Gunzenhausen: Einsatz für die Herrschaft des Rechts

15.1.2018, 06:19 Uhr
Gunzenhausen: Einsatz für die Herrschaft des Rechts

© Reinhard Krüger

Die Idee von Ingo Friedrich: Wer eine kluge Botschaft mitzuteilen habe, solle dies auch tun, "aber mit seinem Namen". Für Friedrich wäre das ein "echter Beitrag zu mehr Frieden". Scharf verurteilt der Gastredner bei der Ausstellungseröffnung hingegen die anonymisierten Hassbotschaften.

Seit gut acht Jahren setzt sich der Zivile Friedensdienst (ZFD) für Gewaltprävention und Friedensförderung in Krisen- und Konfliktregionen dieser Welt ein und hat jetzt mit Hilfe des bayerischen Volkshochschulverbandes und der Gunzenhäuser Volkshochschule (vhs) die Wanderausstellung auf dem Weg gebracht.

Noch bis Mittwoch, 31. Januar, können Interessierte die aus 17 Tafeln bestehende Ausstellung im Foyer der Stephani-Schule besuchen. Sie zeigen wie und wo zivile Konfliktbearbeitung funktioniert. Von der Altmühlstadt wechselt sie nach Herzogenaurach, letzte Station ist im März Altdorf.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz spannte in seiner Rede einen weiten Bogen vom Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, erwähnte die Vorteile der Gründung der Montanunion, einer ersten europäischen Vereinigung von Kohle und Stahl bis zur heutigen Europäischen Union. "Sie haben uns allen Wohlstand und ein starkes Europa beschert". Gleichwohl verhehlte der Rathauschef nicht, die aus seiner Sicht drei schwierigsten Konfliktherde in Europa: Ukraine, Türkei und die unterschiedliche Haltung in der Flüchtlingskrise. "Nur mit einer konsequenten Haltung und gleichzeitiger Dialogbereitschaft" könne man solche Kontroversen begegnen, ist sich Fitz sicher.

Der Europapolitiker Ingo Friedrich skizzierte zunächst ein düsteres Bild der Welt-Geschichte. "Sie ist ein Ablauf von Kriegen, Schlachten und Folter". Schon 43 Jahre vor Christus habe der römische Politiker und Philosoph Cicero erkannt: "Willst du Frieden, bereite den Krieg vor." Offensichtlich scheuen mögliche Feinde den Kampf, wenn das Gegenüber aufrüstet. Das hinderte allerdings Menschen nicht daran, neben großen Völkerschlachten auch "über Jahrhunderte Gewalt in Heimen, Schulen und Familien auszuüben".

Nach jedem schlimmen Krieg seien Bündnisse geschmiedet worden, um künftig ein weiteres Säbelrasseln zu vermeiden. Mit mäßigem Erfolg, meinte der Redner, und zählte als Beispiele den Westfälischen Frieden nach demDreißigjährigen Krieg oder den Völkerbund nach dem Ersten Weltkrieg auf. Beide Verträge brachten nicht das ersehnte Ende aller Kampfhandlungen.

Erst mit der Gründung der UNO nach dem zweiten Weltkrieg und 1957 die der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und späteren EU kam laut Friedrich zumindest in Mitteleuropa ein dauerhafter Frieden zustande. Ernüchtert sollte trotzdem zur Kenntnis genommen werden, dass es weltweit seit 1945 insgesamt 388 (bis 2012) bewaffnete Konflikte und Kriege gab. Friedrich beschäftigte sich daher mehr mit der europäischen Situation. Er sprach von der Herrschaft der Gewalt im Gegensatz zur Herrschaft des Rechts. Gemeint sind verbindliche Verträge, "die aber auch etwas kosten, nämlich die Eingrenzung staatlicher Souveränität". Als Beispiel führte der CSU-Politiker die Flüchtlingsverteilung in Europa an. Mit Ungarn und Polen gebe es Länder, die sich diesem Vertragswerk nicht beugen wollten.

Was bleibt zu tun? "Aus Erfahrung klug werden", so Friedrich, der auf die deutsch-französische Freundschaft verwies. "Das waren mal unsere Erzfeinde." Mit Empathie auf Nachbarn zuzugehen und die Gesellschaft mit ehrenamtlichen Engagement, etwa im Zivilen Friedensdienst. stärken, das seieh gangbare Wege.

Schlagworte wie "America first" helfen laut Friedrich dagegen nicht weiter. Politik müsste vielmehr so gestaltet werden, dass Kinder und Enkel einmal genauso leben können wie ihre Eltern und Großeltern. Völlig entsetzt zeigte sich der CSU-Politiker über die jüngsten Angriffe von Einzelnen auf Rettungskräfte im Einsatz: "Das geht gar nicht". Auch eine freie und tolerante Gesellschaft habe ihre Regeln. Dazu zähle eben auch der Umgang miteinander in den sozialen Netzwerken.

Die Ausstellung ist immer Montag bis Donnerstag in der Zeit von 14 Uhr bis 16 Uhr geöffnet. Gruppen und Schulklassen sollten sich vorher bei der vhs anmelden (09831/80 666)

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