Gunzenhäuser Arzt gibt Trainigstipps in Zeiten von Corona

26.3.2020, 16:37 Uhr
Gunzenhäuser Arzt gibt Trainigstipps in Zeiten von Corona

© colourbox.de

Herr Dr. Kraus, sind Sportler die gesünderen Menschen?

Grundsätzlich schon. Gerade Sport im Freizeitbereich ist auf jeden Fall etwas, das einen gesund erhält. Egal, ob das Herz-Kreislauferkrankungen sind oder orthopädische Erkrankungen, zum Beispiel an der Wirbelsäule, betrifft. Sport ist ein gutes Mittel, um Krankheiten zu vermeiden oder sogar zu behandeln. Bei Bluthochdruck ist gut untersucht, dass man durch regelmäßiges leichtes Ausdauertraining den Blutdruck senken kann. Sport senkt bei Krebspatienten auch das Risiko, dass der Tumor erneut auftritt. Und die Immunabwehr wird gestärkt.

Wie groß ist der Effekt regelmäßiger sportlicher Aktivität auf das Immunsystem?

Das lässt sich schwer quantifizieren. Aber man kann sagen, dass sowohl durch die bessere Belüftung der Lungen und durch ein größeres Atemvolumen die Immunabwehr deutlich gestärkt wird. Dazu kommen noch hormonelle Mechanismen, die man bislang nur zum Teil versteht. In Studien wird da keine konkrete Zahl genannt, aber das Immunsystem lässt sich gerade durch mildes Ausdauertraining schon verbessern. Grob gesagt, vielleicht um zehn Prozent, aber nicht um 50 oder gar 100 Prozent.

Was passiert dabei konkret im Körper?

Die Gefäße werden besser durchblutet, bis hinein in die kleinsten Verästelungen. Es kommt sogar zur Neubildung von Gefäßen. Damit wird die Versorgung mit Sauerstoff verbessert und der Abtransport von Abbauprodukten beschleunigt. Außerdem spielen Hormone und der Säure-Basen-Haushalt eine Rolle. Und der Körper regeneriert schneller.

Ist das ein Effekt der immer auftritt oder gibt es auch Ausnahmen – etwa im Leistungssport bei sehr hoher Belastung?

Im Leistungssport kann es natürlich zu Überlastungen kommen und die sind dann auch eher schädlich. Wenn man sich zum Beispiel auf einen Marathon vorbereitet, wird man oft anfälliger für Infekte. Da hat man zu wenig Regeneration und Spaltprodukte, die eigentlich aus dem Körper raus müssten, werden nicht mehr vollständig abtransportiert. Biathleten etwa kämpfen im Winter oft mit Erkältungen. Manchmal müssen sie sogar die Saison abbrechen, weil sie aus der Infektspirale nicht mehr rauskommen.

Training kann also auch anfälliger für Infektionen machen?

Zumindest nach sehr intensivem Ausdauertraining ist man eine Zeitlang stärker gefährdet. Weil der Körper etwas überfordert ist mit der Leistung, die er bringen musste und damit beschäftigt ist, sich selbst zu regenerieren. Wenn dann Bakterien oder Viren von außen kommen, kann es schneller zu einem Infekt kommen. Nach einem normalen Training im Fitnessstudio oder dergleichen ist das aber nicht der Fall.

Gunzenhäuser Arzt gibt Trainigstipps in Zeiten von Corona

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Wie häufig und intensiv sollten wir also Sport treiben, um das Optimum für unsere Abwehrkräfte rauszuholen?

Zwei- bis dreimal pro Woche mindestens eine halbe Stunde ist die Empfehlung. Welche Belastung man da wählt, ist natürlich höchst individuell. Man sollte sich halt so belasten, dass man nicht völlig außer Atem kommt. Bei dem einen reicht da schon Nordic Walking, ein anderer kann in einer halben Stunde auch problemlos sechs Kilometer joggen.

Lässt sich sagen, dass sportliche Menschen auch eher vor der Ansteckung mit dem neuartigen Coronavirus geschützt sind?

Dazu gibt es natürlich noch keine Studien, weil das Thema zu neu ist. Es ist aber anzunehmen. Die Risikogruppen, die bislang definiert sind, sind ja auch eher kranke Menschen oder Personen mit Schäden an der Lunge, etwa durch Rauchen. Je besser die eigene Gesundheit und das eigene Immunsystem, desto geringer ist das Risiko bei der Corona-Infektion einen schweren Verlauf zu erleiden.

Was kann man sonst noch tun, um
sein Immunsystem gut auf eine mögliche Infektion vorzubereiten?

Die Ernährung spielt neben dem Sport noch eine ganz wichtige Rolle. Es ist gut, viel Vitamin C und Antioxidantien zu sich zu nehmen, zum Beispiel durch viel Obst und Gemüse. Zink und Selen helfen auch bei der Infektabwehr. Rauchen ist natürlich auch ein Risikofaktor für Atemwegsinfekte.

Ist jetzt also ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören?

Auf jeden Fall. Das kann man empfehlen.

Stichwort Corona: In Sportvereinen findet weder Training noch Spielbetrieb statt, die Fitnessstudios haben geschlossen – welche Möglichkeiten gibt es jetzt noch, sich fit zu halten?

Man kann alleine oder mit der Familie joggen oder Fahrrad fahren. Momentan natürlich am besten da, wo es nicht sehr belebt ist. Ansonsten gibt es – gerade für Patienten, die zum Beispiel aufgrund von Rückenproblemen – auf regelmäßiges Training angewiesen sind, vieles, das man zu Hause machen kann.

Statt an Geräten im Fitnessstudio trainieren einige Sportler jetzt zu Hause mit dem eigenen Körpergewicht. Ist das genauso effektiv?

Ja, definitiv. Besonders wenn es um Reha-Sport geht. Da gibt es auch exzellente Videos im Internet dazu mit denen man ein richtiges Übungsprogramm nachmachen kann. Und auch im Sportbereich kann man eine Menge tun. Ein Bodybuilder wird vielleicht nicht ganz zufrieden sein mit dem Training daheim, aber alle anderen können das, was sie aus dem Fitnessstudio gewohnt sind, auch im häuslichen Umfeld machen. Zum Beispiel mit einem Theraband oder mit Schwingstäben.

Was ist, wenn man Symptome einer Erkältung oder einer anderen Atemwegsinfektion hat. Ist Sport trotzdem noch möglich?

Nein, das sollte man sein lassen. Das kann den Infekt endgültig zum Ausbruch bringen. Außerdem kann das weitere Probleme wie eine Herzmuskelentzündung verursachen.

 


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