Gunzenhausen: Insolvenz der "Fränkischen Backstubn"

15.2.2017, 17:30 Uhr
Gunzenhausen: Insolvenz der

© Erich Neidhardt

Die betroffenen Standorte in Gunzenhausen sind nach Aussagen von Firmenchef Helmut Traublinger mit die besten der insgesamt 26 Filialen des Ellinger Unternehmens. Den Verlust eines Shops hätte man vielleicht noch stemmen können, den Wegfall von beiden "können wir mit dem jetzigen Stand nicht überbrücken", erläuterte Traublinger im Gespräch mit dem Altmühl-Boten.

Bereits im Sommer letzten Jahres gab es nach seinen Worten erste Verhandlungen mit der Firma Kaufland. Dort wird demnächst umgebaut, im Zuge dieser Maßnahmen fallen Shops ganz weg, andere, wie die Bäckerei, werden verkleinert. Für weniger Quadratmeter hätte er fast die gleiche Miete zahlen sollen, berichtet Traublinger. Das wollte der Geschäftsmann nicht hinnehmen, "da habe ich etwas gepokert" — und leider verloren. Kaufland hat sich für die Trennung entschieden. Nur noch bis Mitte des Jahres wird die "Backstubn" in der Ansbacher Straße ihre Waren feilbieten.

"Wir haben gewusst, dass wir etwas tun müssen", gibt Traublinger unumwunden zu, denn das Geschäft in den "Vorkassenzonen" sei ein sehr schwieriges geworden. Zumal, wenn in den Märkten selber noch eine Backstation für die Kunden vorgehalten werde. Schon 2014/2015 war die "Backstubn" am Rande der Zahlungsunfähigkeit. 2016 gelang es in fast allen Filialen, ein Umsatzplus zu verzeichnen und sich so wieder Luft zu verschaffen.

Im Edeka-Markt von Günter Höfler gibt es keine "Back-off-Station", deswegen tut der Verlust dieses sehr gut gehenden Standorts Traublinger auch besonders weh. Seit 25 Jahren bietet der Großbäcker, zunächst als "Ramsberger", später dann als "Fränkische Backstubn", seine Produkte bei Höfler an. Die Kündigung nun habe er "freundlich, aber bestimmt" im November erhalten. Bereits Ende dieses Monats ist die langjährige Zusammenarbeit Geschichte.

Nach einer kurzen Umbauphase übernimmt nach Auskunft von Marktinhaber Günter Höfler die Bäckerei Schmidt das Geschäft, sie wird nach seinen Worten auch bereits während der kurzen Umbauphase mit einem Verkaufswagen auf dem Parkplatz präsent sein.

Alternativen angeboten

Die Firma Edeka hat Traublinger allerdings sofort Alternativen angeboten, bestätigt der 71-Jährige. Wenn im Herbst der neue Edeka-Markt in Georgensgmünd eröffnet, wird es im dortigen Shop Backwaren aus Ellingen geben. Darüber hinaus habe man mehrere neue Filialeröffnungen für Herbst und Winter 2017 unter Dach und Fach, unter anderem soll die "Fränkische Backstubn" in die neue Norma-Filiale in Weißenburg einziehen.

Da das Unternehmen aber auch noch hohe Altlasten hat, fehlt es an der Substanz, die Einnahmenverluste bis dahin abzufedern "Wenn die Filialen schließen, wären wir in wenigen Tagen zahlungsunfähig", erklärt der Firmenchef. Mit dem Insolvenzverfahren hofft man nun in Ellingen, genügend Luft für eine Sanierung des Unternehmens zu bekommen.

"Wir streben nunmehr, zusammen mit dem Insolvenzverwalter, an, eine Sanierung unter dem Schutz der Insolvenzordnung, mit dem Ziel, alle Filialen und Arbeitsplätze zu erhalten", heißt es in der Pressemitteilung des Unternehmens. Der Inhaber glaubt, dass dieses Unterfangen gelingen kann. Bei der Neuausrichtung soll nun die Insolvenz helfen – unter anderem, indem die Mitarbeiter drei Monate lang vorläufiges Insolvenzgeld von der Arbeitsagentur beziehen.

"Als wenn nichts wäre"

"Bei uns läuft es jetzt weiter, als wenn nichts wäre", erläutert Traublinger das weitere Geschehen. Lieferanten und Mieter seien von der Entwicklung informiert und würden zu dem Unternehmen stehen. Die rund 120 Mitarbeiter wurden ebenfalls unterrichtet, der 71-Jährige hofft, "dass sie bei der Stange bleiben". Mittelfristig sei geplant, einen neuen Eigentümer zu finden. Erste Gespräche in dieser Richtung habe es bereits gegeben.

"Wir bedauern diesen Schritt in die Insolvenz außerordentlich, sehen aber hier die Möglichkeit für einen Neubeginn", ist in der Pressemitteilung zu lesen. Man habe "einen funktionierenden Geschäftsbetrieb, gute Mitarbeiter und gutes Ansehen bei den Kunden".

Das Unternehmen hat seinen Schwerpunkt im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Sechs Filialen befinden sich zurzeit noch in Gunzenhausen, drei in Weißenburg, weitere in Ellingen, Nennslingen, Pleinfeld und Treuchtlingen. Die Firma ist aber in ganz Westmittelfranken aktiv. Das Geschäftsgebiet reicht von Burgoberbach bis Pollenfeld, von Windsbach bis nach Treuchtlingen.

Wie das Unternehmen Kaufland auf Anfrage mitteilte, werden die Kunden des Markts künftig von der Bäckerei Herzog (Muhr am See) mit Backwaren versorgt. Die Modernisierung beginnt nach Ostern und endet voraussichtlich Ende des Jahres. Der Markt ist während der gesamten Umbauphase geöffnet.

 

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