Gunzenhausen: Am Standort Scheupeleinsmühle scheiden sich die Geister

13.1.2019, 07:17 Uhr
Gunzenhausen: Am Standort Scheupeleinsmühle scheiden sich die Geister

© Limes-Luftbild.de

FW-Fraktionsvorsitzender Dr. Werner Winter, selbst ein Unterwurmbacher, hatte im Vorfeld Stellung bezogen zu dem Entwurf des Planungsbüros SK. Er weist darin auf das Gewerbegebiet Scheupeleinsmühle hin, dass erstes auf Unterwurmbacher Gemarkung und zweitens an vielbefahrenen Straßen liege (Hauptstraße und B 13). Man könne von täglich über 10 000 Fahrzeuge ausgehen, die das Gewerbegebiet passierten. Deshalb sei hier eine "ideale Lage, um den täglichen Bedarf in einem Nahversorger decken können", vorhanden. Winter verweist in diesem Zusammenhang an die Märkte an der B 466 am Kreisverkehr bei Kammerstein.

Und ein neuer Einzelhandelsbetrieb wäre nur 800 Meter vom Altdorf Unterwurmbach wie auch von der Kernstadt entfernt. Das Gewerbegebiet liege außerdem an einem gut ausgebauten Radweg. Man habe insgesamt gesehen eine ideale Lage, um den täglichen Bedarf in einem Nahversorger decken zu können, so Winter.

Und diese Erkenntnis sei nicht neu. Bereits 2012 lag dem Stadtrat eine Liste mit über 400 Unterschriften vor. Die Bürger gingen damals auf die unbefriedigende Einkaufssituation in Unterwurmbach an, erinnert der FW-Sprecher. Und er führt den Arbeitskreis "Innenentwicklung" an, dessen Ergebnisse im neuen Zentrenkonzept leider keine Rolle spielten.

Nach Winters Darstellung wollten Rewe und Aldi sehr wohl an der Scheupeleinsmühle Märkte errichten, scheiterten jedoch an den Fraktionen von SPD und CSU und dem damaligen Bürgermeister. Denkbar wäre auch ein Edeka-Markt gewesen, nachdem Stadtrat den Markt in der Nürnberger Straße abgelehnt hatte.

Diese schriftlich vorgebrachten Argumente spann Werner Winter im Stadtrat weiter. Unterwurmbach mit seinen 1200 Einwohnern bleibe im Konzept außen vor. Aktuell zeichne sich ein neuer Lebensmittelmarkt in der Industriestraße ab (Edeka). Da fragten sich die Unterwurmbacher schon, warum das bei ihnen nicht möglich sein solle.

Diplom-Geograph Thomas Schwarzmann (SK) hat das Zentrenkonzept mit ausgearbeitet. Er war in der Stadtratssitzung präsent und gab eine Erwiderung auf Winters Forderungen. Das Konzept befasst sich auf mehreren Seiten mit der derzeitigen fußläufigen Erreichbarkeit von Märkten, konzentriert sich dabei auf die Kernstadt sowie Frickenfelden und Schlungenhof. Die Toleranzgrenze liege bei 800 Metern, bis dahin könne man von fußläufiger Erreichbarkeit sprechen, hier handele es sich um eine zwingende Voraussetzung. Schwarzmann sieht derzeit keine realistische Chance für einen Supermarkt an der Scheupeleinsmühle oder in Unterwurmbach selbst. Die Versorgung der Bevölkerung sei durch die bestehenden Märkte voll vorhanden.

Es sei einfach "zu wenig Luft" für noch einen Markt mit dem klassischen Lebensmittelangebot. Insofern sei die Marktsituation der limitierende Faktor. Man habe mit der Firma tegut gesprochen, und von deren Seite habe es geheißen, es seien in Gunzenhausen eine hohe Marktsättigung und ein starkes Wettbewerbsumfeld gegeben. Von daher lohne es sich nicht, nach Gunzenhausen zu gehen, so tegut. Schwarzmann sprach sich dafür aus, an der Scheupeleinsmühle dem örtlichen Gewerbe den Vorrang zu geben. Und sollte sich wider Erwarten doch jemand finden, der dort einen Supermarkt bauen und betreiben wolle, dann stünde dem das Zentrenkonzept nicht im Wege.

Wie Bürgermeister Karl-Heinz Fitz sagte, verfügt Gunzenhausen über relativ viele Verkaufsflächen, doch gleichzeitig sind nach seiner Erfahrung die Märkte gut gefüllt. Rewe (auf dem Areal des jetzigen Altmühlcenters) und Edeka (in der Industriestraße) hätten sich jüngst für die Stadt entschieden, während an die Scheupeleinsmühle kein Lebensmittelhändler wolle. Die Firmen wüssten genau, wo es sich rechne.

"Umsätze an uns binden"

Harald Romanowski (Freie Wähler), Ortssprecher von Aha, wies darauf hin, dass die Stadt Gunzenhausen bekanntlich ein Mittelzentrum sei und deshalb ein gewisses Überangebot bei den Märkten und beim Einzelhandel brauche. Das Ziel müsse lauten, "Umsätze aus dem Umland an uns zu binden". Die fußläufige Erreichbarkeit bei den Supermärkten sei erfahrungsgemäß nur nebensächlich, meinte Romanwoski.

SPD-Stadträtin Bianca Bauer wohnt in Oberwurmbach. Sie sprang Werner Winter zur Seite. Seit 20 Jahren sehnten die Unterwurmbacher einen Nahversorger herbei, doch nichts sei geschehen. Bauer erkannte in dem Zentrenkonzept nicht den Willen, dass sich dies ändern soll, deshalb stimmten sie und Werner Winter gegen den vorliegenden Entwurf.

Der Altmühl-Bote wird noch in weiteren Artikeln andere Aspekte des Einzelhandels- und Zentrenkonzepts beleuchten.

Keine Kommentare