Gunzenhausen: Ein Paradies für Kinder geschaffen

3.2.2020, 05:57 Uhr
Das evangelisch Inklusive Kinder- und Familienzentrum Wilhelm Löhe wurde zusammen mit vielen Gästen feierlich eingeweiht. Bei einem Tag der offenen Tür hatte auch die Bevölkerung Gelegenheit, das runderneuerte Kinderparadies im Föhrenweg zu bewundern.

© Horst Kuhn Das evangelisch Inklusive Kinder- und Familienzentrum Wilhelm Löhe wurde zusammen mit vielen Gästen feierlich eingeweiht. Bei einem Tag der offenen Tür hatte auch die Bevölkerung Gelegenheit, das runderneuerte Kinderparadies im Föhrenweg zu bewundern.

Und so war es kein Wunder, dass die Festredner am Freitagabend regelrecht ins Schwärmen gerieten ob des im Föhrenweg für stolze 6 Millionen Euro neu und umgebauten Kinder- und Familienzentrums, für dessen Finanzierung Geld aus vielen Kassen floss: Den Löwenanteil, rund 3,7 Millionen Euro, stemmte die Stadt Gunzenhausen – die freilich rund 2 Millionen davon vom Freistaat erhält.
Die Landeskirche ist mit 600 000 Euro dabei, die Evangelische Kirchengemeinde mit 750 000 (inklusive langfristigem Darlehen), die „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks spendierten 580 000 Euro, und auch die Aktion „Ein Herz für Kinder“ schoss Geld zu; wieviel, wollte Dekan Klaus Mendel nicht verraten.
„Wirklich beeindruckt“ vom Neubau zeigte sich Markus Gruber, seines Zeichens Amtschef im Bayerischen Sozialministerium, „und zwar nicht nur“, wie er betonte, „weil sich das an einem solchen Tag so gehört.“ Sondern weil er sich noch gut an jene „1. Kinderbewahranstalt“ in München erinnerte, die seine Kinder besuchten: „Da liegen Welten dazwischen.“

Landrat Gerhard Wägemann gab sich überzeugt davon, dass „sich die Kinder, die Familien und die Mitarbeiter hier wohlfühlen und viele fröhliche und lehrreiche Stunden verbringen werden“. Und Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, der an den „langen, beschwerlichen Weg“ des Projekts erinnerte, bekundete umso mehr seine „Freude, heute hier stehen zu können“.

Er „ziehe den Hut“ vor KiFaZ-Leiterin Diana Leickert, die das Modellprojekt über Jahre hinweg mit viel Energie vorangetrieben habe, sich immer wieder auch um zusätzliches Geld bemüht und dabei wirklich „jeden angebaggert“ habe. Er sei sicher, dass sie und ihr 40-köpfiges Team das Konzept Inklusion, also die gleichberechtigte Teilnahme aller Kinder am gesellschaftlichen Leben, „mit Herzblut leben werden“.
Dekan Klaus Mendel erinnerte beim Festakt als Vertreter des Bauherrn und Betreibers daran, dass „das Bildungskonzept der Evangelischen Kirche das inklusive Konzept unterstützt“, blickte kursorisch auf die lange Vorgeschichte des Baus zurück – die 2013 mit dem Wunsch nach einer Neugestaltung der Außenanlagen begann – und sprach dann einige Segensworte sowie ein Vaterunser. Wobei er betonte: „Ein Gebäude segne ich nicht, aber das, was hier geschieht, und die Menschen, die hier ein- und ausgehen.“
Sehr emotional wurde es, als zwei Elternbeirätinnen ans Mikrofon traten und – teilweise unter Tränen – sich für all das bedankten, was Diana Leickert und ihr Team in den letzten Jahren geleistet hätten: „Sie sind über sich hinausgewachsen, haben als Handwerker, Umzugshelfer und Reinigungskräfte geschuftet – und trotzdem unsere Kinder liebevoll begleitet. Was hier geleistet wird, ist der Wahnsinn!“

Und was in den anderen Festreden nur angedeutet wurde, sprachen die Elternvertreterinnen deutlich aus: die ihrem Empfinden nach übergroße Bürokratie, mit der die KiFaZ-Vertreter über Jahre hinweg zu kämpfen hatten. Ihnen seien, so klagten sie, „viele Steine in den Weg gelegt worden“, und die Eltern hätten den Eindruck gewonnen, dass manchen Behördenvertretern „die Vorschriften wichtiger waren als das Wohl der Kinder“.
Die Politiker mahnten die beiden Frauen in ihrer beeindruckenden und heftig beklatschten Rede, „mehr in die Erzieherberufe zu investieren“, wenn sie nicht wollten, „dass unsere Kinder künftig von Robotern betreut werden“. Die, so darf man getrost vermuten, würden in einem von Erwachsenenhand gezeichneten Kinderparadies auch nicht auftauchen.

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