Gunzenhausen: Fitness Land steht in den Startlöchern

28.5.2020, 08:08 Uhr
Gunzenhausen: Fitness Land steht in den Startlöchern

© Wolfgang Dressler

Seit dem 17. März sind die Fitnessstudios in Bayern wegen Corona geschlossen. Während für andere Dienstleister längst Lockerungen angekündigt und dann eingeführt wurden, tat sich bei den Fitnessstudios – ähnlich wie bei den Tanzstudios – lange Zeit gar nichts. Man konnte nur warten und rätseln, wie der politische Kurs denn nun aussehen würde. Andere Bundesländer waren da schon weiter. "Zuletzt hielten nur noch Hamburg und Bayern eisern an der Schließung fest", erzählt Fred. Er richtet den Blick auch auf die Schweiz, wo die Studios vor rund zwei Wochen wieder den Betrieb aufnahmen. Gerne, sehr gerne hätte er schon vor Wochen von der Staatsregierung gewusst, "was genau die von uns wollen".

Haase hatte so ausreichend Zeit, seine beiden Studios auf Vordermann zu bringen, etwa die aufwendige Be- und Entlüftung mittels neuer Filter zu optimieren. Wände sind gestrichen, Desinfektionsspender aufgestellt und weitere bestellt. Plexiglaswände wurden im Bistrobereich und im Büro aufgestellt.

Das Personal befindet sich längst in Kurzarbeit, und der Chef erstattet den Betrag, den seine Mitarbeiter jetzt eigentlich weniger verdienen, sodass sie auf hundert Prozent kommen. Er weiß, dass er seine Leute weiterhin brauchen wird, und ihm ist klar, dass in seiner Branche generell die Löhne eher niedrig sind.

Die Kunden, seine Vertragspartner, hat er seit März intensiv auf den sozialen Medien informiert und bei Laune gehalten. Da gab es etwa Tipps und Videos über Workout zuhause (auch ohne Geräte), über gesunde Lebensweise einschließlich Rezepten. Die Kunden erhielten auch elektronische Post, in der steht, dass sie einen Ausgleich für die Zeit der Schließung erhalten werden und es dafür verschiedene Möglichkeiten geben wird. Eine könnte so aussehen, dass am Ende der Vertragszeit eine beitragsfreie Zeit, die so lang ist wie die Schließzeit, drangehängt wird. Haase ist zuversichtlich, dass er das mit den Nutzern seiner Studios individuell und gütlich regeln wird, und er ist mehr als dankbar, dass sie ihm die Treue gehalten haben. Alle vier Wochen die Mitgliedsgebühr einzuziehen, obwohl das Studio dicht war, gefiel ihm gar nicht.

Ganz wenige Kündigungen

Es trudelten in den vergangenen Wochen auch einige Kündigungen ein, aber das waren schon ältere Personen, die eh ans Aufhören gedacht hatten und in der Corona-Krise einen Anlass zu diesem Schritt sahen, so die Einschätzung des Firmeninhabers. Er konnte natürlich seit dem 17. März keine Neukunden mehr gewinnen. Das Geschäft wird auch deshalb ab der für den 8. Juni erlaubten Öffnung schwächer ausfallen als früher.

Die Fitnessbranche wird allgemein kleinere Brötchen backen müssen, glaubt Haase, der seit einem Vierteljahrhundert im Geschäft ist, früher sein Studio in Schlungenhof hatte und schon viele Wandlungen und sich ändernde Trends gesehen hat. Er weiß: "Wir sind halt eine Lifestyle-Branche, da tut sich immer was." Er verschweigt nicht, dass die Konkurrenz in den letzten Jahren in Gunzenhausen härter geworden ist und nicht nur das Studio selbst, sondern auch das digitale Angebot einfach spitze sein muss, um sich auf dem Markt zu behaupten.

Aus der Schweiz hat er zuletzt gehört, dass in der ersten Woche nach dem Neustart nur 15 Prozent der Mitglieder ins Studio zurückkehrten. In der zweiten Wochen waren es immerhin 30 Prozent. Die Jüngeren hatten da eher keine Probleme, die Älteren sind vorsichtiger und warten noch ab. So könnte es auch in Bayern ablaufen. Corona werde mit Sicherheit den Markt der Fitnessstudios durcheinanderwirbeln. Wie das tatsächlich ausgehen werde, stehe wohl erst im nächsten Jahr fest.


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Fred ist froh, dass er auch Besitzer der Immobilie ist. Wer Pacht bezahlen müsse, habe es derzeit ungleich schwerer. So aber könne er die wirtschaftlich schwierige Zeit besser verkraften, er sei flexibler und habe mehr Möglichkeiten. Mit seiner Hausbank hat er gesprochen und eine zufriedenstellende Lösung gefunden, das weitere Vorgehen wurde mit dem Steuerberater abgesprochen, und auch seinen Rechtsanwalt suchte Haase auf. Der Grund: Er hat eine Versicherung, die Betriebsschließung und Ertragsausfall auf Basis des Infektionsschutzgesetzes abdeckt. Damit wähnte er sich auf der absolut sicheren Seite, aber wie in der Gastronomie musste auch er erfahren, dass die Versicherung durchaus nicht bereit ist, seinen Ansprüchen zu entsprechen. Da war von einer Einmalzahlung von 3700 Euro die Rede. Haase sieht keinen anderen Weg, als zu klagen. Das kann dauern und zwei bis drei Instanzen beschäftigen. Er will dabei den Klagewert in überschaubaren Grenzen halten. Letztlich könnte es auf einen Vergleich hinauslaufen.

Wie lauten die Regeln?

Naheliegender ist nun für ihn die Herausforderung, die von der Staatsregierung angekündigten "strengen Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln" zu meistern. Da wird er noch weitere Informationen brauchen, um sich gezielt auf den 8. Juni vorbereiten zu können. In den Fitnessstudios werde Hygiene ja schon immer großgeschrieben, und bei ihm könne man sich großzügig bewegen, das gelte auch für den Sanitärbereich. Haase hat zudem eine einfache Idee, wie das Abstandsgebot umzusetzen wäre: Der Kunde geht zu einem Sportgerät und blockiert mit zwei Hinweisschildern die Geräte links und rechts von ihm. Ob sich das so realisieren lassen wird, werden die Tage bis zum 8. Juni zeigen. Und es wird auch zu klären sein, ob sogar Plexiglas zwischen den Geräten vorgeschrieben wird. Haase kann sich das nicht vorstellen. Es gibt also noch einige offene Fragen, die der Antwort harren.

Der Chef von Fitness Land und Fit Spot hat, wie viele andere Selbstständige, eine harte Zeit durchgemacht, aber seine gute Laune darüber nicht verloren. Und er nutzte die Gelegenheit, um zweimal in der Woche Stand-up-Paddling zu betreiben. Da traten die Sorgen etwas in den Hintergrund.


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