Gunzenhausen: Polizei kann wenig gegen Raser tun

15.6.2017, 06:00 Uhr
Viel Lärm, viel Rauch, viel Imponiergehabe: Tuner lieben nicht nur schnelle Autofahrten, sondern lassen gerne auch mal die Reifen qualmen.

© Ron-Heidelberg - Fotolia Viel Lärm, viel Rauch, viel Imponiergehabe: Tuner lieben nicht nur schnelle Autofahrten, sondern lassen gerne auch mal die Reifen qualmen.

Die röhrenden automobilen Kraftprotze waren erst jüngst ein Thema, als eine Grünen-Delegation der Gunzenhäuser Polizei einen Besuch abstattete. Zudem prangerte Erika Gruber (CSU) in der jüngsten Sitzung des Stadtratsausschusses für Wirtschaft, Tourismus und Kultur die "unerträglich lauten Autorennen am Schießwasen" an. Dabei stellte sie auch die alles entscheidende Frage: "Was kann man dagegen machen?"

Das Problem sei im Rathaus bekannt, sagte Hauptamtleiter Klaus Stephan, aber es sei "nicht leicht zu lösen". Theoretisch könne man ja "den Festplatz zusperren", praktisch gehe das aber nicht, da das Gelände als Parkplatz gebraucht werde. Die Raser zur Räson zu bringen, sei "Aufgabe der Polizei", sagte Stephan. Und die sei keineswegs tatenlos: Er wisse, dass sie immer wieder kontrolliere und auch schon Führerscheine sichergestellt habe.

Grünen-Stadtrat Peter Schnell berichtete von "massiven Ruhestörungen, vor allem nachts", die "seit Jahren" von den Anwohnern beklagt würden. Und er regte an, die Stadt möge "die Polizei drängen", noch intensiver zu kontrollieren. Wenn das nichts helfe, müsse man darüber nachdenken, den Festplatz ab 23 Uhr zu schließen und für die Gäste des benachbarten Parkhotels eine Schrankenlösung zu installieren. Arno Dernerth (CSU) sieht hingegen auch tagsüber Handlungsbedarf: Die Tuner jagten schließlich auch da "in einer Tour" durch Gunzenhausen, insbesondere über die Weißenburger Straße: "Das ist eine Zumutung für die Anwohner." Er ist überzeugt, dass stärkere polizeiliche Kontrollen etwas bewirken würden: "Wenn die ersten Führerscheine weg sind, wird sich das in der Szene schnell herumsprechen."

Sein Parteifreund Gerald Brenner regte an, den Festplatz mit Videokameras zu überwachen. Damit könne man die röhrenden Raser immerhin "vertreiben. Möglicherweise treffen sie sich dann anderswo, aber von dort sind sie erst mal weg." Dagegen forderte Dr. Werner Winter (Freie Wähler), einen Weg zu finden, "wie man diese Leute sanktionieren kann". Womit der Ball wieder im Spielfeld der Polizei lag.

"Das ist eine blöde Situation", räumte Harald Eckert auf Nachfrage des Altmühl-Boten ein. Denn, so der Gunzenhäuser Polizeichef: "Wir werden alarmiert — und bis wir vor Ort sind, ist nichts mehr los, oder die Leute stehen einfach nur brav neben ihren Autos. Wenn die eine Uniform sehen, sind sie brav."

Polizisten sprachen mit Tunern

Seine Beamten sprächen mit den Tunern und versuchten, auf sie einzuwirken; sie hätten auch schon Radarfallen aufgebaut und damit den einen oder anderen erwischt, aber, so Eckert: "Unsere Möglichkeiten sind limitiert." Denn wenn die Polizei, etwa in der Schützenstraße, eine Tempokontrolle einrichte, "dann erwischen wir höchstens mal einen". Denn in Windeseile habe sich anschließend der Einsatz in der Szene herumgesprochen.

Auf die Frage, ob seine Inspektion denn personell überhaupt in der Lage sei, den Rasern Paroli zu bieten, antwortete Eckert zurückhaltend: "Alle Landinspektionen sind personell nicht übervoll." Im Normalbetrieb "geht es einigermaßen", meint der Erste Polizeihauptkommissar, "wir können unseren Schichtdienst leisten, aber wir sind sicher nicht zu viele Leute". Und entwaffnend ehrlich räumt er ein: "Ich kann für dieses Problem keine vernünftige Lösung anbieten."

Einen kleinen Fingerzeig für die Kommunalpolitik hat Eckert dann aber doch noch parat: "Es gibt eine Stadt im Landkreis, die sich eine kommunale Verkehrsüberwachung leistet."

Die hat damit durchaus positive Erfahrungen gemacht: Die Verkehrsdisziplin an den 71 in Kooperation mit der Polizei festgelegten Messstellen hat in Weißenburg deutlich zugenommen, und dank über 1200 Verwarnungen und 140 Bußgeldern in den ersten sechs Monaten der KVÜ blieb sogar ein kleines finanzielles Plus für die Stadtkasse.

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