Gunzenhausen: Katzen-Alarm im Tierheim

29.8.2019, 17:18 Uhr
Gunzenhausen: Katzen-Alarm im Tierheim

© Micha Schneider

Ein Fulltime-Job also, der auch in diesem Jahr ziemlich anstrengend ist. Denn vor Katzen kann sich Edith Neumann im Gunzenhäuser Tierheim auch in dieser Sommerferienzeit kaum retten. "Ich habe das Gefühl, es ist heuer noch schlimmer. Es kommt fast jeden Tag eine Katze", sagt Neumann, die im vergangenen Jahr schon ein echtes Katzenproblem hatte. "Da war es extrem", sagt Neumann.

Das Problem für sie und ihre Kollegen vom Tierheim: Viele Tiere bedeutet auch weniger Platz. Derzeit wohnen 33 Katzen in sechs kleinen Zimmerchen. Dazu sind im Tierheim aktuell drei Hunde und zwei Hasen untergebracht. Auch Meerschweinchen und Hamster werden hier immer wieder vorübergehend beherbergt.

Viele Leute würden nicht begreifen, dass die Katzen auf dem Land auch einfach mal frei herum laufen, berichtet Neumann. Auch Einheimische würden immer wieder die Tiere in der Ansbacher Straße vorbeibringen – nicht nur Urlauber. Manchmal würden Kinder auch Baby-Katzen in der Hecke finden und diese dann abgeben. Die kleinen Kätzchen seien aber in der Regel gut ernährt, die Mutter sei im Moment des Auffindens vielleicht einfach kurz weg gewesen. "Und wenn die Mutter zurückkommt und die Jungen nicht mehr da sind, dann ist es aus", sagt Neumann. Dann hat das Tierheim wieder eine Katze mehr. Doch unter diesen Umständen werde es langsam schwierig mit dem Platz, sagt der erste Vorsitzende Arno Riedel, und Edith Neumann ergänzt: "Ich weiß nicht, wo ich die Katzen alle hinstecken soll."

Eine Aufstockung der Plätze wäre auch nicht einfach. Denn das würde Mehrarbeit bedeuten, die für den Tierschutzverein in Gunzenhausen mit der aktuellen Personaldecke nicht zu leisten wäre. Schon jetzt sei man eher unter- als überbesetzt. Aber aufhören, das kann Edith Neumann eben auch nicht.

Seit sieben Jahren ist die gelernte Altenpflegerin Neumann nun schon die Leiterin im Tierheim, davor war sie drei Jahre ehrenamtlich tätig. Auch ihre Tochter Marion Laux ist sieben Tage die Woche im Einsatz und die Enkelin hilft ebenfalls fleißig mit. "Entweder man hat diese Liebe zu Tieren oder eben nicht. Das kann man nicht lernen", sagt Neumann, die in ihrer Zeit im Tierheim schon allerhand kuriose Geschichten erlebt hat.

An der Türschwelle umgekehrt

Erst vor ein paar Tagen habe sie ein Ehepaar aus Heidenheim angerufen, weil ihnen eine Katze zugelaufen sei. Das Paar sei angereist, habe dann aber an der Türschwelle des Tierheims umgekehrt und sei zurück nach Heidenheim gefahren. Sie hatten es einfach nicht übers Herz gebracht, die Tiere abzugeben. "So etwas ist aber ganz selten bei uns", sagt Neumann. Was sie und ihre Kollegen stattdessen viel häufiger erleben, sind traurige Geschichten.

Geschichten von Krankheiten oder von Besitzern, die ihre Tiere plötzlich los haben wollen. "Vor zwei Jahren hat einer mal einen Labrador über den Zaun geworfen", sagt Arno Riedel. Der Besitzer muss auf eine Tonne geklettert sein und den Hund über die Absperrung gehievt haben. "Aber wir haben nie rausgekriegt wie das genau war", so Neumann. Und einmal seien einfach zwei zugeklebte Kartons vor der Türe gestanden. Ein Hund hätte diese dann "aufgestöbert", sonst wären die Tiere wohl elend verendet.

Sogar eine Schlange sei mal in Gunzenhausen aufgetaucht, die man dann nach Ansbach in eine Reptilien-Auffangstation gefahren habe. Das exotischste Tier war aber wohl eine Vogelspinne, die seinerzeit als "blinder Passagier" in Bananenkisten zunächst in Roth und dann bei ihnen gelandet war. Die Spinne habe man dann in einem Glas nach Nürnberg in den Tiergarten zu einem Spezialisten transportiert. Mit Spinnen und Schlangen hat es Edith Neumann dieses Jahr immerhin nicht zu tun. Nur mit Katzen. Das allerdings auch nach Feierabend.

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