Großeinsatz: Zeuge im "Reichsbürger-Prozess" festgenommen
5.10.2017, 17:07 Uhr
Anlass des Einsatzes war ein sogenannter "Vorführbefehl", den das Landgericht Nürnberg gegen einen Gunzenhäuser erlassen hatte. Der Mann, Mitte 30, sollte als Zeuge im Prozess gegen den "Reichsbürger" aussagen, der vor einem Jahr in Georgensgmünd einen Polizeibeamten erschossen hatte - und war am Mittwoch nicht im Gerichtssaal erschienen.
"Normalerweise ist der Aufwand bei einem Vorführbefehl natürlich nicht so groß", erklärt Elke Schönwald, die Pressesprecherin des Polizeipräsidiums Nürnberg, auf Nachfrage des Altmühl-Boten. Da er jedoch in Zusammenhang mit eben jenem Verfahren stand, habe die ursprünglich zuständige Polizei in Gunzenhausen "eine Gefährdungsanalyse erstellt" - und daraufhin beschlossen, Sondereinsatzkräfte mit hinzuzuziehen. Es sei üblich, dass die Polizei entsprechend plane, "wenn es Anhaltspunkte dafür gibt, dass der Betreffende mit der Reichbürgerbewegung sympathisiert, ihr nahesteht oder zu ihr gehört".
Der Einsatz selbst, also die Festnahme des Mannes, verlief dann, so Schönwald, "komplikationslos". Der Gunzenhäuser konnte "außerhalb des Hauses festgenommen werden". Über die Zahl der an dem Geschehen beteiligten Beamten machte die Polizeisprecherin, wie in solchen Fällen üblich, keine Angaben.
Der Prozess gegen den inzwischen 50-jährigen Angeklagten Wolfgang P., der sich unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes verantworten muss, ging gestern mit der Anhörung der stellvertretenden Leiterin der Polizeiinspektion Roth weiter. Die hatte jenen Einsatz geplant, bei dem die tödlichen Schüsse fielen.
Im Oktober 2016 hatten SEK-Beamte das Wohnhaus des angeklagten "Reichsbürgers" gestürmt, um seine Waffen zu beschlagnahmen, weil Behörden ihn nicht mehr als hinreichend zuverlässig erachteten. Wolfgang P. hatte eine kugelsichere Weste getragen und sich schwer bewaffnet in seiner Wohnung verschanzt. Durch die Haustür feuerte er laut Anklage dann elfmal auf die Polizeikräfte. Ein 32-Jähriger wurde dabei getötet, zwei weitere waren beim Einsatz verletzt worden.
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