Gunzenhausen: Tag im Zeichen der Gesundheit

15.10.2019, 06:21 Uhr
Gunzenhausen: Tag im Zeichen der Gesundheit

© Foto: Reinhard Krüger

Bei seiner Begrüßung legte der Leiter des Gesundheitsamts am Landratsamt Weißenburg-Gunzenhausen, Dr. Carl-Heinrich Hinterleitner, deutlich die Finger in die gesundheitspolitische Wunde: die Masern-Impfung. Zwar gebe es mittlerweile eine Impfpflicht für Lehrer, Erzieher und Kinder in Schulen und Kindergärten, "aber sie verläuft nicht so, wie wir es gerne hätten", sagte der Mediziner. Derzeit liege die Quote bei 92 Prozent, "aber erst ab 95 Prozent wäre die Krankheit ausgerottet", erklärte Hinterleitner während des Rundgangs.

Landrat Gerhard Wägemann lobte die "bewährte Veranstaltung". Über 30 Aussteller aus der gesamten Region machten sich Gedanken, wie sie ihr Thema so "verpacken", dass es angenommen wird. Diesmal soll sich, so der Landrat, "die ganze Familie angesprochen fühlen" – nach dem Motto: Gesund aufwachsen, gesund leben und im Alter selbstbestimmt unterwegs sein. Besonders hob er das kommunale Klinikum Altmühlfranken hervor, "mit dem wir super zufrieden sind, denn wir haben kein Defizit zu verzeichnen".

Die Riege der Politiker, unter ihnen die beiden Landtagsabgeordneten Manuel Westphal (CSU) und Wolfgang Haubner (Freie Wähler) sowie Bezirkstagsmitglied Hans Popp aus Merkendorf, schauten sich gründlich um, sprachen mit Ausstellern und informierten sich aus erster Hand über die vielen Stellen, die sich im Landkreis im weitesten Sinn um das gesundheitliche Wohl der Menschen kümmern.

Gunzenhausen: Tag im Zeichen der Gesundheit

© Foto: Reinhard Krüger

Eine davon ist die Frühförderung der Kinderhilfe Treuchtlingen. Sprachtherapeutin Carola Hecht und Heilpädagogin Claudia Stretz erzählen an ihrem Stand von Franziska (Name geändert), die vor drei Jahren zu ihnen kam. Kinderarzt, und Erzieherinnen des Kindergartens empfahlen der Mutter diese interdisziplinäre Behandlungs- und Beratungsstelle für Säuglinge, Klein- und Vorschulkinder. Schon die Eingangsdiagnostik bestätigte, was die Fachleute vermuteten: ein starkes Entwicklungs-Defizit in der Sprache, Motorik und Kognition, also dem Denken in einem umfassenden Sinn.

Intensiv und konsequent wurde von nun an mit der kleinen Franziska gearbeitet. Die Krankenkasse übernahm alle medizinischen Kosten, während der Bezirk Mittelfranken die pädagogischen und psychologischen Ausgaben übernahm. "Wir arbeiten nicht nur mit dem Kind, sondern auch viel mit den Eltern", erklärte Heilpädagogin Stretz. Die Prognose nach drei Jahren: Franziska kann vorerst eine Regelschule nicht besuchen, sondern geht künftig in eine Förderklasse, wo es nur kleine Gruppen von acht bis zehn Kindern gibt und der Grundschullehrstoff deutlich langsamer durchgenommen wird. Entscheidend sei der Grundsatz: "Mein Kind ist gut, so wie es ist", sagte die Pädagogin, "denn wir haben keine Kinder in der Norm".

Ein Beispiel unter vielen, ein Beispiel, mit welcher Mühe und Intensität sich Selbsthilfegruppen, Initiativen wie Hospizgruppen oder die Schwangerschaftsberatung beim Landratsamt um Menschen kümmern, die Hilfe, für was auch immer, in Anspruch nehmen. Den ganzen Tag kamen Besucher vorbei, blieben, schauten sich um, tranken Kaffee, besuchten einen Vortrag, informierten sich, schnappten sich Prospekte und gingen mit einem guten Gefühl nach Hause.

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