Gunzenhausen: Waldbadöffnung steht auf der Kippe

29.5.2020, 06:06 Uhr
Gunzenhausen: Waldbadöffnung steht auf der Kippe

© Marianne Natalis

Es ist ein ungewohnter Anblick: Statt in einladendem Türkis zu schimmern, dümpelt im Schwimmerbecken eine grüne Brühe. Das Freibad ist, wie die Fachleute sagen, noch gar nicht "ausgewintert". Sprich, die 2,5 Millionen Liter Wasser standen seit vergangenem Herbst unbehandelt im Becken. Das Wasser schützt die Fliesen vor Witterungseinflüssen.

Rund 50 000 Euro kostet es, die Becken für die Sommersaison fit zu machen. Das alte Wasser muss raus, Schäden an den Fliesen müssen ausgebessert werden, eine gründliche Reinigung ist fällig und natürlich muss am Ende wieder frisches Wasser rein. Rund fünf bis sechs Wochen dauert es, bis alles für die Schwimmer bereit ist.

Erst seit Mittwochnachmittag steht fest, dass die Freibäder auch in Bayern wieder öffnen können. Davor "gab es keinen Horizont", sagt Rank, gab es keinerlei Ansagen, wann es eventuell wieder losgehen könnte. Ohne irgendein Signal aus München wollten die Stadtwerke diese große Summe nicht investieren. Denn lange Zeit war nicht klar, ob die Freibäder in dieser Saison überhaupt Badegäste empfangen können. Das Risiko, dass man 50 000 Euro einfach in den Sand setzt, war den Verantwortlichen bei den Stadtwerken zu groß, erläuterten Dücker und Renk. Denn ist das Winterwasser erst einmal aus dem Becken gelassen, kommt man an den anderen Maßnahmen gar nicht vorbei. "Wenn man einmal den Stöpsel gezogen hat, gibt es kein zurück mehr", weiß Renk, sonst könnte die Anlage beschädigt werden. Sind die Becken aber erst einmal wieder gefüllt, dann muss das Wasser auch umgewälzt und sauber gehalten werden. Auch das bedeutet einen finanziellen und personellen Aufwand.

Gunzenhausen: Waldbadöffnung steht auf der Kippe

© Stadtwerke Gunzenhausen

Dass Ministerpräsident Markus Söder die Öffnung der Bäder "aus heiterem Himmel" verkündet hat, findet Dücker sehr unglücklich. Mit etwas mehr Vorlaufzeit hätte man entsprechend reagieren können und wäre am 8. Juni gerüstet gewesen.

Frühestens Anfang Juli könnte das Waldbad am Limes seine Pforten öffnen, das heißt im Umkehrschluss, dass das Bad gerade einmal acht bis zehn Wochen geöffnet wäre. Und das auch nur mit einem funktionierenden Hygienekonzept. Ein solches hat die Deutsche Gesellschaft für das Bäderwesen zwar schon erarbeitet, ob das aber auch für Bayern gelten kann, steht noch nicht fest, hier gibt es noch keine genauen Richtlinien. Die zu kennen wäre für die Planung aber durchaus wichtig.

Viele Auflagen

Beschränkte Aufenthaltsdauer, nur in eine Richtung und mit Abstand schwimmen, Rutschen, Sprungtürme und Erlebnisgrotte gesperrt und das ganze nur auf Voranmeldung, unter diesen Vorgaben haben in anderen Bundesländern bereits Freibäder geöffnet. Spitzenwerte bei den Besucherzahlen können damit nicht errreicht werden.

Letztendlich halten es Dücker und Renk für eher unwahrscheinlich, dass das Waldbad heuer noch öffnet. Endgültig entschieden ist aber noch nichts, das geschieht laut Dücker natürlich in enger Absprache mit der Stadt Gunzenhausen.

Ein Ass haben Dücker und Renk aber noch im Ärmel: Gunzenhausen hat schließlich noch das Juramare. Die beiden hoffen, dass für Hallenbäder auch bald das "Go" aus München kommt. Im Juramare sind alle notwendigen Arbeiten abgeschlossen, hier stehen die Stadtwerke "Gewehr bei Fuß", formuliert es Dücker, es könnte jederzeit seine Pforten öffnen. Und vielleicht können dann auch die Heizöfen für die Sauna wieder angeschmissen werden – wenn auch mit reduziertem Angebot.

Beide Bäder gleichzeitig zu betreiben, das sei allein unter dem Aspekt "manpower" nicht möglich, gibt Renk zu bedenken, denn in Corona-Zeiten braucht es zur Umsetzung der Hygiene-Richtlinien mehr Personal vor Ort. Das Hallenbad hat für Dücker einen entscheidenden Vorteil: Es würde den Einheimischen und Urlaubsgästen bei schlechtem Wetter eine gute Alternative bieten

Dass es für viele Badegäste eine große Enttäuschung wäre, wenn das Waldbad heuer geschlossen bleibt, das wissen Dücker und Renk natürlich. Auch für die Mitarbeiter wäre dies ein harter Schlag, schließlich freuen sie sich laut Renk alljährlich auf das Wiedersehen mit den Stammgästen und auf die neuen Kunden. Doch man müsse "einfach realistisch sein" und die Sachlage "offen kommunizieren", sagt Dücker. Letztendlich zeigten die Menschen dann auch Verständnis für die Situation der Stadtwerke, weiß er aus den vielen Telefongespräch mit Gästen, die wissen wollten, wann sie endlich wieder die Badehose einpacken können.

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