Gunzenhausen wird Modellstadt für Inklusion

29.10.2014, 23:00 Uhr
Gunzenhausen wird Modellstadt für Inklusion

© Erich Neidhardt

Im Stadtrat erläuterten Thomas Thill (Lebenshilfe) und Dr. Hubert Soyer (Regens Wagner) nach zweijähriger Vorbereitungszeit, was hinter dem Modellprojekt steckt. Es trägt das Motto „Gunzenhausen näher am Menschen“, richtet sich insbesondere an Menschen mit Behinderung und fördert die Inklusion.

So werden Begegnungsmöglichkeiten und -räume für Menschen mit und ohne Behinderung geschaffen, die auch nach Ablauf des Projekts, das zunächst auf drei Jahre befristet ist, weitergeführt werden sollen – vergleichbar mit dem bereits vor einigen Jahren ins Leben gerufenen Café „Lebenskunst“ oder dem Kunstbesetzten Haus, wie Thill und Soyer erläuterten.

Durch gezielte Aktionen werden im Rahmen des Modellprojekts nach Angaben der beiden Referenten ein selbstverständlicheres Miteinander und die Teilhabe von Menschen mit Behinderung gefördert. Nach drei Jahren sollen Strukturen und Mechanismen vorhanden sein, die eine Fortführung des Inklusionsgedankens gewährleisten. „Es soll nachhaltig als ein Alleinstellungsmerkmal in der Region Altmühlfranken wirken“, betonte Thill.

Zielgruppen sind nach Angaben der beiden Referenten die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Gunzenhausen sowie alle politischen und sozialen Organisationen. Ins Boot geholt werden sollen obendrein Entscheidungsträger aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Gesellschaft. Das Projekt soll auf lange Sicht Impulse setzen für das kommunale Leben und anhaltendes bürgerschaftliches Engagement vor Ort. Die angestoßenen Aktionen sind darauf ausgelegt, einen dauerhaften Veränderungs- und Verbesserungsprozess anzuregen. Die gewonnenen Erkenntnisse, betonten Thill und Soyer, sollen sich auf andere ländlich strukturierte Räume in der Region übertragen lassen und können dadurch modellhaft wirken.

Das Projekt wird in mehreren Schritten durchgeführt. Zunächst wird untersucht, inwieweit inklusives Denken und Handeln im Bewusstsein der Bevölkerung verankert ist. Die gewonnenen Erkenntnisse werden den Bürgern zur Verfügung gestellt und ihnen dadurch die Möglichkeit gegeben, Handlungsbedarf beispielsweise in den Bereichen Barrierefreiheit, Wohnen, Bildung, Arbeit, Freizeit Sport und Kunst zu entdecken, weiterzuentwickeln und umzusetzen. Die Teilnehmer haben zudem die Möglichkeit, eigene Themen einzubringen und diese zu formulieren. In einem nächsten Schritt werden weiterführende Arbeitsgruppen gebildet, in denen interessierte Bürger zusammen mit Experten überlegen, wie in den verschiedenen Themenbereichen Inklusion vorangetrieben werden kann, welche Probleme vor Ort erkannt werden und welche Lösungsansätze denkbar sind.

Im Anschluss geht es in die Praxis: Die entwickelten Ideen und Modelle werden umgesetzt und in einem abschließenden Schritt die Ergebnisse dokumentiert und für die Übertragbarkeit auf andere Kommunen aufbereitet. Zur Durchführung wird laut Thill und Soyer ein Projektleiter in­stalliert. Als Partner sind neben Regens Wagner und der Lebenshilfe die Diakonie Neuendettelsau, die Stadt Gunzenhausen sowie der Landkreis und der Bezirk anvisiert. Stadt, Kreis und Bezirk sollen unter anderem auch bei der Finanzierung mitwirken. Als wissenschaftlicher Berater wird Professor Dr. Reinhard Markowetz den Beteiligten zur Seite stehen. Laut Thill und Soyer ist jede Bürgerin und jeder Bürger willkommen. Je breiter das Netzwerk gespannt werden könne, desto besser sei es für das Projekt.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz freute sich, dass auf Initiative von Lebenshilfe und Regens Wagner in Gunzenhausen in Sachen Inklusion „etwas am Entstehen ist“. Das Thema begegne einem jeden Tag und man sei gut beraten, hier etwas Dauerhaftes aufzustellen. Er versprach, dass die Stadt das Vorhaben im Interesse der Bürger gern begleiten wird. So sahen es auch die übrigen Stadtratsmitglieder. Das Votum, das Modellprojekt zu unterstützen, fiel einstimmig aus. Dr. Werner Winter (Freie Wähler) regte an, das Projekt landkreisweit auszudehnen und möglicherweise zur europäischen Leader-Förderung anzumelden.

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