Gnotzheimer Schulhaus: Es entsteht ein echter Hingucker

16.5.2021, 06:07 Uhr
Von außen erstrahlt das Haus bereits in neuem Glanz. Die Familie Bauer hat in die Renovierung bereits sehr viel Arbeit und Geld gesteckt.

© Thomas Pawlicki, NN Von außen erstrahlt das Haus bereits in neuem Glanz. Die Familie Bauer hat in die Renovierung bereits sehr viel Arbeit und Geld gesteckt.

Jahrelang hat die Marktgemeinde Gnotzheim versucht, das stattliche Gebäude am Kirchenbuck zu verkaufen. Interessenten gab es einige, aber nach einer Besichtigung – und wahrscheinlich auch ein paar schlaflosen Nächten – ließen diese dann doch die Finger von der, voraussichtlich sehr aufwendigen, Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes. Den Gemeindeverantwortlichen war klar: Ein potentieller Käufer muss über sehr viel Geld verfügen oder handwerklich so begabt sein, dass er die umfangreichen Auflagen des Denkmalschutzes umsetzen kann.

Gnotzheimer Schulhaus: Es entsteht ein echter Hingucker

© Foto: Thomas Pawlicki

Anja und Jürgen Bauer aus Gnotzheim haben sich nun dieser aufwendigen Aufgabe gestellt und das Gebäude im Jahr 2020 von der Gemeinde erworben. "Wir haben uns wahnsinnig viele Gedanken gemacht, ob wir die Sanierung hinbekommen, und ob wir uns dieser Aufgabe wirklich stellen sollen", sagt das Ehepaar übereinstimmend, und man merkt im Gespräch, dass dies keine leichte Entscheidung war. Nun, nachdem die Baustelle voll am Laufen ist, kann man getrost feststellen: Es war die richtige Entscheidung, denn es entsteht ein richtiges Schmuckstück, was man an der Außenfassade bereits feststellen kann.

"Bis Ende dieses Jahres, spätestens bis Mitte 2022 werden wir mit den Arbeiten soweit fertig sein, dass es voll bezugsfähig ist", sagt Bauherr Jürgen Bauer nicht ohne Stolz. Der selbstständige Zimmerermeister, Energieberater und qualifizierte Tragwerksplaner hat natürlich das notwendige Know-How, um diese Renovierung und Restaurierung fachgerecht durchzuführen. "Allerdings war der Planungsaufwand in Eigenregie enorm, um barrierefrei Wohnungen zu schaffen, aber gleichzeitig die Brandschutzanforderungen und Denkmalschutzauflagen zu erfüllen, was alles der Aufwertung und Verbesserung der Energieeffizienz dient", skizziert Bauer den großen bürokratischen Aufwand im Nachhinein.

Bücherei einst im Obergeschoss

Das historische Gebäude war früher das Gnotzheimer Schulhaus und wurde zwischen den Jahren 1858 und 1860 erbaut und bis 1966 auch als Schule genutzt. Danach wurde es zum Wohnhaus mit zwei großen Altbau-Wohnungen umfunktioniert – auch die Gemeindebücherei befand sich viele Jahre im Obergeschoss und in jüngerer Vergangenheit war es das Domizil der Gnotzheimer Dorfjugend. Von außen begeistert das stattliche Gebäude mit seiner malerischen Lisenengliederung – im Inneren eröffnet sich eine Nutzfläche von rund 385 Quadratmetern, verteilt auf 18 Räume über drei Etagen.


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Im Erdgeschoss aus Feldmauerwerk trifft man auf eine Wohnung – wohl die frühere Lehrerwohnung – während im Obergeschoss der Unterricht stattfand. Im Jahr 1960 wurde diese Wohnung saniert. Das obere Stockwerk – aus Ziegelstein mit Verputz – mit den bestehenden Schulräumen wurde im Jahr 1968 zu einer Wohnung umgebaut und fortan als solche genutzt. Sogar ein kleiner Gewölbekeller unter dem Erdgeschoss ist vorhanden und kann als Vorratsraum genutzt werden.

Holzbalken in mühevoller Arbeit freigelegt

Ein richtiges Kleinod entsteht unter dem Dach: Jürgen Bauer, seine Familie und seine fleißigen Helfer haben den Dachstuhl mit seinen stattlichen Holzbalken in mühevoller Arbeit freigelegt und aufwendig hergerichtet. So entsteht eine sonnendurchflutete 6-Zimmer-Dachgeschosswohnung mit einem herrlichen Blick über Gnotzheims Häuser und Fluren.

Gnotzheimer Schulhaus: Es entsteht ein echter Hingucker

© Foto: Thomas Pawlicki

Trotz der Modernisierung in den 1960er Jahren ist der historische Charme des Gebäudes – nicht nur durch die alte Schultreppe und die Türen – bis heute spürbar und kann durch den Einzug von modernem Wohnkomfort weiter zur Geltung kommen. "Die Außenfassade, die historischen Türstöcke, die Türblätter und die alte Treppe samt Treppengeländer mussten unter Denkmalschutzauflagen erhalten werden. Ansonsten haben wir das Haus komplett entkernt und werden nach der Sanierung ein Gebäude haben, das den modernen Energieanforderungen vollumfänglich entspricht", sagt Fachmann Jürgen Bauer.

Unterstützung vom "Baufuchs"

Neben den drei Wohnungen entstanden noch zwei Fertiggaragen – "mehr war auf dem kleinen Grundstück mit 523 Quadratmetern nicht drin", erläutert Bauherrin Anja Bauer und ist froh, überhaupt eine Genehmigung für die Garagen erhalten zu haben. Viel Unterstützung erfahren die beiden von "Baufuchs und Alleskönner" Karl Bauer, dem Vater von Jürgen, der durch seine jahrzehntelange Bauerfahrung eine sehr große Hilfe und für so manche pragmatische Lösung verantwortlich ist sowie von den beiden Gnotzheimer Holzexperten Andreas Vogelsang und Norbert Merk.


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Auch die restliche Familie packte kräftig mit an. "Zu Beginn der Sanierung haben wir uns mehrmals hinterfragt, ob es richtig war, dieses Gebäude zu renovieren, da ein enormer schriftlicher und planerischer Aufwand zu bewältigen war. Aber mittlerweile sind wir voll und ganz überzeugt, dass wir hier ein richtiges Kleinod schaffen und die richtige Entscheidung getroffen haben", sagt die Familie überzeugt und zuversichtlich. Eines wissen Anja und Jürgen Bauer mit den beiden Töchtern Lena und Janina nun genau: "Trotz des erheblichen Aufwands der denkmalgeschützten Sanierung lohnt es sich am Ende ein historisches Gebäude zu erhalten!"

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