Gunzenhausen: Ortssprecher im Gespräch

2.7.2020, 06:20 Uhr
Gunzenhausen: Ortssprecher im Gespräch

© Privat

Gibt es in einem Stadtteil keinen Stadtrat, wird aus den Reihen der Bürger ein Ortssprecher gewählt. Der fungiert als Bindeglied zum Rathaus, ist Ansprechpartner für die Mitbürger und repräsentiert seinen Ort nach außen. Außerdem nimmt er an den Stadtrats-Sitzungen teil, hat dort Rede-, aber kein Stimmrecht. Seit 1996 übt Gabriele Föttinger (57) dieses kommunale Ehrenamt engagiert aus. Ihrer langjährigen Erfahrung steht David Stahlfänger aus Nordstetten mit seinen 22 Jahren quasi als blutjunger Anfänger im kommunalpolitischen Geschäft gegenüber. Wir haben mit beiden über ihren besonderen Einsatz für ihren Stadtteil gesprochen.

 

Herr Stahlfänger, warum bewirbt man sich mit 22 Jahren um so ein Amt?

Aus vielen Gesprächen mit den Nachbarn habe ich mitbekommen, wo es Probleme gibt, was sie gerne anders hätten. Da dachte ich, da könnte man etwas tun und eben nicht nur schimpfen. Deshalb habe ich mir überlegt, einfach einmal zur Wahl anzutreten, und wenn ich gewählt werde, mache ich das sehr gerne und versuche, das Beste für das Dorf zu erreichen – weil es mir einfach am Herzen liegt.

 

Frau Föttinger, 24 Jahre Ortssprecherin zu sein, ist eine lange Zeit. Was hält einen so lange bei der Stange?

Es macht einfach Spaß. Ich kann bei der Umsetzung verschiedenster Anliegen behilflich sein und auch eigene Ideen einbringen. Ich bin durch puren Zufall dazu gekommen und wusste überhaupt nicht, was das eigentlich alles mit sich bringt. Die Unterasbacher hatten damals sehr viel vor, unter anderem wollte unsere Feuerwehr wieder selbständig werden. Da gab es viel zu tun, ich habe das nach Kräften unterstützt. Und es werden immer wieder neue Wünsche und Anregungen an mich herangetragen. Es wird nie langweilig.

Auf was in Ihrer Amtszeit sind Sie persönlich besonders stolz?

Auf den Umbau unseres Feuerwehrhauses. Da wurde so viel dafür gearbeitet, sich so engagiert. So viele waren mit dabei, auch ganz junge Leute. Die Eigenleistung der Feuerwehr und Mitbürger belief sich letztlich auf mehr als 5000 Arbeitsstunden. Wenn man dieses Miteinander und Gemeinschaftsgefühl in einem Ort hat, muss man das sehr schätzen und nach Möglichkeit festhalten. Das Feuerwehrhaus ist auch unverzichtbar als Treffpunkt für die Dorfgemeinschaft, der Ort an dem unsere Kirchweih gefeiert wird und andere Veranstaltungen stattfinden, denn wir haben seit vielen Jahren keine Gastwirtschaft mehr im Ort.

 

Welche Rolle spielt die Parteipolitik für Sie beide?

Gunzenhausen: Ortssprecher im Gespräch

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Föttinger: Ich bin keiner Partei beigetreten, weil ich mich nicht verzetteln wollte. Ich habe mir aber ganz am Anfang in den Sitzungen mal alle Fraktionen ein bisschen genauer angeschaut und mich dann für die CSU entschieden. Seitdem nehme ich an deren Sitzungen teil, was auch wichtig ist, um Hintergrundinformationen zu bekommen.

Stahlfänger: Bisher habe ich noch keine Entscheidung getroffen, aber es kamen schon einige Fraktionen auf mich zu und luden mich ein.

 

Gleich am Tag nach Ihrer Wahl fand die erste Stadtratssitzung statt. Wie war das für Sie als Neuling, Herr Stahlfänger?

Das war sehr interessant, ich war vorher noch nie bei einer Sitzung dabei. Quasi als Vorbereitung habe ich mir ein Buch über Kommunalpolitik gekauft.

 

Gibt es aktuell Probleme und Vorhaben, die in ihren beiden Stadtteilen anstehen?

Stahlfänger: Ein paar Kleinigkeiten wurden tatsächlich bereits an mich herangetragen, etwa ein beschädigter Bordstein am Ortseingang. Ansonsten möchte ich versuchen, etwas für das Dorf erreichen zu können. Nordstetten ist so klein, das fällt gerne mal hinten runter. Auch das Miteinander im Ort möchte ich verbessern, vielleicht mit einem Dorffest.

Föttinger: Hakt es irgendwo, bin ich auf die Hinweise der Bürger angewiesen, da ich ja auch nicht alles mitbekomme. Ich hoffe, dass sich meine Mitbürger bei Problemen dann auch einfach bei mir melden.

 

Frau Föttinger, haben Sie als – mit Verlaub – "alter Hase" einen heißen Tipp für den "Jungspund"?

Jeder muss seinen eigenen Weg finden, aber wichtig ist, neutral zu sein. Man darf keine Partei ergreifen, sondern mit Vorsicht, Diplomatie und Bedacht an die Themen herangehen. Aber man wächst da rein. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich beispielsweise am Volkstrauertag eine Rede halten kann. Und jetzt mach ich es.

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