Plätze für Mädchen nahezu ausgebucht sind, blieben 28 angebotene Plätze für Jungs unbesetzt, 49 Firmen beteiligten sich.

Vor 15 Jahren fand im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen der erste Girls’ Day statt. Allzu viel hat sich seitdem nicht bewegt, weiß Walburga Bauernfeind. Dennoch, ganz langsam brechen die angestaubten Klischees auf, ganz langsam wagen sich Mädchen auch an vermeintlich typisch männliche Berufe wie Mechatroniker oder Maler und Lackierer.

Wollen die Betriebe aber dauerhaft mehr weiblichen Nachwuchs bekommen, so reicht die Teilnahme am Girls’ Day allein wohl nicht aus. Denn nach wie vor legen vor allem die Mädchen laut Bauernfeind bei der Berufswahl großen Wert darauf, dass ihre Tätigkeit mit ihrem künftigen Dasein als Mutter vereinbar ist.

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