Gunzenhausen: Warum das Klärwerk 5,2 Millionen verschlingt

6.8.2020, 05:29 Uhr
Gunzenhausen: Warum das Klärwerk 5,2 Millionen verschlingt

© Isabel-Marie Köppel

Sie waren bereits im Mai vergangenen Jahres auf den Weg gebracht worden. Schon damals hatte Diplom-Ingenieur Thilo Brunner vom Nürnberger Ingenieurbüro Miller dem Bauausschuss die notwendigen Modernisierungsschritte in der Gunzenhäuser Kläranlage erläutert. Nun hat er die einzelnen Maßnahmen nähere geplant und stellte sie dem Stadtrat samt zu erwartenden Kosten vor.

Die Technik der Bio-Reinigungsstufe ist "am Hund", so Brunner, und dringend erneuerungsbedürftig. Daran führt nach Worten des Fachmanns kein Weg vorbei, zumal die Stadt hier mit neuster Technik auch 45 000 Euro Stromkosten einsparen kann. Um den Stromverbrauch von derzeit rund 47 Kilowattstunden pro Jahr und Einwohner deutlich zu reduzieren, müssen aber zunächst 1,6 Millionen Euro in die Hand genommen werden.

Auch die Technik der Phosphor-Elimination ist sehr in die Jahre gekommen, die Anlage wurde 1991 in Betrieb genommen. Für die Sanierung rechnet der Fachmann mit 450 000 Euro. Da die Grenzwerte für Phosphor nach seinen Worten vom Gesetzgeber noch einmal gesenkt wurden, könnten hier eventuell Fördergelder fließen, auf eine Summe wollte sich Brunner aber trotz mehrere Versuche der Stadträte nicht festnageln lassen. Er riet vielmehr dazu, die Entscheidungen für diese Maßnahmen – die nach seinen Aussagen beide ein "Muss" sind – "so zu fällen, als ob es keine Förderung gebe".

Unerwünschte Stoffe im Klärschlamm

Phosphor ist ein endlicher, aber sehr wichtiger Rohstoff, informierte Brunner auf Nachfrage von Christoph Mötsch (Grüne). Früher wurde er über den Klärschlamm wieder auf die Äcker ausgebracht, doch da im Klärschlamm auch viele unerwünschte Stoffe sind, hat die Politik dieser Verwertung des Klärrückstands einen Riegel vorgeschoben. Stattdessen müssen große Kläranlagen – nicht in Gunzenhausen – und Verbrennungsanlagen ab 2029 Phosphor aus dem Schlamm zurückgewinnen.

Derzeit wird der Klärschlamm in der Kläranlage gesammelt, bis der Behälter voll ist und dann von einer Fremdfirma abtransportiert. Dafür hat die Stadt zuletzt 265 000 Euro berappen müssen. Allein mit einer eigenen Schneckenpresse können die Kosten deutlich gesenkt werden, denn der Wasseranteil im Schlamm wurde von 97 auf 70 Prozent reduziert. Der verbleibende Rest hat die Konsistenz von Erde. Durch die eigene Trocknung könnte dieser noch einmal deutlich reduziert werden, was sich bei Entsorgungskosten von 140 Euro pro Tonne schnell rechnen würde. Dank jährlicher Einsparungen von 145 000 Euro amortisiert sich die von Brunner vorgeschlagene solare Trocknung nach seinen Worten innerhalb von acht 8 Jahren.

Auch die Umwelt wird profitieren

Eine solare Trockung des Klärschlamms zahlt sich aber nicht nur in blanker Münze aus, sondern auch für die Umwelt: Die notwendige Energie kommt von der Sonne, und es muss viel weniger Masse in die Verbrennungsanlagen in Mitteldeutschland transportiert werden. Die CO2-Einsparungen belaufen sich nach Brunners Kalkulation auf rund 2200 Tonnen im Jahr. Nicht zuletzt diese Nachhaltigkeit der Maßnahmen überzeugte die Stadträte, Christoph Mötsch etwa sah die Stadt mit dieser Investition "auf dem richtigen Weg". Auch seitens der anderen Fraktionen signalisierten Daniel Hinderks (SPD), Dr. Werner Winter (Freie Wähler) und Arno Dernerth (CSU) ihre uneingeschränkte Zustimmung.

Das Ingenieurbüro Miller wurde vom Stadtrat mit der konkreten Planung der Maßnahme beauftragt. Ende 2021 soll sie ausgeschrieben werden, die Umsetzung würde dann 2022 und 23 über die Bühne gehen. Ob die Kosten später allein über die Abwassergebühren auf die Bürger umgelegt werden oder ein sogenannter Verbesserungsbeitrag einkassiert wird, das muss letztendlich der Stadtrat entscheiden.

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