Gunzenhausen: Fulminante Musical-Show

17.2.2020, 17:16 Uhr
Gunzenhausen: Fulminante Musical-Show

© ASA Events

Es ist schon eine fulminante, eindrucksvolle Show, die die österreichische Pura Vida Theater- und Musical GmbH da mit ihrer "Nacht der Musicals" auf die Bühne bringt. Seit zehn Jahren tourt das Team mit Veranstalter ASA Event GmbH durch den ganzen deutschsprachigen Raum – so erfolgreich, dass sie in mehreren Städten zeitgleich mit unterschiedlicher Besetzung spielen müssen. Nun stand auch Gunzenhausen auf ihrer Veranstaltungsagenda. Die Darsteller Anna Hoth, Katrin Mayer, Jan Grossfeld und Istvan Csiszar gaben in der Stadthalle das ABC der populären Musicals zum Besten, von Klassikern wie "Cats", "König der Löwen" oder "Grease" bis hin zu neueren Produktionen wie etwa "The greatest Showman" oder eine Musicalversion des Disneyfilms "Frozen".

Große, aufwändige Bilder werden an diesem Abend in der gut gefüllten Gunzenhäuser Stadthalle entworfen. Etwa, wenn Simba aus "König der Löwen" über die Bühne tigert, ein leidenschaftliches "Er lebt in dir" singt, abstrakte Muster auf die Leinwände projiziert werden und die mit bunter Schwarzlichtfarbe bemalte Broadway Musical Dance Company fast über die Bühne zu fliegen scheint. Oder als die vier Darsteller gemeinsam den Megahit "Perfect" des britischen Popstars Ed Sheeran in Musicalversion interpretieren, dabei aber im Halbdunkel stehen, während der Fokus auf den Tänzern und ihren fast lyrischen Bewegungen auf der Vorderbühne liegt. Man kann schon ein bisschen ins Staunen und Schwärmen kommen, gerade auch ob der wirklich eindrucksvollen Choreografien der Broadway Musical Dance Company und ihrer Mischung aus Modern Ballet, Akrobatik, Showtanz und Breakdance.

Gunzenhausen: Fulminante Musical-Show

© Foto: ASA Events

Sie schöpft aus dem Vollen, diese "Nacht der Musicals": opulente Kostüme, großartige Sänger, eindrucksvolle Bühneneffekte. Ein Musical-Megahit ist an den anderen gereiht, ein Showeffekt an den nächsten. Manchmal ist das fast atemlos, manchmal so, dass man sich ein bisschen nach einer kleinen Verschnaufpause sehnen kann ob der Reizüberflutung, die da auf einen nieder prasselt. Aber sie will eben viel, diese "Nacht der Musicals". Viel, und dann noch ein bisschen mehr. Hin und wieder klappt das ziemlich gut. Aber dann geht es auch immer wieder ziemlich schief: Zum Beispiel, wenn es bei "Perfect" nicht bei Gesang und Tanz bleibt, sondern zusätzlich ein rotgoldener Sonnenuntergang, der sich im Meer bricht, auf die Bühne projiziert sein muss und es dazu noch auf den Leinwänden rosa Herzen regnet. Oder auch wenn Jan Grossfeld als Frank ‚N‘ Furter aus der "Rocky Horror Picture Show" zwischen den Zuschauerreihen flaniert, flirtet, sich auf den ein oder anderen Schoß setzt. Und dann noch eine junge Dame aus dem Publikum mitnimmt und sie auffordert, ihn vorne an der Bühnenrampe unter Grölen der anderen Zuschauer auszupeitschen. An Stellen wie diesen verliert sich die Show leider schnell im Kitsch oder kippt ins Unangenehme.

Übel scheint das das Gunzenhäuser Publikum den Machern der Musicalnacht nicht zu nehmen. Frenetischer Applaus nach jedem Song, spontane Bravo-Rufe oder begeistertes (und zwar wirklich begeistertes, nicht etwa verhaltenes, pikiertes) Mittanzen bei "Let’s do the Time Warp again" sprechen für sich. Gerade Evergreens aus Jukebox-Musicals wie "We will rock you", "Ich war noch niemals in New York" oder "Mamma Mia", solchen Musicals also, die vor allem von den Hits großer Bands und Sänger leben, scheinen das Publikum abzuholen, die Stimmung ist ausgelassen, viele Zuschauer singen mit leuchtenden Augen mit.

"Lasst uns heute einen Abend lang Spaß haben!" verkündete die Darstellerin Anna Hoth noch in der ersten Veranstaltungshälfte. Und diesem Anspruch wird die "Nacht der Musicals" durchaus gerecht: Man hat Spaß und am Ende des Abends geht man gut unterhalten nach Hause. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

 

Keine Kommentare