Gunzenhausen: Hertlein-Bilder kehren zurück

7.10.2019, 18:23 Uhr
Gunzenhausen: Hertlein-Bilder kehren zurück

© Babett Guthmann

Im Februar 2019 ist Eva Barbara Fuchs verstorben. In ihrem Testament hat sie die Stadt Gunzenhausen als Erbin ihrer Michl-Hertlein-Sammlung eingesetzt. Stadtarchivar Werner Mühlhäußer und Günter Baumeister, ein Mitarbeiter des städtischen Bauhofs, haben nun in Nürnberg einen Teil des Erbes, nämlich 60 Bilder und fast ebenso viele Zeichnungen und Skizzenblätter, abgeholt.

Mühlhäußer hat sich aus verschiedenen Blickwinkeln mit dem akademischen Maler Hertlein befasst. So arbeitete er seit Jahren daran, für die Stadt eine eigene Sammlung mit dessen Werken aufzubauen, ein Unterfangen, das Eva Barbara Fuchs bereits zu Lebzeiten mit dem Verkauf einiger Hertlein-Werke unterstützt hat.

Für die Dokumentation der Stadtgeschichte war es ein besonderer Glücksfall, dass sich der beim Malerfürsten Franz von Stuck ausgebildete Künstler in seiner fränkischen Heimat niederließ. So gibt es eine ganze Reihe von Stadtansichten mit Altmühlbrücke, Einblicke in Gässchen – und auch der Marktplatz gehörte zu jenen Motiven, die Michl Hertlein mit viel Liebe zum Detail ausgeführt hat.

Werke aus Italien und Malta

Die bisherige Sammlung der Stadt enthält Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen. Nun kommen die Bilder aus der Fuchs’schen Wohnung in Nürnberg hinzu sowie weitere Bilder, die sich derzeit noch in einer Ferienwohnung befinden. Alles in allem wird es dann auch aus der Studienzeit Hertleins an der Münchner Akademie und von seiner großen Studienreise nach Italien, Malta und Libyen Werke geben.

Intensiviert wurde der Kontakt zur Tochter Hertleins durch eine Ausstellung, die das Stadtarchiv gemeinsam mit der Stadt- und Schulbücherei 2009 initiiert hat. Damals gab es im Altmühl-Boten einen Aufruf an alle Besitzer von Hertlein-Bildern, sich zu melden.

Babett Guthmann, eine Mitarbeiterin der Bücherei, die auch regelmäßig für den Altmühl-Boten schreibt, war von der Vielzahl an Werken fasziniert und hat sich damals drangemacht, eine Foto-Dokumentation zu erstellen. Aus der wurde schließlich in Zusammenarbeit mit Stadtarchivar Mühlhäußer und der Nürnberger Historikerin Dr. Gesa Büchert ein Buch, das Werk und Wirken Michl Hertleins ausführlich würdigt.

Dass die Stadt Gunzenhausen dieses Buchprojekt herausgegeben und gefördert hat, war für Eva Barbara Fuchs eine späte Anerkennung des väterlichen Werks.

Gunzenhausen: Hertlein-Bilder kehren zurück

© Foto: Babett Guthmann

Vertrauensvoll hat sie mit den Autoren zusammengearbeitet und auch in Familiendokumente Einblick gegeben, die die nationalsozialistische Vergangenheit ihres Vaters betrafen. Gerade die Historikerin Büchert war von den vielen Briefen, Dokumenten und Zeugenaussagen, die in der Familie als wertvolle Zeitdokumente bewahrt wurden, beeindruckt.

Kurz vor einer öffentlichen Versteigerung und der Wohnungsauflösung hatte Auktionator Peter Bamberger nun die Abholung der Bilder organisiert. Werner Mühlhäußer und Günter Baumeister waren von der privaten Galerie beeindruckt: In allen Räumen, selbst im Badezimmer und in der Küche, hingen Bilder. Die schrägen Wände im Wohnbereich hielten das Ehepaar Fuchs nicht davon ab, auch dort Hertlein-Werke zu präsentieren.

Aktskizzen und Tierporträts

Ein weiterer Schatz steckte in den drei großen Skizzenmappen, die dokumentieren, dass sich der fränkische Maler in seiner Studienzeit auch mit Aktskizzen und Tierporträts befassen musste. Mit Heinrich von Zügel gab es damals tatsächlich auch einen Professor für Tiermalerei an der Münchner Akademie.

Auch Fotodokumente und Korrespondenz der Eltern – die ja sonst in der Papiertonne gelandet wären – überließ der Auktionator dem Gunzenhäuser Stadtarchiv. Mit der Auswertung wird Mühlhäußer wohl eine Zeitlang beschäftigt sein, denn im Hause Hertlein gab es mit Ehefrau Edith einen weiteren kreativen Kopf.

Gunzenhausen: Hertlein-Bilder kehren zurück

© Foto: Babett Guthmann

Als ausgebildete Fotografin hat sie viele Gunzenhäuser porträtiert, aber auch eine Dokumentation wichtiger Bildverkäufe angelegt. Weiter hat Edith Gundlach in der Kriegszeit fast jeden Tag einen Brief an ihre Mutter geschrieben, sich zum Leben und zur Versorgungslage in Gunzenhausen geäußert. Auch diese zeitgeschichtlich interessante Korrespondenz ist in Teilen noch vorhanden.

Momentan lagert der Bilderschatz übrigens im Depot des Stadtmuseums. Wenn das komplette Erbe in Gunzenhausen angekommen und katalogisiert ist, möchte der Stadtarchivar die Bilder in einer Ausstellung präsentieren.

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