Gunzenhausen: Zusätzliche Sportstätte in Industriestraße

18.2.2020, 17:30 Uhr
Gunzenhausen: Zusätzliche Sportstätte in  Industriestraße

© Wolfgang Dressler

Die Stadt baute die Halle auf dem Höhepunkt der Flüchtlingswelle und vermietete sie 2016 und 2017 an die Regierung von Mittelfranken, also an den Freistaat. Für ihren eigentlichen Zweck wurde sie nicht gebraucht, sie diente nie als Erstaufnahmeeinrichtung. Anfang 2018 wurde bekannt, dass Hetzner Online, ebenfalls in der Industriestraße ansässig, die Immobilie von der Stadt erworben hatte. Derzeit laufen Befestigungsmaßnahmen im Umfeld der Halle. Bauherr ist Hetzner Online.

Obwohl das Angebot an Sporthallen im Stadtgebiet nicht schlecht ist, bestehen hin und wieder Engpässe. Abends sieht es für die Vereine gut aus, dann sind ja die Hallen der Stadt, des Landkreises und der Hensoltshöhe-Realschule frei, doch tagsüber besteht Raumbedarf, der längst nicht immer gedeckt werden kann. Das weiß man gerade beim TV Gunzenhausen, dem größten Sportverein im Landkreis. Insbesondere für den Jugendsport fehlt es an Kapazitäten. Vorsitzender Kai Fucker: "Aus diesem Grund können wir aktuell viele sportliche Angebote für Kinder und Jugendliche nicht anbieten."

Zehn plus fünf Jahren

Das soll sich mithilfe der Industriestraße 21 ändern. Der TV-Vorstand ist sich mit Martin Hetzner einig geworden. Das Konstrukt sieht so aus: Der Mietvertrag für die 522 Quadratmeter läuft über zehn Jahre, plus fünf Jahre Verlängerungsoption. Der TV tritt auch als Investor auf, wandelt die Halle für seine Zwecke um, schafft sportgerechte Duschen und Umkleidekabinen, sorgt für eine Grundausstattung an Geräten und errichtet eine Boulderwand für die Kletterer. Der Verein rechnet mit 120 000 Euro, die er aufbringen muss. Wie Kai Fucker argumentiert, konnte mit Martin Hetzner ein niedriger Mietzins ausgehandelt werden. Würde Hetzner Online die Halle selbst umbauen, wäre die Miete deutlich höher. Die Halle soll für Kinder-, Jugend- und Seniorensport Verwendung finden. TV-Übungsleiter haben sich die Räumlichkeiten bereits angesehen.

Es ist auch klar, dass der TV nicht auf die alleinige Nutzung pochen wird. Andere Sportvereine können sich einklinken und die Halle für sich in Anspruch nehmen. Dafür ist ein Nutzungsentgelt von 20 Euro pro Stunde im Gespräch.

Der TV hat bereits im Blick, dass sich die Raumsituation in Gunzenhausen erheblich verschlechtern könnte. Der Grund: Die Dreifachturnhalle des Simon-Marius-Gymnasiums muss laut Kai Fucker saniert werden – irgendwann. Wenn die Dreifachturnhalle längere Zeit "ausfallen" wird, haben es die Sportvereine schwer, in der Zeit ihr Angebot aufrechtzuerhalten, das steht fest.

Im zuständigen Ausschuss des Stadtrats ging es jetzt darum, ob und wie die Stadt den TV finanziell bei seinem Projekt unter die Arme greifen wird. Da sind zum einen die 120000 Euro an Umbaukosten. Hier winkt gemäß den Richtlinien ein städtischer Zuschuss bei "Neuerrichtungen". Dieser Zuschuss beträgt 15 Prozent. Die 18 000 Euro an einmaligen Zuschuss wurden einstimmig beschlossen.

Einmalige und laufende Förderung

Daneben fördert die Stadt die Sportvereine auch jedes Jahr bei der eigentlichen Nutzung, und zwar in Höhe von 70 Prozent. Der jeweilige Verein braucht also je Stunde nur 30 Prozent der anfallenden Kosten zu bezahlen. Umgerechnet auf den Quadratmeter soll diese Belastung bei den verschiedenen Hallen in etwa gleich groß sein. Das Rathaus setzt deshalb im Fall der Hetzner-Online-Halle eine fiktive Miete von acht Euro je Stunde an. 70 Prozent davon machen 5,60 Euro aus, die die Stadt übernimmt. Der Verein hat also nur die anderen 30 Prozent – 2,40 Euro – je Stunde aufzubringen. Auch dieser Vorschlag wurde vom Gremium so beschlossen.

Bürgermeister Karl-Heinz Fitz, früher selbst Vorsitzender des TV, äußerte sich positiv über das Ansinnen des Vereins. Die Halle sei insgesamt 1500 Quadratmeter groß. Ein Teil davon diene als Lagerfläche, habe also mit dem TV-Projekt nichts zu tun. Entscheidend sei aus Sicht der Stadt, dass eine langfristige Nutzung der 522 Quadratmeter durch den TV gegeben sei. Hauptamtsleiter Klaus Stephan ergänzte, zu der vom TV erwähnten SMG-Halle könne man derzeit noch gar nichts sagen, auch nicht zu einem Beginn der Sanierung.

Fraktionen sind einverstanden

Angela Schmidt (SPD) meinte, ein gesichertes sportliches Angebot, gerade tagsüber, komme der Allgemeinheit zugute. Unter diesem Gesichtspunkt müsse man die einmalige wie die laufende Förderung durch die Stadt sehen. Arno Dernerth (CSU) sagte, es sei erfreulich, dass der TV selbst aktiv werde. Für Gerhard Baumgärtner (Freie Wähler) war es wichtig, dass die Nutzung auch durch andere Sportvereine gewährleistet sein wird.

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