Gunzenhausen: Krankenhaus braucht auch Männer

27.4.2017, 18:03 Uhr
Gunzenhausen: Krankenhaus braucht auch Männer

© Tabea Jung

Auch wenn der Girls‘ Day deutlich populärer als der Boys‘ Day ist, haben auch einige Jungs den gestrigen Tag genutzt, um in für sie untypische Berufsfelder hineinzuschnuppern. So zog es zehn Jungen im Alter von 11 bis 16 Jahren aus verschiedenen Schulen der Region ins Klinikum Altmühlfranken in Gunzenhausen. Dort durften sie sämtliche Stationen wie die Ambulanz, die Anästhesie, den OP und die Radiologie erkunden und sogar selbst Patient spielen. Schüler Jens Dernerth stellte sich zweimal großzügig zur Verfügung und weiß jetzt bestimmt alles über Narkose und EKG-Messungen.

Die Jungs stellten fest, dass man in einer Klinik nicht nur als Krankenpfleger tätig sein kann — auch Bürokaufmänner und medizinische Fachangestellte werden gebraucht. "Leider gibt es immer noch das Klischee, dass Männer hier nichts zu suchen haben, weil man sowieso nur als Krankenschwester arbeiten kann", sagte Kranken- und Gesundheitspflegerin Katja Merk bedauernd. "Dabei gibt es so viele verschiedene Fachbereiche. Vor allem im OP und beim Röntgen wären Männer wünschenswert."

Menschliche Komponente

Diana Sauber, Fachkrankenschwester für Intensiv/Anästhesie, erläuterte die Vielseitigkeit des Krankenpflegeberufs. "Es geht nicht nur darum, Patienten zu waschen und zu pflegen, es ist auch immer wichtig, Gespräche mit ihnen zu führen und ihnen als Ansprechpartner zur Seite zu stehen." Auch die Zusammenarbeit mit den Kollegen ist sehr wichtig: "Schließlich geht es hier um Menschenleben", machte Anästhesist Florian Hiermeier den Kindern klar. Nur wenn man miteinander arbeite und aufeinander Rücksicht nehme, könne man alles erreichen.

Sogar Chefarzt Dr. Heiko Priesmeier nahm sich Zeit für die interessierten Teenager und zeigte ihnen auf, wie die Medizin die Technik des Ultraschalls nutzt. Die Schüler erfuhren außerdem, wann das Krankenhauspersonal grüne und wann weiße Kittel anzieht, und durften sogar selbst in die Arbeitskleidung schlüpfen. "Puh, ist das immer so warm?", ließ ein Schüler dabei von sich verlauten und schälte sich mit einem Ächzen aus der Arztkleidung.

Abgesehen von den Stationen durften die Jungs auch einen Blick ins Bereitschaftszimmer werfen und staunten über die draußen aufgebauten Container, die aufgrund der momentanen Umbauten im Krankenhaus vorübergehend als Patientenzimmer dienen. "Keine Sorge", lachte Katja Merk. "Die sehen von innen aus wie ganz normale Zimmer."

Nach der ausführlichen Krankenhausführung machte sich der schnatternde Haufen auf zur nebenan gelegenen Berufsfachschule für Krankenpflege. Ute Dietrich, Lehrkraft für Krankenpflege, zeigte den Schülern dort, wie man Verbände anlegt und Spritzen aufzieht — sogar einen Rollstuhlparcours gab es. Ob die Jungen ihren Traumberuf aufgrund des Schnuppertags nun im Krankenhaus sehen, weiß man natürlich nicht und wissen sie wohl selbst noch nicht. Aber eines ist sicher: Es war ein interessanter Tag für alle Beteiligten.

 

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