Gunzenhausen: Umweltminister war am Altmühlsee

23.1.2020, 17:18 Uhr
Gunzenhausen: Umweltminister war am Altmühlsee

© Wolfgang Dressler

Wassertransport in den Norden, Hochwasserschutz im Altmühltal, Tourismus – dieser Dreiklang hat sich in den 50 Jahren des Überleitungssystems mehr als bewährt und soll konsequent fortgesetzt werden. Dafür wird der Freistaat auch weiterhin jedes Jahr einen Millionenbetrag aufbringen. Diese Botschaft hatte Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) mitgebracht, als er gestern die Betriebsleitung Schlungenhof des Wasserwirtschaftsamts Ansbach besuchte.

Anlass für den Termin war das runde Jubiläum: Im Sommer 1970 beschloss der Landtag das Gesetz für den Bau der verschiedenen Einrichtungen. Konkret begonnen wurden zwei Jahre später. 1973 gründeten sich dann die Zweckverbände für Altmühlsee, Brombachsee und Rothsee. Gebaut wurde bis 1999.

Die Überleitung wurde 1993 in Betrieb genommen. Seit jenem Jahr flossen 3,5 Milliarden Kubikmeter Wasser aus dem Donauraum nach Nordbayern, "das entspricht dem doppelten Volumen des Ammersees", sagte der Minister. Vor allem Rednitz, Regnitz und Main werden so mit dem Wasser aus dem Süden gefüllt. Insgesamt zeichnet sich seit einigen Jahren eine Steigerung der Überleitungsmengen ab. Der Haupttransport erfolgt über den Mai-Donau-Kanal. Deutlich geringer, aber durchaus bedeutend ist die Wassermenge, die über den Altmühlsee zum Brombachsee gelangt und von dort nach Bedarf in Richtung Norden abgelassen wird. Die Überleitung erfülle zudem den Zweck, die Grundwasservorkommen in Nordbayern zu stützen, und ermögliche so landwirtschaftliche Beregnung.

Glauber bezeichnete deshalb das gesamte technische System, dessen Fäden in Schlungenhof zusammenlaufen, als "meisterhaften Wasserspender für Frankens Flüsse" Allein 2019 wurden über 230 Millionen Kubikmeter überleitetet, das sei Rekord. Der Freistaat wolle das System fit halten und investiere jedes Jahr sechs Millionen Euro in Betrieb und Unterhalt. Das geschehe vor dem Hintergrund des Klimawandels. Hier gewännen allgemein die 25 staatlichen Talsperren und Rückhaltebecken an Bedeutung. Der Umweltminister geht davon dass sich die Unterschiede zwischen Süd- und Nordbayern, wenn es um die Wasservorräte geht, noch größer werden.

Die Bauwerke müssten für die steigenden Ansprüche gerüstet sein und würden deshalb regelmäßig umfassend überprüft und einem "Klimacheck" unterzogen. Nötig sei ein "ausgeklügeltes Management für Niedrigwasser". In diesem Rahmen spielte man Extremsituationen gedanklich durch. Es gelte, die Auswirkungen von Trockenzeiten bestmöglich zu kompensieren. Ein wichtiger Aspekt stelle in Dürrezeiten die Wasserqualität dar.

Bei den Berechnungen zur optimalen Speicherabgabe würden auch der hohe Freizeitwert und die vielfältige Nutzung der Seen im Blick behalten. Das "beliebte Ferien- und Freizeitparadies" sei als Urlaubs- und Ausflugsgebiet eine "wichtige Geschichte für den Norden", betonte Glauber.

Die Seen müssten aber auch weiterhin als Teil des Wasserüberleitungssystems verstanden werden. Dieses System zu realisieren, habe im Übrigen rund 460 Millionen Euro gekostet. Das Geld sei "klug investiert" worden. Es handele sich um Bayerns größtes abgeschlossenes wasserbauliches Projekt. Die Diskussion in Schlungenhof drehte sich schon bald um die Wasserqualität in den drei Seen. Das Blaualgenprobem ist dauerhaft, vor allem im flachen Altmühlsee. Nach Einschätzung von Thomas Keller, dem Leiter des Wasserwirtschaftsamts, haben die diversen Maßnahmen in der Region durchaus Erfolge gebracht. Die extreme Algenplage wie 2007 bis 2009 sei zuletzt nicht mehr aufgetreten. Der Freistaat habe "alles Erdenkliche" getan. Das Hauptziel bestehe darin, den Nährstoffeintrag gerade in den Altmühlsee zu verringern, hier müsse der Hebel angesetzt werden. Keller erwähnte die jährliche "Sanierungsbefischung" und die zusätzliche Phosphatfällung in den 14 Kläranlagen im Einzugsgebiet der Altmühl. Bei Letzterem sei man weit fortgeschritten, und zwar unter erheblicher finanzieller Förderung durch den Freistaat. Die Aufgabe der Phosphatfällung könne man jetzt schon zu 95 Prozent als erledigt ansehen.

Zu den erwähnten erheblichen Anstrengungen zählte Keller auch die Entnahme von nährstoffreichen Ablagerungen im Altmühlsee. Damit wurde 2015 begonnen. Der Verlandung des Sees solle begegnet und die Wasserqualität verbessert werden. Schließlich gehörten auch die Schaffung von bewachsenen Uferstreifen an der oberen Altmühl zu dem Maßnahmenpaket. Die Nährstoffeintrag in den Fluss werde reduziert, wichtige Lebensräume geschaffen und eine Beschattung des Gewässers ermöglicht. Insgesamt arbeite seine Behörde hervorragend mit den Kommunen und Landwirten zusammen, wenn es um die Reduzierung des Nährstoffeintrags gehe. Eine Vertiefung des Sees stelle keine Option dar, man denke nur an die Ostsee, wo ebenfalls das Algenproblem bestehe.

Erfolge bei Gewässersanierungen stellten sich erst langfristig ein, gab Thomas Keller zu bedenken. Erste Erfolge seien indes jetzt schon erkennbar. Die Sichttiefe habe sich seit Beginn der Abfischungen nahezu verdoppelt und der Chlorophyllgehalt, als Maß für die Algenmenge, abgenommen. Außerdem hätten sich vermehrt Wasserpflanzen im Altmühlsee angesiedelt.

Das Problem der Algenvermehrung seit kein nationales, sondern ein globales. Es zu bekämpfen, verstehe man als Daueraufgabe.

Eine Auswahl von Bildern über die Altmühlsee findet sich unter www.nordbayern.de/gunzenhausen

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