Gunzenhausen: Für Volkshochschule beginnt neue Ära

GUNZENHAUSEN - "Modern ausgestattete Räumlichkeiten, die nach didaktischen Gesichtspunkten gestaltet sind, Unterrichtsmittel der Zukunft und viel Platz für Weiterbildung." So umschreibt die Volkshochschule Gunzenhausen das, was sie in der Nürnberger Straße 32 geschaffen hat. Im dortigen neuen Geschäftshaus hat die regionale vhs nun als Mieter von Büro- und Unterrichtsräumen ihre endgültige Bleibe gefunden. Die Erleichterung und Freude darüber waren bei der Einweihungsfeier mit Händen zu greifen.

Vorsitzender Gerhard Postler und Geschäftsführerin Dagmar Wombacher-Hohlheimer sprachen von einem Standort, an dem man dem Bildungsauftrag besser als bisher gerecht werden könne. Die größere Leistungsfähigkeit zeige sich auch darin, dass Interessenten hier den ganzen Tag über Ansprechpartner hätten. Bisher hatte die vhs auf unterschiedliche Räume zurückgreifen müssen, sei es im Haus des Gastes, in der Weißenburger Straße oder am Bahnhofsplatz. Das alles erschien nicht optimal.

vhs-Vorstand und -Geschäftsführung überlegten lange, wie dieser Zustand zu ändern sei. Weil dem Verein klar wurde, dass eine größere Anstrengung nötig werden würde, sammelte er in den letzten Jahren Rücklagen an. Das Führungsgremium tagte lange und oft und stellte 2017 endgültig die Weichen, als sich abzeichnete, dass sich eine gute Gelegenheit in der Nürnberger Straße neben der katholischen Kirche ergeben würde. Mit dem Bauherrn Patrick Bosch wurde man sich auf fairer Grundlage einig.

Im Ergebnis habe man einen "Wendepunkt" erreicht und verfüge über einen "neuen Meilenstein in der Erwachsenenbildung in Gunzenhausen", das Ganze in zentraler Lage — auch mit Blick auf das entstehende Landesamt für Schule. Das Projekt habe man allein mit eigenen Mitteln realisiert dank sparsamster Haushalts- und Wirtschaftsführung. Leider habe man die Stadt nicht von der Notwendigkeit überzeugen können, ließ Wombacher-Hohlheimer leichte Kritik am Rathaus durchklingen.

Die Volkshochschule hat sich sehr gut entwickelt, was die Qualität und den Umfang des Angebots angeht, hörten die Einweihungsgäste. 2010 zählte man 370 Kurse, heuer sind es über 700, aufgeteilt in acht Programmbereiche. Annähernd 18 000 Teilnehmer nutzen jährlich, was die vhs zu bieten hat.

Auf den neuen 500 Quadratmetern finden auch Firmenschulungen statt. Die vhs stellt ihre Räume gerne für solche Zwecke zur Verfügung, unterstrich die hauptamtliche Geschäftsführerin. Auch Gerhard Postler geht davon aus, dass am neuen Standort noch viel mehr stattfindet als bisher. 2. Vorsitzende Renate Schneider äußerte sich dankbar über Postlers Engagement und seine Geduld mit "seinen" vhs-Mitstreiterinnen. Postler ist der einzige Mann im Vorstand.

Die Geschäftsführung besteht neben Dagmar Wombacher-Hohlheimer aus Michaela Amediek und Wolfgang Näßer (beide hauptamtliche pädagogische Mitarbeiter) sowie Buchhalterin Angelika Heller.

Ob die vhs Gunzenhausen tatsächlich in den nächsten Jahren in jeder Hinsicht zulegen kann, hängt nicht zuletzt von der politischen Entwicklung ab. Derzeit sieht es noch so aus, dass eine Zweckvereinbarung aus dem Jahr 1994 die Basis für die Arbeit des Bildungsträgers ist. Die Stadt Gunzenhausen kooperiert hier mit den Gemeinden Absberg, Haundorf, Heidenheim (dort gibt es eine Außenstelle), Muhr am See und Pfofeld. Allein Gunzenhausen stellt jährlich 140 000 Euro zur Verfügung. Daran erinnerte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz — und auch daran, dass die Erwachsenenbildung eine Pflichtaufgabe der Kommunen ist. Sein Nahziel besteht darin, dass die anderen Mitgliedsgemeinden finanziell etwas stärker in die Pflicht genommen werden.

Fitz bekannte sich hundertprozentig zur vhs und merkte an, viele hätten zum Erfolg in den vergangenen Jahren beigetragen, nicht zuletzt die ehrenamtlichen Kräfte. Wie wertvoll die vhs sei, habe sich ab dem Herbst 2015 gezeigt, als sich die Aufgabe stellte, viele Flüchtlinge und Migranten zu integrieren, ihnen Sprachunterricht zu geben. Der Bürgermeister informierte weiter, dass das vhs-Büro lim Haus des Gastes als Anlaufstelle bestehen bleibt.

Viele mit ins Boot nehmen

Ob es in absehbarer Zeit eine landkreisweite Volkshochschule geben wird? Der Bürgermeister ist da skeptisch. Dann müssten alle 27 Städte und Gemeinden mitmachen und Geld in die Hand nehmen. Die Bereitschaft dafür sieht Fitz nicht in allen Rathäusern. Aus seinen Worten war zu schließen, dass er sich auf die großen Städte konzentrieren und mit ihnen etwas erreichen will, also auf Treuchtlingen und Weißenburg. Mit Treuchtlingen arbeitet die vhs Gunzenhausen bereits zusammen, in Weißenburg stehen grundsätzliche Veränderungen an, die bereits den Stadtrat beschäftigten. Folglich bietet es sich an, dass die drei Städte eine Führungsrolle übernehmen. Kleinere Gemeinden könnten natürlich gerne ihren Beitrag leisten. Gnotzheim ist da willig, und auch mit Westheim, Dittenheim und Auhausen liefen bereits Gespräche. Es sei bemerkenswert, dass Auhausen aufgeschlossen sei, obwohl es gar nicht im Landkreis liege, sagte der Rathauschef.

© Wolfgang Dressler

Dass vhs-Dozenten alles andere als langweilig sind, bewiesen Professor Dr. Joachim Grzega und Dr. Bea Klüsener. Gemeinsam führten sie durch die Eröffnungsfeier und bewiesen dabei ihre gesanglichen Fähigkeiten. Dafür erhielten sie reichlich Applaus. Den gab es auch für das Schattentheater "Teatro Magico". Die Eröffnungsbesucher konnten zudem Bilder der Künstlergruppe "Imago" in Augenschein nehmen.

Am folgenden Tag stand das gesamte Gebäude Nürnberger Straße 32, und damit auch die vhs, der breiten Öffentlichkeit zur Besichtigung offen.