Gunzenhausen bekommt doch keine Sicherheitswacht

1.3.2017, 17:30 Uhr
Gunzenhausen bekommt doch keine Sicherheitswacht

© Symbolfoto: Linke

Eigentlich hatte der Haupt- und Finanzausschuss — gegen die Stimmen von SPD und Grünen — das Sicherheitspaket bereits geschnürt (wir berichteten). Da die Angelegenheit von der Bevölkerung "sehr differenziert betrachtet" werde, hatte Gerd Rudolph (SPD) beantragt, dass dieser Beschluss vom Stadtrat nachgeprüft werden solle. Das Thema, unterstrich er denn auch in der Stadtratssitzung, sei "so gewichtig", dass das ganze Stadtparlament darüber entscheiden sollte. Das Gewaltmonopol habe der Staat, rief Rudolph in Erinnerung, man solle nicht versuchen, durch "Hilfssheriffs" ein Sicherheitsgefühl zu erzeugen.

Zunächst stellte der Gunzenhäuser PI-Leiter Harald Eckert noch einmal die Gründe vor, die seiner Meinung nach für die Einführung einer solchen Sicherheitswacht sprechen. Die ehrenamtlichen Streifengänger könnten vor allem in der Sommersaison vermehrt am Altmühlsee und bei Veranstaltungen eingesetzt werden und so das Sicherheitsgefühl erhöhen. In seiner Zeit in Roth sei dort eine Sicherheitswacht eingeführt worden, das habe "hervorragend funktioniert", argumetierte Eckert.

Die Mitglieder werden von der Polizei ausgewählt, ausgebildet und dürfen "nicht Kunde bei uns sein", drückte es Eckert etwas salopp aus. Ausgerüstet mit einem Funkgerät und Pfefferspray, können sie bei Bedarf Identitäten feststellen, Platzverweise erteilen und haben im Notfall einen direkten Draht zur Polizei.

Vor über 20 Jahren aus der Taufe gehoben, sind solche Sicherheitswächter bereits in 124 größeren Städten in Bayern im Einsatz. Nun können auch kleinere Städte wie Gunzenhausen in den Genuss dieser vom Freistaat Bayern finanzierten Organisation kommen. Die Mitglieder erhalten eine Aufwandsentschädigung von acht Euro pro Stunde.

Genügend Autorität?

In großstädtischen Revieren könne er ja eine gewisse Notwendigkeit erkennen, ergriff Werner Falk (FDP) das Wort. Für die Altmühlstadt sah er diese aber nicht gegeben. Zudem befürchtet der Liberale, dass die Sicherheitswächter im Notfall nicht über ausreichende Autorität verfügen würden, um mögliche Übeltäter tatsächlich in ihre Schranken zu verweisen. Andererseits stelle der Job "große Anforderungen an charakterliche Eigenschaften". Man dürfe die öffentliche Ordnung nicht "selbsternannten Sheriffs" in die Hand geben. "Blockwartmentalität" war Falks Assoziation, es werde ihm "himmelangst", wenn er sich überlege, welche "Typen" sich da bewerben könnten.

Man solle doch bitte "die Kirche im Dorf lassen", dafür plädierte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz. In den anderen Orten, etwa auch in Ansbach, habe man gute Erfahrungen gemacht. Es seien "keine Haudegen, die auf die Bevölkerung losgelassen werden", Fitz denkt da eher an "freundliche Ansprechpartner".

Dessen ungeachtet verbindet auch Peter Schnell eher Negatives mit dem Begriff Sicherheitswacht. Der Fraktionsvorsitzende der Grünen erinnerte sich mit Schaudern an die "Schwarzen Sheriffs", die in München in den 1970er-Jahren unterwegs waren, und habe auch sofort an die Blockwarte in der Nazizeit gedacht. "Mit Händen und Füßen" werde er sich gegen die Einführung wehren. Die Sicherheitslage in Gunzenhausen sei gut, da brauche es keine Hilfspolizei.

CSU: Probieren wir es aus

Friedrich Kolb sprach sich für die gesamte CSU-Fraktion dafür aus, die Sicherheitswacht in Gunzenhausen auszuprobieren. Schließlich sei die Organisation seit Jahren im Einsatz, von "Auswüchsen" in anderen Städten habe er nichts gefunden. Dass die Verbindung von "ehrenamtlich" und acht Euro Aufwandsentschädigung dem einen oder anderen sauer aufstoße, könne er verstehen. Aber auch in den Vereinen seien solche Entschädigungen längst gang und gäbe.

Dass es die Stadt nichts kostet, wie Kolb angeführt hatte, war für Hans-Peter Neumann (SPD) kein Argument. Für ihn ist die Gretchenfrage, ob es ein Bedürfnis nach einer Sicherheitswacht gibt. Und die musste Neumann klar verneinen.

Am Ende setzen sich die Mitglieder von SPD, Grüne und der FDP-Stadtrat mit 13:12 Stimmen knapp gegen die CSU, Freien Wähler und den Bürgermeister durch. Das Thema Sicherheitswacht ist damit vorerst vom Tisch.

Keine Kommentare