Gunzenhausen: Bürgermeister überrascht Minister

25.5.2018, 06:15 Uhr
Gunzenhausen: Bürgermeister überrascht Minister

© Jürgen Eisenbrand

Seit Monaten verlautet aus dem Rathaus der Altmühlstadt, die Verhandlungen mit dem Freistaat über den Erwerb des Hauses Silo seien "auf der Zielgeraden". Und offenbar hat auch die längste Zielgerade der Welt irgendwann ein Ende, denn: Am Mittwochnachmittag konnte Fitz dem leger in Jeans gekleideten — und im Vergleich zu seinem Vorgänger Ludwig Spaenle erfreulich gut gelaunten — Minister verkünden, dass endlich der Notartermin für den Immobiliendeal steht: Am Freitag, 8. Juni, soll der Handel perfekt gemacht und mit den Unterschriften der Beteiligten besiegelt werden.

Auf die interessanteste Frage in diesem Zusammenhang erhält man freilich keine Antwort. Weder Bernd Sibler noch Karl-Heinz Fitz wollen auf Nachfrage des Altmühl-Boten jene Summe nennen, für die das markante Gebäude in der Bahnhof-/Ecke Nürnberger Straße den Besitzer wechselt – bei Geschäften dieser Art nicht unüblich.

Seit 1931 war das ehemalige Brauereigebäude im Besitz der Stiftung Hensoltshöhe, seit mehr als zehn Jahren steht es leer. Die Stiftung hatte es an einen Augsburger Investor veräußert, der sich mit dem Gedanken trug, dort eine Flüchtlings-Unterkunft einzurichten.

Als allerdings 2015 der damalige Heimatminister Markus Söder mit seiner "Heimatstrategie" und den damit eng verknüpften Behördenverlagerungen ernst machte und Gunzenhausen als möglicher Standort ins Gespräch kam, griff die Stadt zu: Sie machte aus städtebaulichen Gründen von ihrem kommunalen Vorkaufsrecht Gebrauch und erwarb das Gebäude samt 6000 Quadratmeter Grund.

Zusammen mit dem an der Nürnberger Straße angrenzenden Wohnhaus, das die Stadt inzwischen ebenfalls gekauft hat, reicht sie das Haus Silo nun an den Freistaat weiter — ohne damit ein lukratives Geschäft zu machen, so Fitz. Das Land Bayern beabsichtigt als Bauherr, das historische Gemäuer wie auch das Wohnhaus abzureißen und an dieser Stelle ein modernes Bürogebäude für die am Ende des Behördenumzugs wohl rund 140 Landesamt-Mitarbeiter zu errichten. Anvisierte Nutzfläche: etwa 3300 Quadratmeter.

Gunzenhausen: Bürgermeister überrascht Minister

© Jürgen Eisenbrand

Auf ein Datum für den Baubeginn oder gar die Inbetriebnahme des Gebäudes will sich keiner der Beteiligten festlegen. Bei früherer Gelegenheit war von einem Spatenstich 2020 die Rede, ein Zeitplan, den die Beteiligten für nicht unrealistisch halten. Auf jeden Fall beteuern sie, alles solle "so schnell wie möglich" vonstatten gehen. "Das ist unser aller Bestreben", so Minister Sibler. "Und wenn’s doch mal stocken sollte", fügte er mit einem Augenzwinkern und einem Seitenblick auf den Meinheimer Landtagsabgeordneten Manuel Westphal hinzu, "dann weiß ich, dass der Manuel schnell auf der Matte stehen und Druck machen wird."

Westphal, Fitz und Landrats-Stellvertreter Robert Westphal betonten beim Minister-Besuch in der Stuttgarter Straße, dem vorläufigen Amtssitz, erneut die Bedeutung der Verlagerung des Landes- und des Prüfungsamtes für ganz Altmühlfranken und insbesondere die Stadt Gunzenhausen. Sie bringe hochwertige und entsprechend dotierte Arbeitsplätze in die Region und mache es möglich, dass entsprechend Qualifizierte künftig eine angemessene Stelle vor Ort fänden — und nicht mehr abwandern müssten. Eine Entwicklung, die sich schon jetzt zeige, so Landesamts-Leiterin Karin Vedder. Sie registriere unter ihren Mitarbeitern sowohl "Rückkehrer" als auch Neubürger — "eine bunte Mischung", wie sie sagte.

Gunzenhausen: Bürgermeister überrascht Minister

© Jürgen Eisenbrand

Die neuen Behörden, ergänzte Robert Westphal "bieten für viele Menschen hier vor Ort eine große Chance auf einen sicheren, hochqualifizierten und interessanten Arbeitsplatz in Wohnortnähe. Dies ist ein wichtiger und positiver Beitrag zur Struktur- und Imageentwicklung unserer Region."

Rathaus-Chef Fitz nannte die Ansiedlung "einen Meilenstein für Gunzenhausen. Der geplante Neubau in der Innenstadt bietet die Chance, gleichzeitig das gesamte Quartier aufzuwerten". Für Sibler ist er auch eine Möglichkeit, seinen Außenstellen-Mitarbeitern am Altmühlsee einen erstklassigen Arbeitsplatz zu bieten: "Hier arbeiten sehr gute Leute", lobte der Minister die versammelte Belegschaft. Und fügte hinzu: "Sie leisten eine sehr gute Arbeit und brauchen dafür eine sehr gute Infrastruktur." Wofür ihm der zweite Applaus des Tages sicher war.

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