Gunzenhausen: Gelbe Bürg am Wochenmarkt

24.6.2020, 16:43 Uhr
Gunzenhausen: Gelbe Bürg am Wochenmarkt

© Foto: Marianne Natalis

Für die Manufaktur Gelbe Bürg, die sich seit rund sieben Jahren die Vermarktung von Produkten aus regionalen Walnüssen auf die Fahnen geschrieben hat, ist das eine mittlere Katastrophe. Denn nicht nur der Nussmarkt als sicher umsatzstärkste Veranstaltung fällt heuer flach, auch alle anderen dieser Einkommensquellen wurden gestrichen: Vom Heglauer Krautmarkt bis hin zur Bauermarktmeile in Nürnberg und München fallen diese Freiluftveranstaltungen alle ins Wasser.

Für die Manufaktur, weiß Martin Lettenmeier, der dort für Marketing und Vertrieb zuständig ist, bedeutet das Umsatzverluste in einer Größenordnung von 20 000 Euro. Deshalb suchen er und Norbert Metz, Mitinitiator und Mitglied des Aufsichtsrates der Manufaktur, händeringend nach anderen Absatzmöglichkeiten – und wurden beispielsweise auf dem Gunzenhäuser Wochenmarkt fündig. Dort ist die Manufaktur nun voraussichtlich bis zum Ende der bayerischen Sommerferien mit einem Stand vertreten.

Zentrales Produkt der Organisation ist das Walnussöl, das im vergangenen Jahr mit dem Publikumspreis der Nürnberger Nachrichten ausgezeichnet wurde und seitdem unter anderem auch in der Geschäftsstelle des Altmühl-Boten zu haben ist. Auch der Edeka-Markt Höfler hat das Walnussöl im Angebot.

Gunzenhausen: Gelbe Bürg am Wochenmarkt

© Archivfoto: Wolfgang Dressler

Ziel der Manufaktur ist es aber, sich weiter zu diversifizieren. "Wir wollen uns breiter aufstellen", sagt Lettenmeier im Gespräch mit dem Altmühl-Boten. Weshalb die Produktpalette auch immer weiter ausgeweitet wird. Sie reicht vom Walnussmus über Walnuss-Rhabarberaufstrich bis hin zum "Frühstückstraum", bei dem dass Walnussmus mit – natürlich – fränkischem Honig angereichert wurde. Neu ist das Walnussmehl. Dieses sehr proteinhaltige Produkt wird aus dem, was von der Walnuss übrig bleibt, nachdem das Öl herausgepresst wurde, hergestellt. Und war, als Lettenmeier vergangene Woche erstmals mit einem Stand auf dem Wochenmarkt vertreten war, dort "der Renner".

Auch mit lokalen Bäckereien haben Metz und Lettenmeier das Gespräch gesucht. Erstes Ergebnis: Bäckermeister Alexander Herzog will demnächst eine Engadiner Nusstorte aus fränkischen Walnüssen anbieten. Eine weitere Idee ist ein selbst gemachter Müsliriegel.

Darüber hinaus entwickelt Martin Lettenmeier derzeit mit dem Kloster Heidenheim eine Erlebnispädagogik rund um die Walnuss. Für das kommenden Jahr ist in Zusammenarbeit mit dem VGN und der Metropolregion Nürnberg eine Erlebnis-Genusstour Walnuss nach Altmühlfranken angedacht.

Längst ist Sammenheim, wo die Manufaktur ihren Sitz hat, als Walnussdorf ein Begriff in der Region. Dieser sehr speziellen Frucht verdankt es die Gemeinde Dittenheim auch, dass sie im vergangenen Jahr mit dem Gütesiegel Heimatdorf ausgezeichnet wurde. 60 000 Euro Preisgeld brachte diese Ehrung mit sich, unter anderem wurde davon eine Nuss-Knackmaschine angeschafft.

Das erleichtert die Arbeit der Manufaktur, denn bisher wurden die Nüsse ins Württembergische gefahren und dort geknackt. Alles ehrenamtlich, lediglich für die Nutzung der Maschine wurde ein Obolus entrichtet – und den wird die Manufaktur nun an die Gemeinde als Eigentümerin der Knackmaschine abführen, erläutert Norbert Metz.

Die Walnuss ist in der Region ein häufiger Hofbaum, der nicht nur als Schattenspender beliebt war. Seine besonderen Inhaltsstoffe vertreiben Fliegen, weshalb dieser Baum gerne neben dem Misthaufen gepflanzt wurde. Zudem ist der Walnussbaum oft Bestandteil von Streuobstwiesen. Allein in Sammenheim finden sich übrigens 220 Walnussbäume.

Die Absage des Sammenheimer Nussmarkts wird auch von Simone Brummer sehr bedauert. Sie ist die Vorsitzende der ARGE Nuss, die neben der Manufaktur und dem Obst- und Gartenbauverein die dritte Säule dieser Veranstaltung ist. Die Arbeitsgemeinschaft bietet bei der Veranstaltung eine ganz besondere Spezialität an: Likör aus grünen Walnüssen und eingelegte grüne Walnüsse. Beide Produkte werden ehrenamtlich hergestellt, ausschließlich auf dem Nussmarkt vermarktet und der Erlös kommt den Sammenheimer Vereinen zugute.

Kein großer finanzieller Schaden

Mit dem jetzigen Aus für die Veranstaltung wurden auch "alle Vorbereitungen auf Eis gelegt", sagt Brummer. Der materielle Schaden hält sich dabei in Grenzen. Lediglich die Flyer sind nun "für die Tonne", den eingelegten Nüsse und dem Likör schaden eine längere Reifezeit nichts, im Gegenteil. Trotzdem findet es Brummer sehr schade, dass der Markt nun gestrichen wurde, denn "vom Gefühl her fehlt einfach etwas".

Ein neuer Termin für den Sammenheimer Nussmarkt steht noch nicht fest. Die Organisatoren wollen darüber in absehbarer Zeit entscheiden.

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