Gunzenhausen: Neue Straße statt Brücke über die Bahn?

11.4.2021, 08:19 Uhr
Gunzenhausen: Neue Straße statt Brücke über die Bahn?

© Foto: Freie Wähler

Auch das gehört mit großer Wahrscheinlichkeit der Vergangenheit an. Die Bahn dringt energisch auf die Beseitigung der schienengleichen Übergänge im Stadtgebiet von Gunzenhausen. Im Fall der WUG 22 will sie eine Überführung bauen (5,7 Millionen Euro) und hat das vor einigen Wochen auch den Gunzenhäuser Stadträten und später den Kreisräten so mitgeteilt. Der Landkreis wäre später für den Unterhalt der Brücke zuständig.

Der Landkreis jedoch hat sich offiziell für eine Unterführung ausgesprochen. Ob er bereit sein würde, in diesem Fall die riesigen Mehrkosten zu tragen? Das Kreisparlament soll sich im Juni positionieren.

Zwei Kilometer lange Trasse

Die Freien Wähler indes haben eine Alternative vorgelegt: eine Verlegung der Kreisstraße vom besagten Bahnübergang aus entlang der Bahnlinie bis zur Nürnberger Straße. Die Trasse wäre zwei Kilometer lang. Bis auf ein Grundstück ist die benötigte Fläche im Besitz der Stadt Gunzenhausen. Die Kosten gibt der FW-Stadt- und -kreisrat Dr. Werner Winter mit 5,6 Millionen Euro an. Der Landkreis könnte nach seinen Worten wohl mit mindestens 50 Prozent an Förderung rechnen. Mehrkosten seien denkbar wegen der notwendigen Brücke über den Altmühlüberleiter, das wäre aber nicht das entscheidende Problem.


Die Bahn will eine Brücke anstelle des Übergangs


Mit der Verlegung der Straße wäre der Bahnübergang bei Laubenzedel überflüssig, also bräuchte es dort auch keine Überführung. Die Laubenzedler und die Orte dahinter hätten eine schnelle, kurze Verbindung zu "Walkmühle", Industriestraße, Nürnberger Straße, den dortigen Verbrauchermärkten und Betrieben. Die Verbindung zur Kernstadt wäre für die Laubenzedler weiterhin gegeben und sie wäre akzeptabel, künftig eben über eine andere Straße.

Die Bahn will alle höhengleiche Bahnübergänge zwischen Gunzenhausen und Laubenzedel schließen und, wo notwendig, durch Brücken ersetzen. 

Die Bahn will alle höhengleiche Bahnübergänge zwischen Gunzenhausen und Laubenzedel schließen und, wo notwendig, durch Brücken ersetzen.  © Jürgen Eisenbrand

Eine weitere Konsequenz: Die Straße vom jetzigen Übergang bis zum Beginn von Schlungenhof könnte aufgelassen werden. Das wäre im Sinne eines möglichst geringen Flächenverbrauchs.

Vorteile für die Radfahrer

Die Freien Wähler werben für ihren Vorschlag auch mit dem Argument, dass im Zuge der neuen Straße auch eine Anbindung für den Betrieb Gracklauer geschaffen werden könnte. Eine aufwendigere Anbindung von der Alemannenstraße aus bräuchte es dann nicht. Vor allem aber verweisen sie darauf, dass mit einer Verlegung der Kreisstraße deutlich bessere Perspektiven für den örtlichen wie überörtlichen Radverkehr geschaffen werden könnten. Und genau das sei doch im Sinn einer modernen Verkehrspolitik. Wenn es nach Werner Winter geht, wird entlang der neuen Straße ein Radweg geschaffen – 2,5 Kilometer lang und eine Million Euro teuer. Hier stünde ein neues Förderprogramm von Bund und Land zur Verfügung, mit dessen Hilfe ein 80-prozentiger Zuschuss winken würde.


Im Gunzenhäuser Bahnhof soll ein Mobilitätszentrum entstehen


Um wirklich ein schlüssiges Radwegekonzept zu erreichen, bräuchte es eine neue Unterführung im Westen von Laubenzedel (der dortige schienengleiche Übergang als Teil einer kleinen Straße zur B 13 wird aufgelassen). Auch das müsste dann mit der Bahn besprochen werden. "Wir glauben, da ginge was", ist Winter recht optimistisch.

Die "Freien" haben mit dem Ortssprecher von Laubenzedel, Herbert Gutmann, ebenso geredet wie mit Bürgermeister Karl-Heinz Fitz und Landrat Manuel Westphal. Ihr Alternativvorschlag wurde auch den Kreisräten vorgestellt, und zwar von Kreisbaumeister Markus Gläser. Die große öffentliche Debatte, ob der Landkreis dem FW-Vorschlag näher treten will, steht jedoch noch aus.

Alle Akteure an einen Tisch bringen

Winter wie auch FW-Stadtrat Harald Romanowski halten es für geboten, dass über ihren Vorschlag ausführlich gesprochen wird, bevor Nägel mit Köpfen gemacht werden in eine Richtung, die den betroffenen Bürgern und dem Landkreis gar nicht gefällt. Sie betonen: "Wir wollen was erreichen." Es müssten halt alle Akteure an einen Tisch gebracht werden und mit Unterstützung einer professionellen Moderation verhandeln. Das könnte unter Federführung der Regierung von Mittelfranken geschehen. Die Stadt Gunzenhausen müsste ein Interesse an einer "nachhaltigeren Lösung" haben, allein wegen der Verbesserung beim Radverkehr. Der Landkreis hätte seinen Standpunkt, eine große Brücke bei Laubenzedel zu vermeiden, umgesetzt. Und die Bahn wäre zu finanziellen Zugeständnissen bereit, da sie ja eben keine Straßenüberführung bauen und bezahlen müsste.


Viel Kritik für Gemeinschaftsantrag zu Bahnübergängen


Von der Laubenzedler Bürgerinitiative haben die Freien Wähler gehört, dass am besten alles beim alten bleiben soll, der schienengleiche Übergang also fortbesteht und technisch optimiert wird. Das hält Winter für einen "Irrglauben". Da werde die Bahn nicht mit sich reden lassen, sie wolle die Bahnstrecke digitalisieren und damit eine dichtere Zugfolge ermöglichen. Die schienengleichen Übergänge sehe die Bahn als zu beseitigende Hindernisse.

Falls in den nächsten Wochen die politische Diskussion nicht in Richtung ihres Vorschlags geht, wollen die Freien Wähler einen offiziellen Antrag an den Landrat richten. Sie wissen, dass die Zeit drängt.

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