Großer Treff der Ordenssammler in Gunzenhausen

11.10.2014, 18:00 Uhr
Großer Treff der Ordenssammler in Gunzenhausen

© Dressler

In der Stadthalle gibt es wieder ein breites Angebot an Orden und sonstigen Militaria, von Büchern und Magazinen über Urkunden, Medaillen, Helmen, Blankwaffen bis zu Uniformen. Das Treffen ist am heutigen Samstag noch von 9 bis 15 Uhr geöffnet. Wolfgang Schneider hat 95 Aussteller aus dem In- und Ausland „an Land gezogen“ und ist damit sehr zufrieden. Der Zuspruch sei ungebrochen, wozu der gute Ruf der Veranstaltung sicherlich beitrage.

Schneider legt außerdem Wert darauf, dass es jedes Jahr eine Sonderausstellung gibt, die sich mit einem Spezialgebiet befasst und den Experten Gelegenheit gibt, Neues zu entdecken und sich darüber auszutauschen. Diese Ausstellung, zu der die Regionalgruppe Gunzenhausen der Deutschen Gesellschaft für Ordenskunde (DGO) einlädt, ist immer Reinhold Siebentritt und Willi Waldvogel gewidmet, den beiden verstorbenen Mitstreitern von Wolfgang Schneider. Das Trio wagte damals den Versuch, in Gunzenhausen ein solches Sammlertreffen zu organisieren. Früher fand es in der Stephani-Sporthalle statt, längst hat es sich in der Stadthalle etabliert.
Die begleitende Ausstellung befasst sich heuer mit dem Thema „Stiftungen und Erneuerungen von Orden und Ehrenzeichen im Ersten Weltkrieg“. Der Bezug liegt auf der Hand. Vor hundert Jahren nahm der Erste Weltkrieg seinen Anfang. Die Ausstellung war bereits bei der 40-Jahr-Feier der DGO in Dresden zu sehen. Es ist auch ein Begleitbuch erschienen, das Michael Autengruber aus Konstanz verfasst hat. Er ist Phaleristiker, Historiker und Theologe und ist als Buchhändler und Verleger tätig.

Autengruber war gestern auch bei der Eröffnung in Gunzenhausen zugegen und sprach einführende Worte. Er machte deutlich, dass es den Sammlern nicht allein darum gehen solle, irgendwelche Orden in ihren Besitz zu bringen, damit ihre Sammlung vollständig wird. Der Blick in Deutschland wie auch in ganz Europa richte sich heuer auf den Ersten Weltkrieg, der auch als „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bezeichnet worden sei. Unter unzumutbaren, unbeschreiblichen Umständen hätten damals Millionen Menschen gegeneinander Krieg geführt, sie seien aufgehetzt worden oder hätten sich aufhetzen lassen. Der Mensch von heute solle sich bewusst werden, dass es seine Großväter oder Urgroßväter waren, die damals Soldaten waren. Ebenso solle die Erkenntnis Platz greifen, was die europäische Einigung und Friedensordnung bedeute und was sie bewirkt habe, nämlich das Fehlen von Krieg und Gewalt in den Grenzen der EU. Das EU-Getriebe in Brüssel sei jedenfalls weitaus billiger als ein dritter verheerender Krieg in Europa.

Autengruber forderte dazu auf, die Menschen hinter den Orden zu erkennen und zu würdigen. Das sei in Deutschland leider gar nicht so einfach zu praktizieren, denn die militärischen Auszeichnungen wiesen keine persönliche Zuordnung auf, sie seien quasi anonym. Anders sei das in Großbritannien gehandhabt worden. Auf den britischen Orden sei der Name des Trägers eingraviert worden. In der Ausstellung „Stiftungen und Erneuerungen von Orden und Ehrenzeichen im Ersten Weltkrieg“ habe man sich bemüht, dem zu begegnen. Zum Teil seien Dokumente vorhanden, die Aufschluss darüber gäben, wer den Orden tatsächlich bekommen habe. Bürgermeister Karl-Heinz Fitz bezeichnete in seinem Grußwort Wolfgang Schneider als wichtigen Partner der Stadt und das Sammlertreffen als Veranstaltung mit weiter Strahlkraft. Stellvertretender Landrat Robert Westphal nannte das Sammlertreffen eine „Errungenschaft“. Der Erste Weltkrieg sei Teil der deutschen Geschichte, und man könne ihn, beim Betrachten der Sonderausstellung, auch als ein Stück Kulturgut begreifen, wenn man registriere, wie damals die Sprache gebraucht worden sei. Westphal erinnerte an seinen Freund und Bundeswehrkameraden Willi Waldvogel.

Keine Kommentare