Gunzenhausens "Freie" nominieren Kandidaten

2.12.2019, 05:50 Uhr
Gunzenhausens

© Jürgen Eisenbrand

Allerdings: Eine wirklich glanzvolle Inthronisation war das nicht, was die FW unter der Regie des Landtagsabgeordneten Wolfgang Hauber als Versammlungsleiter da inszenierten.

Ganze elf stimmberechtigte Mitglieder verloren sich im ohnehin nicht übermäßig großen Saal des Gasthauses Seßler in Unterwurmbach, und von denen machten auch nur recht bescheidene acht ihr Kreuz neben den Namen des Ortssprechers von Aha; zwei Parteifreunde stimmten gegen ihn, einer enthielt sich. Die 15-köpfige Liste für den Stadtrat (siehe rechts) hingegen wurde einstimmig durchgewunken.

In auffälligem Kontrast dazu stand die Rede, die Romanowski unmittelbar vor dem geheimen Wahlgang gehalten hatte: Selbstbewusst, kämpferisch und durchaus auch mal lautstark ratterte er all jene (kommunalpolitischen) Erfolge herunter, die sich die FW auf ihre Fahnen schreiben.

Die Abschaffung des Büchergeldes und der Studiengebühren waren da ebenso mit dabei wie die Rückkehr zum G9, der Kita-Zuschuss von 100 Euro, die Einführung des Rufbus-Systems in der Altmühlstadt, der Kampf für die Ertüchtigung der Bahnstrecke Nürnberg-Gunzenhausen durch modernste (Fahrzeug-)Technik und die Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung – und das gegen die Münchner Parteispitze: "Wir, die Ortsvereine, haben die Bürger gegen die Strabs mobilisiert, nicht die Partei!", stellte ein emotional aufgeladener Romanowski fest.

Er erinnerte zudem an den zähen, bislang jedoch erfolglosen Kampf seines im Stadtrat sitzenden Kollegen Dr. Werner Winter um das kostenfreie Kurzparken am Gunzenhäuser Marktplatz (Stichwort: "Sanduhr"). Und er verwies stolz auf Winters Antrag aus dem Februar 2018 – also lange vor "Rettet die Bienen" –, in der Stadt Flächen für Blumenwiesen und Blühstreifen vorzusehen.

Es gebe in Gunzenhausen "zig Hektar, auf denen Blühflächen entstehen könnten", meinte er. Und erst wenn das erreicht sei, habe man das Recht, Kritik an den so heftig gescholtenen Bauern zu üben. Für die bedeuteten solche Areale ja immer auch Verdienstausfälle, und die müsse der Staat folgerichtig ausgleichen: "Ich kenne keinen Landwirt, der dann gegen Blühflächen wäre."

Der Vater zweier Söhne, der erst seit 2014 FW-Mitglied ist, regte die Schaffung generationenübergreifender Wohngemeinschaften an, monierte den Mangel an Bauland und kritisierte, dass mit der Entwicklung von Reutberg III ausgerechnet jenes Areal erweitert werde, "das teurer ist als alle anderen potenziellen Baugebiete".

Beim derzeit wohl umstrittensten Thema in Gunzenhausen, der Ortsumgehung Schlungenhof, lobte Romanowski seine "Freien" als jene politische Kraft, die versucht habe, "eigene Lösungen anzubieten", und die "für einen Dialog zwischen beiden Seiten gesorgt" habe: "So muss das in einer Demokratie sein."

Er zeigte sich überzeugt, dass man "viel mehr hätte erreichen können, wenn Schlungenhof und Laubenzedel gemeinsam an einer Lösung gearbeitet hätten". Und er übte deutliche Kritik am Staatlichen Bauamt, von dem man in Sachen Rad- und Flurwege rund um die Umgehungstrasse "keine Aussagen bekommt, nichts!". In dieser Frage werde es noch einen "langen Kampf" geben.

Für den sieht er sich und die FW gut gerüstet. Man werde nicht nachgeben, habe sehr gute Themen und sei fleißig – ein Attribut, das er ausdrücklich nicht für alle Kollegen der anderen Parteien im Stadtrat gelten lassen wollte.

Sich selbst bezeichnete der aus dem Ruhrpott stammende Romanowski als einen "idealen Freien Wähler", denn: "Ich bin grün angehaucht und rot, und zum Teil auch stockkonservativ. Aber vor allem will ich Sachpolitik machen."

Die Liste der FW:

1. Harald Romanowski (58), Ingenieur

2. Stefan Bauer (39), Hotelier

3. Dr. Werner Winter (73), Stadtrat, Kreisrat

4. Lukas Sixtbauer (19), Auszubildender

5. Gerhard Müller (46), Hotelier

6. Julia Braun (35), Geschäftsführerin

7. Armin Ferber (52), Gerichtsvollzieher

8. Gerhard Postler (71), Ernährungsberater

9. Charlotte Loy-Romanowski (56), Krankenschwester

10. Roland Holl (52), Busfahrer

11. Dennis Bauer (17), Auszubildender

12. Dagmar Holl (52), Bürokauffrau

13. Christian Zimmermann (50), Rechtsanwalt

14. Hans-Jürgen Auinger (37), Landwirt

15. Sigrid Fucker (63), Rentnerin

Die Plätze 1 bis 9 auf der maximal 24 Kandidaten fassenden Liste werden laut Beschluss der Nominierungsversammlung verdoppelt. Wähler, die die Liste komplett wählen, geben diesen Bewerbern also zwei Stimmen.

Verwandte Themen


1 Kommentar