Gunzenhausen: Altenheim macht kräftiges Minus

27.2.2018, 18:25 Uhr
Gunzenhausen: Altenheim macht kräftiges Minus

© Foto: Jürgen Eisenbrand

Eigentlich war geplant, die Zahl der Belegungstage im Vergleich zu 2015 (73 814) spürbar auf 75 000 zu steigern – ein Ziel, das klar verfehlt wurde: "Der negative Trend der letzten Jahre hat sich auch im Jahr 2016 ungebremst fortgesetzt", formulierte es Stadtkämmerer Werner Stützer in seinem schriftlichen Lagebericht. Statt zu steigen, sank die Zahl der Belegtage weiter: um 1163 auf 72 651. Die 216 Plätze des Alten- und Pflegeheims in der Reutbergstraße 1 waren nur noch zu 91,9 Prozent ausgelastet; im Jahr zuvor waren es noch 93,6, im bisherigen Rekordjahr 2012 sogar 96,8.

Entsprechend den Belegzahlen sanken auch die Einnahmen — zumal der Rückgang an Bewohnern vor allem in den hohen, finanziell "lukrativen" Pflegestufen zu verzeichnen war: Hier steht ein Minus von 2100 Belegtagen. Rund 7,29 Millionen Euro nahm das BvSH aus Heimentgelten ein, gut 453 000 Euro weniger, als im Wirtschaftsplan veranschlagt.

Da die Aufwendungen für das Personal (5,84 Millionen Euro) nicht so stark sanken wie im Wirtschaftsplan erwartet (5,87 Millionen) und auch der Aufwand für zentrale Dienste (Verwaltungsleistungen der Stadt, Einsatz von Bauhof-Mitarbeitern) höher ausfiel als kalkuliert, steht am Ende ein Jahresfehlbetrag von 303 418,50 Euro — gut das Achtfache des angestrebten Defizits von 36 900 Euro.

Ein Problem für die Verantwortlichen des BvSH sind die hohen Personalkosten, die wegen der niedrigen Auslastung nicht über die Pflegesätze refinanziert werden konnten: 115 Vollzeitstellen sind besetzt, dreieinhalb mehr, als die Einnahmen eigentlich zuließen. Mehrkosten: rund 197 000 Euro. Hinzu kommt, dass ein Teil der Mitarbeiter noch nach alten, besser dotierten Tarifen bezahlt wird und die Quote an Fachkräften mit 54 Prozent etwas höher liegt, als es die Pflegesätze vorsehen (und erstatten).

Über die angeblich zu üppige Personalausstattung konnte sich Dr. Werner Winter nur wundern: "Die Bewohner klagen doch über zu wenig Personal", sagte der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler. Und sah den Fehler im System: "Der Personalschlüssel ist falsch und die Finanzierung auch. Deutschland sollte sich schämen, dass in diesem reichen Land ein solches Heim nicht kostendeckend arbeiten kann."

Am laut Statistik zu hohen Personalbestand nahm jedenfalls keiner der Räte Anstoß, er diene schließlich der Qualität der Versorgung, und auch die höhere Entlohnung langjähriger Mitarbeiter stieß durchaus auf Wohlwollen: "Dagegen habe ich nichts", sagte etwa Dr. Hans-Peter Neumann (SPD), denn ansonsten sei die Bezahlung der Pflegekräfte "schlecht". Seine Vermutung, ein Teil des Defizits resultiere daraus, dass der Bezirk fällige Sozialleistungen für Bewohner erst stark verzögert auszahle, konnte Vize-Kämmerer Ehalt nicht bestätigen: Da sei die Festlegung der Pflegestufen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (MDK) das größere Problem: "Das dauert oft sehr lange", so Ehalt. In der Zwischenzeit rechne das Heim vorsichtshalber oft niedriger ab und müsse so beträchtliche Summen vorfinanzieren.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz sieht das BvSH derzeit in einer "Umbruchphase". Das Konzept, die Zahl der stationären Plätze zugunsten von Altenwohnungen zu reduzieren, sei angesichts der von der Politik ausgegebenen Parole "ambulant vor stationär" richtig. Ansonsten müsse es das Ziel sein, "die Auslastung zu steigern".

Stadtkämmerer Werner Stützer jedenfalls glaubt kurzfristig nicht daran, dass sich die finanzielle Lage des Heims grundlegend bessert. Im Gegenteil. Seinen "Lagebericht" an den Stadtrat schließt er jedenfalls mit den Worten: Es müsse "auch für das Wirtschaftsjahr 2017 mit einem größeren Jahresfehlbetrag gerechnet werden."

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