Gunzenhausen: Hensoltshöhe ist nun eine Stiftung

9.6.2016, 17:53 Uhr
Gunzenhausen: Hensoltshöhe ist nun eine Stiftung

© Hensoltshöhe

Den Ausschlag für die Änderung der Rechtsform gab zum einen die stetig sinkende Zahl an Diakonissen. Von den momentan noch 260 Hensoltshöher Schwestern sind 26 jünger als 65 Jahre, erklärt Dr. Eberhard Hahn im Gespräch mit dem Altmühl-Boten. Immer mehr rücken daher „weltliche“ Mitarbeiter in den verschiedensten Aufgabenfeldern – beispielsweise in der Mädchenrealschule, dem Familienzentrum Sonnenhof oder in der Altmühlseeklinik – an ihre Stelle. Momentan zählt die Höh’ 450 Beschäftigte.

Ein weiterer Grund liegt darin, „dass die Verantwortung vor Ort wahrgenommen werden soll“, so Hahn: Die Hensoltshöhe ist bisher zusammen mit fünf anderen Mutterhäusern in ganz Deutschland im Netzwerk Deutscher Gemeinschafts-Diakonieverband (DGD) mit Sitz in Marburg organisiert. Der DGD hat seinen Ursprung in der Diakonissen-Bewegung Ende des 19. Jahrhunderts, die sich unter dem Leitwort „Vom Evangelium bewegt – mit Jesus zu den Menschen“ schnell verbreitete. Der DGD ist ein eingetragener Verein, demnach liege, wie Hahn erläutert, die juristische Letztverantwortung immer beim Vorstand in Marburg.

Unterschiedliche Ansichten

Innerhalb des DGD werde die Zukunft der Mutterhäuser und ihrer Einrichtungen allerdings unterschiedlich diskutiert und entschieden. In Marburg zum Beispiel werde eine Einrichtung geschlossen, sobald es keine Diakonisse mehr gibt, die die Leitung übernehmen kann. Das aber wollten die Gunzenhäuser auf keinen Fall, vielmehr soll das, was die Schwestern über 100 Jahre lang aufgebaut haben, erhalten bleiben.

„Die Formen ändern sich, aber der Auftrag bleibt“, hatte es schon vor Jahren die damalige Oberin Erna Utz formuliert. Diese Einsicht und die Tatsache, dass es auf Dauer nicht gutgehen könne, wenn in einem Verein gegensätzliche Ansichten vorherrschen, mündeten schließlich in dem Entschluss, eine eigenständige Stiftung zu gründen, Sie bleibt mit dem DGD in bestimmten Fragen wie etwa der Rentenversorgung der Schwestern jedoch auch künftig verbunden.

„Es gilt, die Herausforderungen der Zeit zu erkennen und auf der Basis des Glaubens zu reagieren“, bringt es der Rektor auf den Punkt, der den Namenswechsel auch keinesfalls als Abbruch, sondern als Aufbruch verstanden haben möchte: „Es ist nicht das Aus, sondern ein neuer Startschuss. Anliegen, Ausrichtung und Auftrag bleiben.“ Und Burkhard Weller ergänzt: „Wir schauen mit der Stiftungsgründung in die Zukunft und schaffen Stabilität, Langfristigkeit und Kontinuität“. Als positives und gelungenes Beispiel für die gewählte Rechtsform führt er die Burkhard-von-Seckendorff-Stiftung in Gunzenhausen an. In dieser schon über 600 Jahre alten Stiftung ist der Auftrag genau formuliert, und „das war auch bei uns die Kunst.“

Das Diakonissen-Mutterhaus an sich kehrt damit für Oberin Marion Holland in gewisser Weise zu seinem Ursprung zurück, ist geistlicher und organisatorischer Mittelpunkt der Schwestern. Hier findet das gemeinsame Leben und Glauben statt.

Die Stiftung hat neben dem Stiftungsvorstand, dem Oberin Marion Holland, Dr. Eberhard Hahn und Burkhard Weller angehören, ein Kuratorium. Darin sind neben der stellvertretenden Oberin Schwester Hella Martin Vertreter aus allen Aufgabenfeldern vertreten – sei es die Pädagogik, die Diakonie oder auch die Gästebetreuung. „Die Kompetenz und die Verortung in Mittelfranken werden hier sichtbar“, ist Eberhard Hahn überzeugt.

Neue Broschüre

Ende letzten Jahres war das Vorhaben in trockenen Tüchern und die Stiftung vom mittelfränkische Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer anerkannt. Auch eine neue Imagebroschüre wurde in der Zwischenzeit gestaltet, geprägt vom neuen Leitmotiv der Stiftung Hensoltshöhe „Wo Himmel und Leben sich berühren“. Einen ersten Blick hineinwerfen dürfen sicherlich die Gäste des Stiftungsfests am Samstag, 11. Juni. Los geht es um 15 Uhr mit einem Empfang im Bethelsaal. Nach Festveranstaltung und Imbiss bildet ab 19.30 Uhr das Konzert mit dem Pianisten Pavlos Hatzopoulos Uhr den Abschluss der Feier.

Gefeiert wird an diesem Tag auch die Fertigstellung der Sanierungsarbeiten am Mutterhausgebäude. In zwei Bauabschnitten wurden die Räumlichkeiten der Schwesternschaft den heutigen Anforderungen angepasst und auch die zentrale Küche wurde modernisiert. Für Oberin Marion Holland, Eberhard Hahn und Burkhard Weller ist dies ein weiterer Schritt Richtung Zukunft auf der Hensoltshöhe.

Keine Kommentare