Gunzenhäuser Abiturienten haben alle bestanden
19.7.2020, 16:28 Uhr
Dabei war der Anlass, zu dem sich die Schüler am Freitag trafen, ein rundum erfreulicher, konnten sie doch aus der Hand von Schulleiterin Susanne Weigel ihre Abiturzeugnisse entgegennehmen. Und zwar alle: Denn trotz der Corona-bedingt schwierigen Umstände, trotz Schulschließung und Homeschooling, trotz mancher Sorgen und vermutlich auch großer Zweifel haben alle Schüler ihr Abi bestanden.
Und so spürte man zumindest im Foyer der Stadthalle, als die Zeugnisübergabe vorbei war und sich die in vier Gruppen aufgeteilten Abiturienten (Stichwort: Abstandsgebot!) zum professionell geschossenen Erinnerungsfoto aufstellten, doch einige Erleichterung, wurde das Lachen breiter, das Stimmengewirr lauter und fröhlicher. Und bei etlichen der stolzen Eltern auch die Augen, die sich kurz vorher bei der Zeugnisübergabe mit Tränen der Rührung gefüllt hatten, wieder trockener.
Susanne Weigel hatte die Abiturienten und ihre Angehörigen mit einer kleinen Rede begrüßt, die sie an diesem Tag gleich viermal halten durfte. Sie entschuldigte sich zunächst, "dass diese Veranstaltung heute nicht den Charakter einer sonst üblichen Abschlussfeier hat, auch wir sind den Hygienebestimmungen unterworfen". Sie hoffe aber, dass das Ambiente ein wenig entschädigen könne: "Es lag uns sehr am Herzen, einen Rahmen zu schaffen, in dem auch Sie als Eltern unmittelbar dabei sein können."
Ihren "lieben Abiturienten" bescheinigte sie, "am Schluss nochmals alles gegeben" zu haben, "um trotz der besonderen Bedingungen, die für uns alle so noch nie dagewesen sind, das Beste für euch zu erreichen". Viele Jahre ihrer Schullaufbahn habe alles "prima geklappt, – und dann standen wir plötzlich alle wegen der hohen Infektionsrate vor einer komplett ungeahnten Situation, der Schulschließung über mehrere Wochen. Das hatten wir nicht erwartet", so Weigel.
Plötzlich habe es "ein Gefühl der Besorgnis, Unruhe, vielleicht sogar Angst" gegeben. "Das war neu für uns, kannten wir doch eine lange Zeit von Frieden, 75 Jahre, Naturkatastrophen liefen bei uns relativ glimpflich ab", sagte die Oberstudiendirektorin. Und befand: "Was Lebensrisiken angeht, sind wir eine sicherheitsverwöhnte Gesellschaft." Bis zum 16. März, als die Schulen schlossen.
Die Zeit danach sei von Homeschooling geprägt, selbstständiges Lernen und Organisieren sei gefragt gewesen, was weder Schüler noch Lehrer bis dahin in dieser Absolutheit hatten unter Beweis stellen müssen. "Das gelang dem einen besser, dem anderen weniger gut", bilanzierte Weigel. Immerhin hätten sich die Abiturienten, da sie ohne weitere Tests zur Prüfung zugelassen waren, "drei Wochen intensiv auf die Abiturprüfungen vorbereiten" können.
Und das mit Erfolg: "87 junge Damen und Herren waren zu den Prüfungen angetreten, alle haben bestanden!", freute sich Weigel. Und fuhr fort: "Einige können stolz auf herausragende Leistungen blicken und werden zusätzlich Preise erhalten, von der Hauf-Stiftung, der Sparkasse, verschiedenen naturwissenschaftlichen Gesellschaften. Es gibt drei Mal die Traumnote 1,0, insgesamt 26 Mal die 1 vor dem Komma! Wenn das kein Grund zur Freude ist!"
Den Platz am Mikrophon musste sich die Schulleiterin heuer übrigens mit niemandem teilen, denn Corona verhinderte auch einen "Live-Auftritt" von Elternbeirat, Bürgermeister und Landrat. Alle drei verfassten jedoch Grußworte, die den Absolventen schriftlich überreicht wurden.
Im Namen des Elterbeirats wünschte Ines Neumann in einem Zitate-satten Beitrag den Absolventen vor allem eines: "Das Glück, die Freude an den kleinen alltäglichen Dingen im Leben zu bewahren" – egal, "welche Schwierigkeiten Sie im Leben erwarten".
Der Gunzenhäuser Rathaus-Chef Karl-Heinz Fitz bescheinigte den Abiturienten und ihren Eltern, sie könnten "stolz auf das Geleistete sein", ihnen stünden nun "viele Möglichkeiten offen". Und er riet den jungen Menschen: "Entscheiden Sie sich für die Ausbildung, für den Beruf, von dem Sie annehmen, besser noch, von dem Sie überzeugt sind, dass er Ihnen Zufriedenheit beschert." Und er äußerte einen Wunsch: "Bleiben Sie Gunzenhausen und dem Fränkischen Seenland verbunden."
Landrat Manuel Westphal prognostizierte, dass "die vor Ihnen liegende Zeit sicher eine der aufregendsten in Ihrem Leben sein wird. Nun geht das Erwachsenwerden für Sie richtig los." Und er wünschte den Absolventen, mit einem Seitenblick auf Corona: "Genießen Sie die neu gewonnene Freiheit, so gut es geht!"
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